Steinwolle-Platten sind die klare Nummer 2 im WDVS-Markt. (Quelle: Heck Wall Systems)

Dämmstoffe 2024-06-11T07:00:00Z WDVS: Die häufigsten Dämmstoffe

Für die Fassadendämmung mit WDVS kommen Systeme mit verschiedenen Dämmstoffen zum Einsatz. Beim Marktanteil hat das Material EPS weiterhin deutlich die Nase vorn, gefolgt von Steinwolle und Holzfaserplatten. Das zeigt die jüngste Statistik des Verbandes für Dämmsysteme, Putz und Mörtel.

Die neuen Zahlen zu den in Wärmedämm-Verbundsystemen (WDVS) verwendeten Dämmstoffarten hat der Verband für Dämmsysteme, Putz und Mörtel im April in einer Pressemitteilung kommuniziert. Sie umfasst die Jahre 2022/2023 und beinhaltet zudem eine Prognose der Entwicklung für das laufende Jahr. Insgesamt gibt es für den genannten Zeitraum nur sehr geringe Veränderungen bei den Marktanteilen.

Aufbau von WDV-Systemen

Ende 1957 wurde am Wohnhaus eines Malermeisters in Berlin-Dahlem das erste WDVS in Deutschland angebracht. Seitdem haben sich die aufgeklebten Systeme zur mit Abstand häufigsten Form der Fassadendämmung gemausert.

Die Statistik umfasst die Jahre 2022/2023 und beinhaltet zudem eine Prognose für 2024. (Quelle: VDPM/B+L)

Bis heute bestehen alle WDVS aus drei Hauptschichten: dem Dämmstoff, der Armierungsschicht und der Außenbeschichtung. Bei der äußeren Beschichtung handelt es sich meist um eine Putzschicht, doch auch Riemchen – zum Beispiel aus Ton, Kalksandstein, Betonstein oder Naturstein – kommen hier zum Einsatz. Unter der Außenbeschichtung befindet sich beim WDVS ein spezieller spezieller Unterputz – die so genannte Armierungsschicht.

Die Armierungsschicht besteht in der Regel aus einer Schicht Mörtel, in die ein kunststoffummanteltes Glasfasergewebe eingebettet wird. Dieses Gewebe wirkt wie eine Bewehrung im Mörtel und verringert das Rissrisiko. Die Armierungsschicht des WDVS nimmt Dehnungsspannungen im System auf und schafft zugleich einen ebenen Untergrund sowie bessere Haftungsbedingungen für die abschließende Außenbeschichtung. Zur Verbesserung der Haftung trägt man auf die Armierungsschicht häufig noch eine Grundierung auf.

Die unterste und zugleich dickste Schicht eines WDVS ist die Dämmstoffschicht. Sie sorgt für den gewünschten Wärmeschutz. Bis heute am häufigsten verwendet werden Dämmstoffplatten aus expandiertem Polystyrol (EPS). Der Kunststoffhartschaum lässt sich in vielen Fällen einfach mit Mörtelbatzen auf den Fassadenuntergrund kleben. Nur in bestimmten Fällen sind zusätzlich WDVS-Dübel notwendig. Bei Steinwolle-Platten dagegen ist eine Verdübelung grundsätzlich Pflicht.

EPS mit 50 % Marktanteil

Der Verband für Dämmsysteme, Putz und Mörtel (VDPM) repräsentiert nach eigenen Angaben die führenden Hersteller von Fassadendämmsystemen. Nach den jüngsten VDPM-Zahlen wurden im Jahr 2023 von den Verbandsmitgliedern insgesamt 15,23 Mio. m2 EPS für WDVS abgesetzt. Das entspricht einem Marktanteil von 50 %. Hinzu kamen noch knapp 2 Mio. m2 EPS-Sockeldämmplatten, die von der Statistik separat ausgewiesen werden. Für 2024 wird ein weiter schrumpfender Gesamtmarkt für WDVS erwartet (siehe Grafik). Der hohe Marktanteil von EPS bleibt aber wohl weitgehend konstant (49,9 %).

Der Gesamtmarkt für WDVS erlebte 2023 ein historisches Absatzminus. (Quelle: B+L Marktdaten GmbH)

Die Vorherrschaft von EPS („Styropor“) als WDVS-Dämmstoff hängt sicher nicht zuletzt mit dem relativ günstigen Preis zusammen. Allerdings überzeugt das Material auch durch seine Stabilität bei gleichzeitig geringem Gewicht sowie durch Faktoren wie Wasserresistenz und leichte Verarbeitbarkeit. Nicht zuletzt dämmen die Hartschaumplatten ziemlich gut. Minuspunkte gibt es dagegen in Sachen Nachhaltigkeit (Erdölprodukt) und Brandverhalten.

Durch das Thema Brennbarkeit ist EPS in den letzten Jahren ins Gerede gekommen. Tatsächlich ist Polystyrol-Hartschaum an sich ein leicht entflammbares Material, das zudem im Brandfall starke Rauchgase entwickelt. Genau deshalb wird es allerdings für WDVS-Fassaden nicht in Reinform verwendet, sondern nur versetzt mit Flammschutzmitteln. Diese sorgen dafür, dass der Dämmstoff die Baustoffklasse B1 erreicht („schwer entflammbar“).

Eine direkte Beflammung des Dämmstoffs wird zudem durch Armierungsschicht und Außenbeschichtung über einen gewissen Zeitraum verhindert. Zudem sind für WDVS mit EPS schon seit Jahren Brandriegel aus nicht brennbaren Dämmstoffen vorgeschrieben. Das soll eine geschossübergreifende Brandausbreitung verhindern. Mehr Infos zu diesem Thema bietet der BaustoffWissen-Artikel „Neu seit 2016: Brandschutzregeln bei EPS-Fassaden“.

Steinwolle und Holzfaser

Die Brandschutzthematik hat die Marktführerschaft von EPS nicht gebrochen. Blickt man zurück auf die fast 67-jährige WDVS-Geschichte, ist der Marktanteil gleichwohl langsam aber stetig gesunken. Das hängt vor allem damit zusammen, dass EPS in den ersten 20 Jahren praktisch der einzige Dämmstoff für WDVS war. Erst 1975 kam das erste System mit Mineralwolle als Flächendämmstoff auf den Markt.

Seitdem haben sich vor allem Steinwolle-WDVS eine gute Position im Marktranking gesichert. 2023 wurden laut VDPM-Zahlen 6,48 Mio. m2 Steinwolle-Platten für WDVS abgesetzt (Marktanteil: 21,3 %). Hinzu kommen noch 1,27 Mio. m2 WDVS-Fläche, die mit Steinwolle-Lamellen realisiert wurden. Steinwolle ist damit ganz eindeutig die Nummer 2 im WDVS-Markt. Der Dämmstoff ist zwar teurer als EPS und meist auch etwas aufwändiger in der Verarbeitung (WDVS-Dübel), kann dafür aber mit absoluter Nichtbrennbarkeit und einer besseren Schalldämmung punkten.

Einen respektablen dritten Platz bei den WDVS-Dämmstoffen haben sich mittlerweile Holzfaserplatten erarbeitet. 2023 wurden immerhin 4,21 Mio. m2 dieses Dämmstoffs für WDVS-Fassaden abgesetzt, was einem Marktanteil von 13,8 % entsprach. Holzfaserplatten punkten vor allem als besonders nachhaltiger Naturdämmstoff. Hinzu kommen Vorteile bei der Schalldämmung und die sehr gute Wärmespeicherfähigkeit. Nach Angaben des Verbandes Holzfaser-Dämmstoffe bewirken die Platten eine wärmere Oberfläche als etwa EPS. Dadurch seien WDVS-Fassaden weniger anfällig für Algenbildung.

Dafür sind Holzfaserplatten allerdings teurer als EPS und Steinwolle. Außerdem dämmen sie schlechter und sind „normal entflammbar“ (Baustoffklasse B2). Um einen ausreichenden Brandschutz zu erzielen, kommt es darauf an, wie der Dämmstoff verbaut wird. In Zukunft könnten das Brandverhalten des Materials aber durch neuartige Glimmschutzmittel für Naturdämmstoffe verbessert werden. Mehr Infos dazu gibt es im BaustoffWissen-Artikel „Einsatzgrenzen von Naturdämmstoffen“.

Alle anderen Dämmstoffe (XPS, Polyurethan, Phenolharzschaum) spielen für WDVS nur eine untergeordnete Rolle. Ihr Marktanteil lag 2023 zusammengenommen lediglich bei 3,9 %.

WDVS-Markt insgesamt rückläufig

Bei den Marktanteilen der WDVS-Dämmstoffe gab es also in den letzten Jahren nur geringe Veränderungen. Für die Absatzentwicklung von Wärmedämm-Verbundsystemen insgesamt gilt das aber ganz und gar nicht. Vielmehr meldet der VDPM für 2023 ein historisches Absatzminus von 15,3%.

Laut der Marktstatistik, die der VDPM Mitte April auf seiner Mitgliederversammlung gemeinsam mit der Bonner B+L Marktdaten GmbH vorlegte, sank die Menge der insgesamt verbauten WDVS-Flächen von 35,98 Mio. m² im Jahr 2022 auf nur noch 30,47 Mio. m² im Jahr 2023. Für das laufende Jahr wird ein weiteres Minus erwartet – und zwar um 5,1% auf dann nur noch 28,91 Mio. m² verlegte Fläche. Zum Vergleich: Noch vor zehn Jahren gelangten durch die Mitgliedsunternehmen des VDPM 40 Mio. m² WDVS jährlich in den Markt.

„Die Gründe für diese Zahlen und Trends sind prinzipiell ja bekannt“, erklärt VDPM-Hauptgeschäftsführer Lars Jope. „Wir haben nun aber erstmals das Phänomen rückläufiger Marktentwicklungen sowohl im Neubau wie in der Modernisierung.“ Neben den Negativ-Faktoren Zinsen, Inflation, Energiekosten und Materialpreise sieht man beim VDPM vor allem die Unsicherheit bei Neubau-Interessenten und Hausbesitzern mit Modernisierungsbedarf als Wachstumshindernis.

Lars Jope: „Die Menschen zögern ihre Bauvorhaben hinaus, weil einerseits die geopolitische Situation durch die laufenden Kriege für Verunsicherung und Investitionszurückhaltung sorgt, andererseits die Regierung bislang keine klaren Rahmenbedingungen und verlässliche Perspektiven für Hausbesitzer in Bezug auf energetische Modernisierung geschaffen hat.“

zuletzt editiert am 10. Juli 2025