Diese (unten noch offene) Hohlkastendecke bietet Raum für Dämmstoffe und/oder Installationsleistungen. (Quelle: Metsä Wood / Arca Nova AS)

Boden und Wand 2024-07-23T07:00:00Z Welche Holzdecken gibt es?

Bei Geschossdecken im Wohnungsbau handelte es sich früher meist um Holzbalkendecken. Erst seit den 1960er-Jahren wurden sie im Neubau zunehmend von Stahlbetondecken verdrängt. Doch im modernen, mehrgeschossigen Holzbau sind Holzdecken wieder gefragt. Mittlerweile gibt es aber neue Typen wie etwa die Hohlkastendecke, die Massivholzdecke oder auch die Holz-Beton-Verbunddecke.

Die klassische Holzbalkendecke in ihrer einfachsten Form besteht nur aus gesägten, rechteckigen Vollholzbalken, die an beiden Enden auf den tragenden Raumwänden aufliegen, sowie aus einem quer darüber verlegten Bodenaufbau. Von unten betrachtet, sieht man bei dieser Variante die freiliegenden Balken und die unterste Lage des Bodens. Letzterer bestand früher oft aus einer Holzschalung als Unterboden und einem darauf montierten Dielenboden.

Klassische Holzbalkendecken

Damit ist aber nur das grundsätzliche Konstruktionsprinzip der Holzbalkendecke beschrieben. In der Praxis gab und gibt es viele Varianten. So können die Balken beispielsweise auch auf Stahlträgern aufliegen – anstelle auf den Raumwänden – oder auch auf Kragsteinen, die aus der Wand in den Raum hineinragen.

Holzbalkendecke mit sichtbaren Balken. (Quelle: Pixabay)

Die Balken müssen zudem nicht zwangsläufig aus Vollholz bestehen, das am Stück aus einem Baumstamm geschnitten wurde, sondern können auch aus zusammengesetzten Holzwerkstoffen gefertigt sein. Häufig werden dafür stabförmige Holzelemente verwendet, die man durch Verleimung mehrerer Brettlagen herstellt – so genanntes Brettschichtholz.

Auch der Bodenaufbau ist in der Praxis meist komplexer als oben beschrieben. Ein simpler Dielenboden auf einer Holzverschalung genügt nicht mehr den heutigen Wohnansprüchen. Um den Schallschutz zu verbessern, erhalten bestehende Holzbalkendecken in Altbauten häufig zusätzliche Bodenschichten. Das können zum Beispiel Trittschalldämmungen, Trockenestrich-Elemente oder auch ein schwimmender Estrich sein.

Schallschutzprobleme

Da klassische Holzbalkendecken relativ leicht und wenig steif sind, geraten sie oft schon durch bloßes Begehen in Eigenschwingungen. Deshalb ist die Schallausbreitung durch solche Decken viel stärker als beim schwereren und druckfesteren Material Beton. Um dem entgegenzuwirken, hat man bei Holzbalkendecken bereits früher auch unterhalb der Balken häufig eine zweite Deckenebene eingezogen und den so entstandenen Hohlraum zwischen den Balken mit unterschiedlichsten Füllmaterialien beschwert. Weitere Infos zu dieser Praxis bietet der BaustoffWissen-Beitrag „Schallschutz bei Holzbalkendecken“.

Brettsperrholz-Varianten: Rippen-Kastenelemente (rechts und Mitte) stehen im Vergleich zur Standard-Brettsperrholztafel (links) für einen geringeren Holzverbrauch. (Quelle: Lignotrend)

Die Füllung macht die Deckenkonstruktion schwerer und damit weniger schwingungsanfällig, was einen besseren Schallschutz zur Folge hat. Je nach Füllungsmaterial verbessert sich oft auch die Wärmedämmung. Werden alte Holzbalkendecken heute saniert, ist es üblich, neben beschwerenden Füllungen wie etwa Schüttgüter auch zusätzlich eine Dämmstofflage in den Deckenhohlraum einzubauen.

Die geschlossene Holzbalkendecke mit Füllmaterialien ist bei Altbauwohnungen bis heute weit verbreitet. Die untere Beplankung geht natürlich auf Kosten der Optik. Die von vielen geschätzte Balkenansicht verschwindet jedenfalls. Ein Kompromiss ist die so genannte Füllungsdecke. Bei dieser Variante deckt man nur den Zwischenraum zwischen den Balken ab. So bleiben die Balken selbst sichtbar.

Für den unteren „Verschluss“ einer Holzbalkendecke gibt es verschiedene Varianten. Das Spektrum reicht von einer sichtbaren Holztäfelung über verputzte Holzlatten – oft auch mit zusätzlichen Schilfrohrmatten als Putzträger – bis hin zur Unterdecke in Trockenbauweise.

Hohlkastendecken

Die so genannte Hohlkastendecke wird im modernen Holzbau immer beliebter. Wie eine komplett verkleidete Balkendecke ist sie oben und unten beplankt und verfügt über Hohlräume, die durch Holzrippen in Hauptspannrichtung unterteilt werden. Die stabförmigen Rippen sind an ihren Enden zudem meist über Randbalken verbunden. So entsteht eine kastenartige Gesamtform mit umlaufendem Rahmen. Die Konstruktion von Hohlkastendecken wird daher auch dem Holzrahmenbau zugeordnet.

Hohlkastendecken werden – anders als Holzbalkendecken – oft im Werk vorgefertigt und dann als Fertigteil auf die Baustelle geliefert. Grundsätzlich unterscheidet man dabei zwei Konstruktionsweisen. Die Decken können aus mehreren kleineren Kastenelementen bestehen, die man anschließend untereinander verschraubt oder miteinander verleimt. Alternativ fertigt man sie aber auch aus großflächigen Holzwerkstoffplatten, welche durch die dazwischen liegenden Holzrippen zusammengehalten werden.

Es gibt auch Hohlkastendecken ohne unterseitige Beplankung. In diesem Fall spricht man häufig von Rippendecken. Die Namensänderung macht Sinn, denn die unten offene Hohlkastendecke ist ja nicht mehr kastenförmig und verfügt auch über keinen abgeschlossenen Hohlraum. Man sieht stattdessen die Holzrippen, was optisch an die offene Balkendecke erinnert. Diese Rippen allerdings haben in der Regel einen viel schlankeren Querschnitt als klassische Holzbalken.

Auch sonst sind die Ähnlichkeiten zwischen klassischer Holzbalken- und moderner Hohlkastendecke (beziehungsweise Rippendecke) nur oberflächlicher Natur. Die Hohlkastendecke bietet vor allem bereits ab Werk – unabhängig vom späteren Bodenaufbau – eine viel höhere Tragfähigkeit. Ihre obere und untere Beplankung besteht nämlich aus sehr stabilen Holzwerkstoffplatten. Häufig kommen dafür so genannte Dreischichtplatten zum Einsatz. Auf der Baustelle ist die Hohlkastendecke daher sofort begehbar. Es ist die stabile Beplankung, die vor allem die äußeren Belastungen aufnimmt. Bei der Holzbalkendecke sind dafür eher die breiten Balken zuständig.

Aufgrund der hohen Steifigkeit der Beplankung gerät die Hohlkastendecke nicht so schnell in Eigenschwingungen, wodurch sie einen deutlich besseren Schallschutz – und im Übrigen auch Brandschutz – ermöglicht als klassische Holzbalkendecken. Gleichwohl handelt es sich aufgrund der Kastenkonstruktion um eine relativ leichte Deckenvariante, die nur so viel Holzeinsatz wie nötig erfordert. Selbstverständlich kann man auch hier die Hohlräume mit schall- und/oder brandschutzförderlichen Materialien füllen.

Massivholzdecken

Bei Massivholzdecken handelt es sich um Konstruktionen ganz ohne Hohlräume. Man kann sich das vorstellen wie eine Holzbalkendecke, bei der die Freiräume zwischen den Holzbalken mit weiteren Balken aufgefüllt sind. Allerdings fertigt man Massivholzdecken nur selten aus Vollholzbalken, sondern meist aus zusammengesetzten stabförmigen Holzwerkstoffen. Das können zum Beispiel hochkant verleimte Brettschichtholz-Elemente sein oder querkant verleimtes Brettsperrholz.

Massivholzdecke aus hochkant verleimten Holzfurnieren. (Quelle: steico.com)

Egal welcher Holzwerkstoff: Massivholzdecken verfügen in jedem Fall über eine geschlossene „Balkenlage“. Als zusätzliche Aussteifung und zur Sicherung der Luftdichtheit werden sie oberseitig oft noch mit einer zusätzlichen Lage Holzwerkstoffplatten beplankt. Insgesamt verbraucht die massive Konstruktion natürlich relativ viel Holz, andererseits ermöglicht sie eine geringere Deckenstärke als bei den Hohlraumalternativen. Außerdem garantiert sie einen sehr guten Schall- und Brandschutz – auch ohne Deckenfüllung.

Holz-Beton-Verbunddecken

Im modernen (mehrgeschossigen) Holzbau verstärkt man Holzdecken auch häufig mit einer zusätzlichen Schicht aus (Stahl)beton. Man spricht dann von Holz-Beton-Verbunddecken. Dabei handelt es sich um Holzbalken- oder Massivholzdecken, auf deren Oberseite eine dünne Schicht aus Stahlbeton gegossen wird – auf der Baustelle oder bereits im Fertigteilwerk. Ausführlichere Infos zu diesen Verbunddecken bieten auch die BaustoffWissen-Beiträge „Gebäudedecken: Von Holzbalken zum Holz-Beton-Verbund“ und „Holz-Beton-Verbund: Neue Klebtechnik“).

Mit einer Holz-Beton-Verbunddecke erhält man gewissermaßen das Beste aus zwei Welten. Die Betonschicht sorgt für einen besseren Schall- und Brandschutz sowie eine höhere Druck- und Tragfähigkeit der Gesamtkonstruktion. Die Holzbalken wiederum gleichen die schlechtere Zugfestigkeit von Beton aus. Das erlaubt größere Decken-Spannweiten ohne Stützen. Außerdem ermöglicht der Betonanteil geringere Deckenstärken, während der Holzanteil das Gewicht der Gesamtkonstruktion senkt.

zuletzt editiert am 18. Juli 2024