Stabile Alurollläden kann man auch bei starkem Wind heruntergefahren lassen. (Quelle: Schanz)

Bauelemente 2024-05-14T07:00:00Z Windsichere Rollläden

Mal abgesehen vom historischen Fensterladen ist der moderne Rollladen sicher die stabilste Form des außen liegenden Sonnenschutzes. Sein robuster Rollpanzer schirmt Innenräume effektiv vor äußerer Wärme und Sonneneinstrahlung ab und trägt zudem auch noch zum Schall- und Einbruchschutz bei. Starker Wind und Sturmböen können die Produkte gleichwohl beschädigen. Durch die richtige Materialauswahl und Bedienung lassen sich solche Risiken aber minimieren.

Starker Wind wirkt direkt auf außen liegende Sonnenschutzsysteme wie Rollläden und Außen-Jalousien. Je nach Intensität des Windes und Robustheit des Materials bleibt es entweder beim nervigem „Flattern“ der Sonnenschutzlamellen oder aber es kommt zu ernsthaften Deformierungen oder sonstigen Schäden. Rollläden haben hier einen grundsätzlichen Vorteil gegenüber Außenjalousien, da sie deutlich stabiler konstruiert sind.

Rollladen und Außenjalousien

Der Rollpanzer eines Rollladens besteht aus gelenkig miteinander verbundenen Lamellen, die man aus relativ stabilen Materialien fertigt. Früher war das oft Holz, heute meist Metall oder Kunststoff. Beim Hochziehen wird der Rollpanzer zudem auf einer Welle aufgerollt, die sich – gut geschützt und windsicher – im Rollladenkasten oberhalb des Fensters befindet.

Die Lamellen von Außenjalousien dagegen sind weniger massiv und lassen sich auch im geschlossenen Zustand noch leicht bewegen. Beim Hochziehen werden sie außerdem nicht aufgewickelt und in einem sicheren Kasten verwahrt. Stattdessen rafft man sie wie Innenjalousien einfach nur nach oben zusammen.

Gleichwohl gibt es auch Außenjalousien, die eine Menge Wind vertragen können. So bietet beispielsweise der Hersteller Warema auf seiner Website spezielle windstabile Außenjalousien an, die angeblich sogar bis Windstärke 10 („schwerer Sturm“) im Einsatz bleiben können – also nicht hochgezogen werden müssen. Ihre Stabilität erhalten diese Produkte laut Hersteller durch die Montage in der Fensterlaibung mit Führungsschienen. Orkansicher (Windstärke 12) sind diese Produkte allerdings nicht.

Wie windsicher ein Sonnenschutz in der Praxis tatsächlich ist, hängt neben dem Montageort immer auch vom jeweiligen Produkt ab (Material und Konstruktionsweise). Das gilt für Außenjalousien, aber auch für die in der Regel stabileren Rollläden. Auch mit Letzteren ist man nicht immer auf der sicheren Seite. Schließlich gibt es auch hier ganz unterschiedliche Modelle – neben Metallprodukten beispielsweise auch die weniger robusten PVC-Rollläden.

Vor dem Kauf sollten sich Hausbewohner beim Hersteller unbedingt über die Windwiderstandsklasse des jeweiligen Produkts informieren. Diese sollte zur Windzone der Region passen, in der die Immobilie steht. Doch auch beim Kauf des „richtigen“ Produkts drohen Schäden, wenn man es nicht richtig bedient. Gefährlich wird es in jedem Fall, wenn der Nutzer seine Rollladen bei stürmischer Witterung nur „auf Halbmast“ positioniert. Hinter einen halb geschlossenen Rollladen kann der Wind spielend leicht gelangen und ihn im schlimmsten Fall aus den Führungsschienen reißen.

Schließen oder öffnen?

Eine erhöhte Gefahr für Schäden am Rollladen besteht auch, wenn dieser zwar ganz heruntergefahren ist, der Nutzer aber „Lüftungsschlitze“ offengelassen hat. „Es empfiehlt sich, bei Sturm die Rollläden ganz zu schließen“, sagt Steffen Schanz. Der Sonnenschutzexperte ist Mitglied der Geschäftsleitung beim baden-württembergischen Rollladenhersteller Schanz. Sein Ratschlag, Rollläden bei Sturm ganz zu schließen, gilt aber nicht generell, sondern nur für widerstandsfähige Rollladen-Systeme – zum Beispiel aus stranggepresstem Aluminium.

Ruhe vor dem Sturm: Wenn es losgeht, sollte der Alurollladen nicht „auf Halbmast“ stehen. (Quelle: Schanz)

Es kommt auf die oben bereits erwähnte Windwiderstandsklasse nach DIN EN 13659 an („Abschlüsse außen und Außenjalousien – Leistungs- und Sicherheitsanforderungen“). Die Norm unterscheidet sieben verschiedene Klassen – von 0 bis 6. Ein Rollladen der Windwiderstandsklasse 5 beispielsweise trotzt auch einem „schweren Sturm“ (entspricht Windstärke 10 nach der Beaufort-Skala). Man kann ihn also auch bei Sturm heruntergefahren lassen. Bei einem Orkan dagegen (Windstärke 12) sollte er besser eingerollt werden.

Stabile Alurollläden haben also den Vorteil, dass sie auch bei starkem Wind zumeist nicht eingefahren werden müssen. Schanz führt beispielsweise einen 180 cm breiten und 280 cm hohen Alurollladen für Wintergärten im Programm, der die Windwiderstandsklasse 5 erreicht, also auch bei schwerem Sturm einsetzbar ist. Die Produktvariante mit geringerer Breite (130 cm) erreicht sogar Windwiderstandsklasse 6 („orkanartiger Sturm“) und ist damit bis zu Windstärke 11 einsetzbar.

Professionelle Planung wichtig

In jedem Fall sollte die Gebäudeausstattung mit Rollläden vorab professionell geplant werden. Zu beachten sind dabei insbesondere die konkrete Lage des Hauses (zum Beispiel freistehend oder durch andere Gebäude oder Vegetation gut abgeschirmt), die Montagehöhe der Rollläden und natürlich auch ganz allgemein die Windzone der Region, in der die Immobilie steht.

Auch der Einsatz einer Rollladensteuerung, die auf Daten von Windsensoren zugreifen kann, ist in vielen Fällen sinnvoll. Dann wird der Rollpanzer bei Sturm sofort hochgefahren und somit vor Schäden durch den Wind geschützt. Realisieren lassen sich solche Systeme mit speziellen Wind-Messgeräten, die sich einfach an der Hauswand oder auf dem Dach anbringen lassen.

Schutz vor Hagel?

Nach Angaben des Unternehmens Schanz schützen robuste Aluminiumrollläden das Fensterglas auch vor Ästen und herumfliegenden Gegenständen oder Hagel. Weniger robuste PVC-Rollläden sollte man bei Unwetter dagegen besser geöffnet lassen. Das gilt nicht nur bei starkem Wind, sondern insbesondere auch bei Hagel. „Zwei- bis dreifach verglaste Fenster halten Hagelkörner meist besser aus als die Leichtgewichte aus Kunststoff“, erläutert Schanz.

Dass Alurollläden keine Probleme mit Hagel haben, ist aber zumindest umstritten. Bei der Mettler GmbH – einem baden-württembergischen Handwerksunternehmen mit dem Schwerpunkt Sonnenschutz-Planung und -Montage – sieht man das anders. „Auch ein Aluminium-Rollladen geht durch den Hagel kaputt“, sagt Geschäftsführer Michael Mettler auf der Website des Unternehmens. Da die Aluminium-Bleche nur wenige Millimeter dünn sind, würden sie durch Hagelkörner stark verdellt, genau wie bei einem Autodach. Dadurch könne sich die Laufeigenschaft des Rollladens verschlechtern.

Auch die metallischen Rollpanzer sind also durchaus „verwundbar“. Im Zweifelsfall empfiehlt der Rollladen-Experte Michael Mettler aber trotzdem, den Sonnenschutz bei Hagelereignissen herunterzufahren. Warum? Einfach weil sich die Schwere des Unwetters kaum vorhersagen lässt, und zumindest große Hagelkörner auch Fensterscheiben zerschlagen können. Ein defekter Rollladen sei letztlich einfacher auszutauschen als eine Fensterscheibe.

Die Frage, ob man einen Alurollladen bei Hagel besser herunterlassen oder hochfahren sollte, lässt sich also leider nicht so einfach beantworten. Bei großen Hagelkörnern ist das Herunterfahren die bessere Wahl, bei „normalem“ Hagel dagegen kann es sinnvoller sein, die Rollladenlamellen zu schonen und auf die Schutzwirkung der Fensterscheibe zu vertrauen.

zuletzt editiert am 10. Mai 2024