Eine im November 2016 veröffentlichte Studie des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik hat ergeben, dass etwa 84 Millionen Europäer in zu feuchten oder sogar schimmeligen Wohnungen und Häusern leben, die Atemwegserkrankungen verursachen.
Die zurzeit nur in englischer Sprache vorliegende Studie „Mould and dampness in European homes and their impact on health“ (Schimmel und Feuchtigkeit in europäischen Wohnungen und deren Auswirkungen auf die Gesundheit) wurde im Auftrag des Wohndachfensterherstellers Velux durchgeführt. Es handelt sich um eine so genannte Meta-Analyse, die bereits vorliegende statistische Forschungsergebnisse zum Thema zusammenfasst. Insgesamt haben die Autoren des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik (IBP) 170 wissenschaftliche Erhebungen in ihre Grundlagenstudie einfließen lassen, darunter detaillierte Fallstudien aus 32 europäischen Ländern.
Hohes Gesundheitsrisiko durch Schimmel
„In der von uns durchgeführten Grundlagenstudie konzentrierten wir uns auf den Zusammenhang zwischen Schimmel in Innenräumen und dessen Auswirkungen auf die Gesundheit der Bewohner“, erklärt Prof. Gunnar Grün, stellvertretender Institutsleiter am Fraunhofer IBP und Leiter der Abteilung Energieeffizienz und Raumklima, die Vorgehensweise. „So haben wir die Risikowahrscheinlichkeit beziffert, an einer Atemwegserkrankung zu leiden, wenn man in schimmelbelasteten Räumen lebt.“ Das Ergebnis: Bewohner von feuchten Gebäuden haben ein um 40 % erhöhtes Risiko, an den Atemwegen oder einer lebenslangen Allergie zu erkranken.
Die gesundheitlichen Folgen sind nicht nur ein Problem für die Betroffenen, sondern auch sehr teuer für die Gesellschaften, in denen die Erkrankten leben. So fanden die Fraunhofer-Forscher unter anderem heraus, dass in Europa die Behandlung von Asthma und chronisch obstruktiver Lungenerkrankungen (COPD) jedes Jahr Kosten von 82 Milliarden Euro verursacht. Diese Summe setzt sich aus direkten Ausgaben der Volkswirtschaften für ärztliche Behandlungskosten und Krankenhausaufenthalte sowie aus den indirekten Kosten für den Verlust an Produktivität zusammen.
Natürlich sind nicht alle Fälle von Asthma und COPD auf Feuchtigkeit und Schimmel in Innenräumen zurückzuführen, aber zumindest ist die Wohnsituation offenbar häufig die Ursache. „Neueste Untersuchungen konnten zum ersten Mal nachweisen, dass 2,2 Millionen Bürger als direkte Folge vom Leben in ungesunden Gebäuden an Asthma leiden“, berichtet Prof. Dr. Gunnar Grün.
Was tun?

Die Wissenschaftler des Fraunhofer IBP stellen in ihrer Studie in Aussicht, dass die Anzahl der Menschen mit Atemwegserkrankungen bis 2050 um 25 % sinken könnte, wenn im gleichen Zeitraum die Anzahl der in feuchten und ungesunden Gebäuden lebenden Europäer um 50 % reduziert werden könnte. Angesichts der Studienergebnisse sieht die Velux-Gruppe auch die Politik in der Pflicht. Da die oben genannten Atemwegserkrankungen in vielen Fällen nachweislich auf feuchte und ungesunde Wohnzustände in Gebäuden zurückzuführen sind, müssten die Regierenden einen verstärkten Fokus auf gesünderes Wohnen legen.
„Möglich wäre dies durch gesetzliche Vorgaben für gesundes Innenraumklima in neuen sowie in Bestandsgebäuden“, sagt Till Reine, Leitung Public Affairs & Produktmanagement nachhaltige Gebäudetechnologien bei Velux Deutschland. Er verweist in diesem Zusammenhang auf die bevorstehende Überarbeitung der EU-Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (EPBD) und das neue Gebäudeenergiegesetz, das derzeit von der deutschen Bundesregierung vorbereitet wird. Hier sei es entscheidend, dass Anforderungen an ein gesundes Innenraumklima Teil der Agenda sind, findet der Velux-Mitarbeiter. Ein Schlüsselelement von Modernisierungen müsse die Verhinderung von Feuchtigkeit und Schimmel in den Innenräumen durch einen natürlichen und kontinuierlichen Luftaustausch im Haus sein – heißt es beim Wohndachfensterhersteller Velux.