RM Rudolf Müller
Schwarze Wanne

Bitumenanstrich auf Mauerwerk: die klassische „Schwarze Wanne“. Foto: PCI

Bauchemie
13. August 2015 | Artikel teilen Artikel teilen

Die wichtigsten Methoden zur Kellerabdichtung

Das Ziel jeder Kellerabdichtung ist es, die Gebäudebauteile unterhalb der Grundstücksoberfläche vor Feuchtigkeit aus dem angrenzenden Erdreich zu schützen. Als technische Lösungen werden in diesem Zusammenhang stets Fachbegriffe wie „Schwarze Wanne“ oder „Weiße Wanne“ genannt. Was es damit auf sich hat, erklärt unser Fachwissen-Beitrag.

Schwarze Wannen

Die meisten bestehenden Wohnhauskeller in Deutschland haben zwar eine Bodenplatte aus Beton, sie bestehen aber ansonsten aus gemauerten Außenwänden, die zunächst einmal mehr oder weniger wasserdurchlässig sind. Deshalb wird das Mauerwerk von außen durch eine vollflächige Dichtungshaut geschützt – meist auf Basis von Bitumenbaustoffen.
Das aus dem Asphaltbaustoff bekannte Erdölprodukt Bitumen hat eine schwarze Farbe. Deshalb wird diese Abdichtungsart auch als „Schwarze Wanne“ bezeichnet. Aber warum Wanne? Weil man sich das Gesamtbauteil aus Kellerwänden und Bodenplatte auch als großes Gefäß vorstellen kann, das wasserundurchlässig wie eine Badewanne ist. Natürlich soll sich dieses Gefäß nicht mit Wasser füllen! Insofern ist die Wannen-Analogie vielleicht doch ein wenig schief.

Für die Kellerabdichtung eignet sich Bitumen wegen seiner Wasserdichtheit und der vielfältigen Verarbeitungsmöglichkeiten. Zu unterscheiden sind flüssige oder pastöse Bitumenanstriche und feste Bitumenbahnen, die auf die Kellerwände aufgeschweißt werden. Die Anstriche enthalten normalerweise auch Kunststoffzusätze, die das Material verformungsbeständiger und rissfester machen. Die weitaus meisten Schwarzen Wannen im Wohnungsbau werden heute nicht mit Bitumenbahnen, sondern mit polymermodifizierten Bitumendickbeschichtungen (PMBC) ausgeführt.

Kunststoff statt Bitumen

Kellerabdichtung mit PEHD-Kunststoffbahnen

Aufbau einer Kellerabdichtung mit PEHD-Kunststoffbahnen des Herstellers ABG.

Statt mit Bitumenbaustoffen wird die Außenabdichtung von Kellern heute auch häufig mithilfe von elastischen Kunststoffbahnen realisiert. Sie bestehen zum Beispiel aus PVC oder aus Polyethylen hoher Dichte (PEHD). Letzteres kommt schon seit Langem auch bei der Abdichtung von Tankstellen- und Deponiebereichen zum Einsatz. PEHD-Kunststoffbahnen sorgen dort dafür, dass keine Schadstoffe in Boden und Grundwasser gelangen.

Als Oberbegriff für die verschiedenen Kunststoffabdichtungen der unterschiedlichen Hersteller hat sich in Deutschland der Ausdruck K-Wanne eingebürgert. Er dient als Abgrenzung zur Schwarzen Wanne, die ja – wie oben beschrieben – flüssige Bitumendickbeschichtungen, aber auch feste Bitumenbahnen umfasst.

Zu den Vorteilen der K-Wannen-Systeme gehört es, dass man auch eine mögliche Außendämmung der Kellerwand ganz einfach in die elastischen Bahnen „einpacken“ und somit vor Durchfeuchtung aus dem Erdreich schützen kann. Zudem lässt sich der Keller auch problemlos mit wärmedämmendem Mauerwerk wie Ziegel oder Porenbeton errichten. Dank der dichten Kunststoffummantelung bleibt die „Wanne“ auch mit solch porösen Baustoffen absolut dicht.

Weiße Wannen

Weiße Wanne

Bau einer „Weißen Wanne“ aus Betonfertigteilen. Foto: BetonBild

Eine neuere, besonders effektive Möglichkeit, Neubau-Keller absolut wasserdicht zu errichten, ist die so genannte „Weiße Wanne“. Bei dieser Variante sind schwarze Bitumenbaustoffe oder Kunststoffbahnen zur Außenabdichtung völlig überflüssig. Stattdessen bieten die Kellerwände selbst den notwendigen Schutz, weil sie – ebenso wie die Bodenplatte – aus wasserundurchlässigem Beton bestehen (WU-Beton).

Weiße Wannen werden entweder auf der Baustelle aus frischem Ortbeton gegossen oder aber aus Betonfertigteilen zusammengesetzt. Dabei ist unter anderem darauf zu achten, dass die Fugen zwischen Bodenplatte und Wänden mit wasserdichten Fugenbändern abgedichtet werden. Untersuchungen haben gezeigt, dass selbst bei drückendem Wasser im Erdreich die Feuchtigkeit maximal bis zu 7 cm in den WU-Beton eindringen kann. Damit ist ein Feuchtetransport in die Innenräume praktisch ausgeschlossen. Ein großer Vorteil der Bauweise ist zudem ihre Langlebigkeit. Während schwarze Wannen mit Bitumenanstrich oder Kunststoffbahnabdichtung oft nach etwa 30 Jahren erneuert werden müssen, wird die Lebensdauer von WU-Beton meist auf 60 bis 80 Jahre geschätzt.

Vorbehalte gegen WU-Beton

Trotz dieser Vorteile schrecken viele Baufirmen heute noch vor der Konstruktion Weißer Wannen zurück. Das liegt oft daran, dass die Firmen bisher einfach mehr Erfahrung mit Schwarzen Wannen hatten und dieses für sie „sichere Terrain“ nun ungern verlassen wollen. In gewisser Weise scheint die Angst aber auch berechtigt. Denn so praktisch eine fachgerecht ausgeführte Weiße Wanne auch sein mag, man kann dabei auch viel falsch machen.

So empfiehlt der Verband Privater Bauherren e.V. zwar grundsätzlich die Weiße Wanne, weist zugleich aber auch auf viele Fehlerquellen hin – zum Beispiel bei der Betonrezeptur, beim Gießen des Materials, beim Einbau der Stahleinlagen oder bei der erforderlichen Nachverdichtung der Betonmasse. Ein falscher Einbau kann aber zu Materialmängeln und Rissen führen. Das Ergebnis wäre dann ein WU-Beton, dem seine wichtigste Eigenschaft fehlt: die Wasserundurchlässigkeit.


Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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