Keramikfliesen mit Spezialoberflächen
Ein klassischer Wirkstoff, den viele Hersteller in ihren Spezialbeschichtungen für Fliesen einsetzen, ist Titandioxid. Dieser ungiftige und reizstofffreie Stoff wird bei hoher Temperatur dauerhaft in die Glasur der Fliesen eingebrannt. Titandioxid reagiert bei Lichteinfall mit Sauerstoff und Wasser aus der Luft und setzt dabei aktivierten Sauerstoff frei. Dieser hochreaktive Sauerstoff verbindet sich dann unter anderem mit schädlichen Stoffen wie Formaldehyd und verwandelt sie in harmlose chemische Verbindungen. Man spricht in diesem Zusammenhang von einer Photokatalyse, weil die chemische Reaktion durch Licht ausgelöst wird.
Allroundtalent Titandioxid
Früher war das UV-Licht der Sonne notwendig, damit Titandioxid seine Rolle als Reaktions-Katalysator erfüllen konnte, doch mittlerweile hat die Industrie Beschichtungssysteme entwickelt, die auch bereits bei normaler Raumbeleuchtung funktionieren. Das Besondere: Die genannten Effekte verbrauchen sich nicht, sondern werden durch Licht immer wieder neu aktiviert und halten ein Fliesenleben lang.
Titandioxid wird mithilfe chemischer Reaktionen aus Metallen wie dem Eisenerz Ilmenit gewonnen, das natürlich im Erdgestein vorkommt. Es wird vor allem als Weißpigment (E 171) für Farben, aber auch für Lebensmittel und Kosmetika eingesetzt – zum Beispiel in Kaugummis, Zahncremes und Sonnenschutzprodukten. Für die Anwendung in der Lebensmittelindustrie gibt es keinerlei Höchstmengenbeschränkung. Vom menschlichen Körper wird der Stoff unverdaut wieder ausgeschieden.
Für die oben beschriebene Photokatalyse bei Fliesenbeschichtungen kommt allerdings nur eine besondere Form des Titandioxids in Frage: die so genannte Anatas-Modifikation. Dabei handelt es sich um Titandioxid, das aus Nanopartikeln besteht. Das sind winzige Teilchenverbindungen, die maximal 100 Nanometer groß sind. Diese Form des Titandioxids darf in Lebensmitteln nicht verwendet werden.