Warum sind Kalk- und Lehmputze wohngesund?
Im Fachwissenbeitrag zum Thema Raumluftfeuchtigkeit war bereits von der Fähigkeit mancher Baustoffe die Rede, Wasserdampf zwischenzeitlich aufzunehmen und sie zeitversetzt wieder abzugeben, wenn die Raumluft trockener wird. Diese feuchtigkeitsregulierende Eigenschaft verbessert das Raumklima und dient damit der Wohngesundheit. Man findet sie insbesondere bei Holz und bei vielen anderen Materialien, die aus pflanzlichen Fasern bestehen. So haben zum Beispiel auch Tapeten aus Baumwolle eine gewisse Eignung als „Puffer“ für Wasserdampf. Wobei man von Tapeten in dieser Hinsicht aber nicht zu viel erwarten sollte, denn zur Feuchteregulierung bedarf es schon einer gewissen Schichtdicke der Materialien.
Holz ist grundsätzlich einer der besten Feuchtigkeitspuffer überhaupt. Es ist diffusionsoffen, kann also viel Wasserdampf und flüssiges Wasser aufnehmen und zeitversetzt wieder abgeben. Trotzdem ist bei diesem Material Vorsicht geboten. Denn bekanntermaßen bereitet Holz, wenn es feucht wird, auch viele Probleme – vom Schimmelpilzbefall über die Zersetzung durch Insekten, Pilze oder Bakterien bis hin zum Quellen und Schwinden (siehe Fachwissenbeitrag Holzeigenschaften). Für die Feuchtigkeitsregulierung eignet sich Holz daher nur in normalen Wohnbereichen, nicht aber in stark belasteten Feuchträumen.
Versiegeln verboten
Materialien mit einer dichten Oberflächen wie etwa Kunststoffe und Metalle oder auch Normalbeton sind für die Feuchtigkeitsregulierung ungeeignet. Poröse Mauerwerksteine wie Ziegel oder Leichtbeton sind dagegen diffusionsoffen. Als Wasserdampf-Puffer können sie allerdings auch nur dann dienen, wenn sie nicht mit diffusionsdichten Oberflächenbeschichtungen versiegelt werden. Das Prinzip funktioniert also nur, wenn die diffusionsoffene Wand mit ebenfalls diffusionsoffenen Farben, Tapeten oder Putzen beschichtet wird. Diesbezüglich sollte man sich vor der Verarbeitung genau informieren. Viele klassische Wandfarben sind nämlich nicht diffusionsoffen. Das gilt ebenso für Zementputz. Und auch Holzoberflächen sind nur diffusionsoffen, wenn sie unbehandelt sind oder mit diffusionsoffenen Holzpflegemitteln beschichtet werden. Bei Tapeten schließlich muss man differenzieren: Die aus Zellulosefasern bestehende Raufaser ist diffusionsoffen, PVC- und Glasfasertapeten sind es nicht.
´Angesichts der geschilderten Anforderungen für die Diffusionsfähigkeit von Bauteilen überrascht es nicht, dass Kalk- und Lehmputze in den letzten Jahren wieder zunehmend gefragt sind. Denn diese mineralischen Produkte können hervorragend Wasserdampf zwischenspeichern und gelten zudem als schimmelresistent. Außerdem lassen sie sich ideal mit mineralischen Farben kombinieren, die ebenfalls diffusionsoffen sind.