
Den neuen Leichtputz hat Weber für hoch wärmedämmendes Ziegelmauerwerk entwickelt. Foto: Saint-Gobain Weber
Leichtputz statt WDVS?
Saint-Gobain Weber hat auf der Messe BAU 2015 einen neuen Leichtputz speziell für hoch wärmedämmendes Ziegelmauerwerk präsentiert. Der Putzmörtel hat eine sehr niedrige Wärmeleitfähigkeit und wird an Fassaden direkt auf dem Außenmauerwerk verarbeitet – ohne dazwischenliegende Dämmstoffplatten. Eine Alternative zu Wärmedämmverbundsystemen?
Der „weber.dur 142 HLZ“ gehört zu einer neuen Generation von Leichtputzen mit sehr hoher Dämmwirkung. Die Wärmeleitfähigkeit beträgt nur 0,05 W/mK. Zum Vergleich: Herkömmliche Leichtputze haben Wärmeleitfähigkeiten um 0,07 W/mK. Normale Unterputze ohne Leichtzuschläge schneiden mit etwa 1,0 W/mK noch einmal deutlich schlechter ab. Selbst im Vergleich zu richtigen Dämmstoffen schlägt sich das neue Produkt von Weber respektabel: Expandiertes Polystyrol (EPS) bietet in der Regel Wärmeleitfähigkeiten von 0,032 bis 0,04 W/mK.
EPS ist der mit Abstand am häufigsten verwendete Dämmstoff für Wärmedämmverbundsysteme (WDVS). Natürlich schützt er besser vor Wärmeverlusten als der neue Leichtputz. Allerdings zeigen die Zahlen, dass der Unterschied gar nicht so groß ist. Wird der Weber-Putz direkt auf ein hoch wärmedämmendes Ziegelmauerwerk aufgebracht, dann ist nach Angaben des Herstellers auch ohne Zusatzdämmung ein sehr hohes Dämmniveau erreichbar – sogar bis hin zum Passivhausstandard.
Zusatzdämmung nein – Dämmstoffe ja

Hoch wärmedämmendes Ziegelmauerwerk ist meist mit Mineralwolle oder Perlite gefüllt. Foto: Wienerberger
Wenn wir an dieser Stelle den Begriff Zusatzdämmung verwenden, dann sind damit von außen am Mauerwerk angebrachte Dämmstoffplatten gemeint – entweder als WDVS an der Fassade oder seltener auch als Innendämmung an der raumseitigen Wandfläche. Es ist wichtig, dass noch einmal zu betonen, weil nämlich der Verzicht auf eine solche Zusatzdämmung bei hoch wärmedämmendem Ziegelmauerwerk keineswegs bedeutet, dass bei derartigen Wandkonstruktionen überhaupt keine Dämmstoffe im Spiel wären.
Bei hoch wärmedämmendem Ziegelmauerwerk handelt es sich um porosierte Lochziegel, die zudem häufig noch mit Dämmstoffen wie Mineralwolle oder Perlite gefüllt sind. Solche Mauersteine erreichen ohne Zusatzdämmung erstaunliche Wärmeleitfähigkeiten um 0,08 W/mK. Sie sind also gewissermaßen selbst schon Dämmstoffe – auch dann, wenn ihre Löcher nicht noch zusätzlich mit Materialien wie Mineralwolle und Perlit gefüllt werden.
Und auch im Leichtputz befinden sich Dämmstoffe – wenn auch in zerkleinerter Form. Er enthält nämlich Leichtzuschläge (daher der Name!), die man zum Beispiel aus EPS, Perlit oder Bimsstein herstellt. Im neuen Leichtputz von Weber sind es kleine EPS-Kügelchen, die für die besondere Wärmedämmleistung des Putzmörtels sorgen.
Mehrschichtiges Putzsystem
Beim weber.dur 142 HLZ handelt es sich um einen Unterputz, der in Schichtdicken von zwei bis maximal sechs Zentimetern auf das Ziegelmauerwerk aufgetragen wird. Der Leichtputz bildet aber nicht die abschließende Oberfläche der Fassade. Es folgt noch eine Armierungsschicht – bestehend aus speziellem Mörtel mit eingelegtem Armierungsgewebe – und ein mineralischer Edelputz als Oberflächenfinish.
Im Prinzip ist das ein Systemaufbau wie bei einem WDVS – nur dass der Leichtputz an die Stelle der Dämmstoffplatten tritt. Da die Schichtdicke aber maximal sechs Zentimeter beträgt, sind in der Regel wesentlich dünnere Wandquerschnitte möglich als bei einem WDVS. Nach Angaben des Fachverbandes WDVS betrug die mittlere Dämmstoffdicke von WDV-Systemen an sanierten Altbauten im Jahr 2012 rund 12 cm. Und das ist nur ein Mittelwert – zumindest bei schlecht dämmenden Mauerwerksteinen fällt die Zusatzdämmung meist viel dicker aus.
Schlank und leistungsfähig

Die bis zu 6 cm dicke Putzschicht (braun wird direkt auf die Ziegel aufgebracht. Grafik: Saint-Gobain Weber
Trotz des schlanken Schichtaufbaus erlaubt der Leichtputz nach Angaben von Weber Außenwandkonstruktionen mit hohen Dämmwerten, die sogar die verschärften Anforderungen der Energieeinsparverordnung ab dem 1. Januar 2016 erfüllen. Mit einer (relativ hohen) Steindicke von 42,5 cm und 6 cm Putz lasse sich sogar Passivhausniveau erreichen. Bei einem Passivhaus liegt der Wärmedurchgangskoeffizient (U-Wert) der Außenwände unterhalb von 0,15 W/m²K. Zum Vergleich: Eine gängige Außenwand mit 17,5 cm Kalksandsteinmauerwerk benötigt zur Erreichung des Passivhausstandards ein WDVS mit 30 cm EPS-Dämmung.
Keine Frage: Moderne Leichtputze tragen zur Dämmleistung der Außenwand bei und ermöglichen das Erreichen ehrgeiziger energetischer Ziele, ohne dass dafür die Dicke des Mauerwerks wesentlich erhöht werden muss. Insofern sind sie eine Alternative zu WDVS. Allerdings liegt das Anwendungsspektrum hauptsächlich im Neubaubereich und nicht so sehr bei der energetischen Ertüchtigung von Altbaufassaden. Denn Bestandsbauten verfügen ja in der Regel nicht über ein hoch wärmedämmendes Außenmauerwerk.