EPS: Wärmedämmverbundsysteme recyceln ist möglich
Expandiertes Polystyrol (EPS) – besser bekannt unter dem Markennamen Styropor – ist deutlich günstiger als andere Dämmstoffe und deshalb meist die erste Wahl, wenn Hausbesitzer in ein WDVS investieren. Klar ist, dass die Lebensdauer von Fassadendämmungen nicht unendlich ist, irgendwann müssen sie erneuert werden. Die große Frage ist, was dann mit dem Alt-Styropor geschieht.
Industrie und Bund finanzieren Studie
Nach Angaben des Fachverbandes WDVS wurden in Deutschland zwischen 1960 bis 2012 bereits 900 Mio. m² Wärmedämmverbundsysteme verbaut, der Großteil davon (720 Mio. m²) entfiel auf EPS-Systeme. Seitdem ist die Menge natürlich weiter angewachsen. Angesichts dieser Größenordnung ist es sinnvoll, schon heute darüber nachzudenken, wie viel Alt-Styropor in Zukunft jährlich anfällt und welche Möglichkeiten zur Verwertung des Materials es gibt. Genau mit diesen Fragen haben sich die Autoren der Studie „Rückbau, Recycling und Verwertung von WDVS“ beschäftigt. Die Ergebnisse wurden im Rahmen der Messe BAU 2015 vorgestellt.
Erstellt wurde die Studie gemeinsam vom Fraunhofer-Institut für Bauphysik und dem Forschungsinstitut für Wärmeschutz FIW München. Initiatoren waren der Fachverband WDVS und der Industrieverband Hartschaum. Da das Thema WDVS-Entsorgung aber auch von öffentlichem Interesse ist, haben die beiden Industrieverbände erfolgreich staatliche Zuschüsse für das Projekt beantragt. Die Gesamtkosten von 210.000 Euro wurden am Ende zur Hälfte vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) – also aus Steuergeldern – finanziert. Dafür hat die Behörde das Projekt allerdings auch mit beaufsichtigt. Es handelt sich also nicht um reine „Industrieforschung“.
Überraschend lange Lebensdauer
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass künftig keine unbeherrschbaren EPS-Müllberge aus WDV-Systemen zu erwarten sind. Das hängt unter anderem mit der überraschend langen Lebensdauer der Systeme zusammen. Das Dämmen mit WDVS begann in den 1960er-Jahren, größere Mengen wurden allerdings erst ab den 80er-Jahren verbaut. Während man anfangs von einer Lebensdauer von etwa 40 Jahren ausging, hat sich mittlerweile gezeigt, dass die Systeme an vielen Gebäuden selbst nach 50 bis 60 Jahren noch funktionstüchtig sind.
Wenn die ursprünglich gewählte Dämmstoffdicke nicht mehr den aktuellen energetischen Standards entsprach, hat man zudem in den letzten Jahrzehnten Alt-Styropor häufig nicht abgerissen, sondern das WDVS mit einer zusätzlichen Dämmstofflage „aufgedoppelt“. Auch deshalb fallen bisher nur sehr geringe Mengen an EPS-Abfall aus WDVS an. Die Wissenschaftler empfehlen daher auch für die Zukunft ausdrücklich die Ertüchtigung alter WDV-Systeme durch Aufdoppelung. Auf diese Weise könne sich die Nutzungsdauer einzelner Dämmfassaden bis hin zu 120 Jahren ausdehnen.
Für die Zeit um das Jahr 2050 prognostiziert die Studie jährliche EPS-Rückbaumengen bis zu 50.000 Tonnen. Diese könne man mit den derzeit vorhandenen kommunalen Müllverbrennungsanlagen problemlos „thermisch verwerten“ – so die Wissenschaftler. Die Dämmstoffe werden dabei zusammen mit anderem Restmüll verbrannt, als Nebenprodukt wird elektrischer Strom oder Heizwärme gewonnen. Diese Praxis wurde 2014 in einem Großversuch im Müllheizkraftwerk Würzburg auch wissenschaftlich untersucht. Der Versuch hat unter anderem gezeigt, dass die Schadstoffemissionen bei der Verbrennung unterhalb der gesetzlich zulässigen Grenzwerte bleiben, wenn der Anteil des EPS am gesamten Brenngutgewicht maximal zwei Prozent beträgt.