RM Rudolf Müller
Kalziumsilikatplatte Masterclima

Kalziumsilikatplatten sind leicht und offenporig.
Fotos: Redstone GmbH

Dämmstoffe
10. September 2015 | Artikel teilen Artikel teilen

Wohngesundheit: Kalziumsilikatplatten verhindern Schimmel

Das Wort Kalziumsilikat klingt vielleicht im ersten Moment nach viel Chemie. Aber keine Angst: Die Platten bestehen aus natürlichen, mineralischen sowie pflanzlichen Rohstoffen, sind absolut schadstofffrei und gelten als wirkungsvolle Waffe zur Verhinderung von Schimmelpilzen an Innenwänden.

Kalziumsilikatplatten bestehen größtenteils aus Kalk und Quarzsand. Hinzu kommt eine geringe Menge an pflanzlichen Zellwandfasern (Zellulose). Dieser organische Bestandteil ist für die Stabilität und Flexibilität der Platten verantwortlich. In der Produktion werden die Rohstoffe vermischt, zu Platten geformt und mithilfe von Wasserdampf gehärtet. Das Ergebnis ist ein druckfestes aber zugleich leichtes und poröses Material, das sehr viele Mikroporen enthält, biologisch unbedenklich und zudem nicht brennbar ist.

Diffusionsoffen und kapillaraktiv

Verarbeitung von Kalziumsilikatplatten

Die Platten lassen sich einfach verarbeiten.

Die vielen Poren sorgen dafür, dass Kalziumsilikatplatten nicht nur diffusionsoffen, sondern auch kapillaraktiv sind. Sie sind also nicht nur durchlässig für gasförmigen Wasserdampf, sondern saugen Feuchtigkeit – wie ein trockener Schwamm – auch in flüssiger Form auf. Bringt man Kalziumsilikatplatten an Innenwänden an, können sie dort Wasser und Wasserdampf aus der Raumluft aufnehmen und zwischenspeichern, bei Bedarf aber auch schnell wieder abgegeben. Dabei macht die Feuchtigkeit den Platten absolut nichts aus, sie sind resistent gegen Fäulnis und bieten keinen Nährboden für Schimmel. Außerdem trocknen sie sehr schnell wieder aus.


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Effektiv gegen Schimmel

Kalziumsilikatplatten werden häufig auch als Klimaplatten bezeichnet. Warum? Weil sie dazu beitragen, das Raumklima wirkungsvoll zu verbessern. Da das Material hoch alkalisch ist (pH-Wert oft über 12), wirkt es ohnehin schon schimmelpilzhemmend. Aufgrund ihres Saugverhaltens sorgen die Platten zudem dafür, dass kein dauerhafter Feuchtigkeitsfilm an der Wandoberfläche entsteht, falls sich dort Wasserkondensat niederschlagen sollte.

Als Feuchtekiller beugen die Platten also effektiv der Schimmelpilzbildung vor. Da Menschen oft erst zum Handeln bereit sind, wenn bereits ein Schaden entstanden ist, erfolgt der Einbau von Kalziumsilikatplatten oft im Zuge einer Schimmelsanierung. Dabei ist zu beachten, dass der Schimmelbefall auf Tapeten oder Altputzen zunächst sorgfältig entfernt werden muss, bevor man die Platten zur künftigen Schadensvorbeugung anbringt.

Die Schimmelsanierung ist aber nur ein Einsatzgebiet von Kalziumsilikatplatten. Da der Baustoff nicht brennbar ist, wird er häufig auch als Brandschutzverkleidung zum Beispiel für Kabelkanäle verarbeitet. Und schließlich kommen die Platten auch als Dämmstoff für die Innendämmung von Außenwänden zum Einsatz.

Einsatz als Innendämmung

Kalziumsilikat gehört nicht gerade zu den Hochleistungsdämmstoffen. Die Wärmeleitfähigkeit der Platten liegt in der Regel bei etwa 0,06 W/mK. Das ist ganz okay, aber dennoch ein gutes Stück schlechter als bei Dämmstoffen wie Mineralwolle (bis zu 0,03 W/mK) oder Holzfaserplatten (bis zu 0,04 W/mK). Hinzu kommt, dass Kalziumsilikatplatten mit Quadratmeterpreisen zwischen 30 und 80 Euro auch noch deutlich teurer sind als die genannten Alternativen. Wegen der vergleichsweise geringen Dämmwirkung sind dickere Platten notwendig, um denselben Wärmeschutz zu erreichen. Das ist gerade bei Innendämmungen ein Nachteil, weil sich die nutzbare Raumfläche verkleinert.Die Frage ist daher berechtigt, warum Kalziumsilikatplatten überhaupt für die Innendämmung zum Einsatz kommen. Die Antwort: eben wegen ihrer Feuchteresistenz und Feuchtespeicherfähigkeit. Die Schwammwirkung des Materials verhindert, dass Feuchtigkeit aus dem Innenraum durch die Dämmschicht wandert und im Bereich der kühleren Außenwand als flüssiges Wasser kondensiert. Ein solcher Nährboden für Schimmel lässt sich mit Kalziuzmsilikat relativ einfach verhindern, ohne dass die Platten dafür – wie bei vielen anderen Dämmstoffen – aufwändig mit Dampfbremsfolien verpackt werden müssen.

Einfache Verarbeitung

Ein großer Vorteil von Kalziumsilikatplatten ist, dass sie sich einfach verarbeiten lassen. Wie Porenbeton kann man sie problemlos mit der Säge zuschneiden. Auf den Untergrund werden sie einfach mit einem mineralischen Kleber befestigt, ein Verdübeln oder Verschrauben ist nicht notwendig. Allerdings sollte der Verarbeiter darauf achten, dass hinter den Platten keine Hohllagen entstehen. Wie oben bereits erwähnt, entfällt zudem die Verlegung von Dampfsperren, da das Material ja nicht vor Feuchtigkeit geschützt werden muss.

Raumseitig bringt man nur eine Haftgrundierung auf die Kalziumsilikatplatte auf, anschließend lässt sich der Werkstoff direkt mit Spachtelmassen, Putz, Tapeten und Farben beschichten. Eins ist dabei aber ganz wichtig: Für die Endbeschichtung dürfen ausschließlich diffusionsoffene Materialien zum Einsatz kommen – zum Beispiel rein mineralische Putze und Lehm-, Kalk- oder Silikatfarben. Auch Raufasertapeten und normaler Tapetenkleister sind übrigens in der Regel diffusionsoffen. Werden dagegen diffusionssperrende Materialien wie zum Beispiel Vinyltapeten, Kunstharz-Putze oder Kunstharzdispersionsfarben zur Beschichtung eingesetzt, kann man sich die teuren Kalziumsilikatplatten im Grunde sparen. Als Feuchtekiller können sie dann jedenfalls nicht mehr wirken.

Da die Platten relativ teuer sind, werden sie bei der Innendämmung übrigens oft nur punktuell an besonders feuchtebelasteten Stellen eingesetzt. Für die Fläche greift man dann auf günstigere Dämmstoffe zurück. Klassische Einsatzbereiche für Kalziumsilikat sind zum Beispiel Fenster- und Türlaibungen oder auch Heizkörpernischen – letztlich alle Wandbereiche, in denen verstärkt mit Wasserkondensat zu rechnen ist.



Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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