Die ökologische Dimension des nachhaltigen Bauens
Der Begriff „ökologisch“ steht in diesem Zusammenhang für die Anforderung, dass der Bau und Betrieb von Gebäuden möglicht umweltfreundlich zu organisieren ist. Häuser sollen wenig nicht erneuerbare Ressourcen verschlingen (für Baumaterialien und Energieträger) und sie sollen die Umwelt möglichst wenig schädigen (z. B. durch Flächenversiegelung, Abgase oder Schadstoffausdünstungen).
Energiesparen beim Gebäudebetrieb
In Deutschland wurden in den letzten Jahrzehnten bereits große Fortschritte bei der Einsparung der Energie gemacht, die für den Betrieb von Gebäuden notwendig ist. Die Energieeinsparverordnung (EnEV) zwingt Bauherren bei Neubauten und Modernisierungen zu weitgehenden Baumaßnahmen, um den Energieverbrauch für Heizung, Kühlung, Warmwasseraufbereitung und Lüftung zu senken. Das hat insbesondere einen Trend zur Wärmedämmung ausgelöst.
Am Thema Wärmedämmung lässt sich übrigens gut demonstrieren, wie vielschichtig das Konzept des nachhaltigen Bauens ist und wie differenziert man dabei oft argumentieren muss. Selbst Dämmstoffe kann man nach den Maßstäben der Nachhaltigkeit nämlich nicht vorbehaltlos als „gut“ bezeichnen. Sie senken zwar den Energieverbrauch, aber um wirklich im Sinne des Drei-Säulenmodells nachhaltig zu sein, muss sich ihr Einsatz auch ökonomisch lohnen. Und ihr Einbau muss so ausgeführt werden, dass Raumklima und Wohngesundheit nicht darunter leiden (soziale Dimension).
Man kann sogar noch weiter gehen: Bei Gebäuden, in denen der gesamte Energiebedarf durch Solartechnik gedeckt werden kann, ist Wärmedämmung eigentlich überflüssig. Denn Sonnenenergie ist ja erneuerbar, und ihre Erzeugung verursacht keine Umweltschäden. Wo solche Energie im Überfluss vorhanden ist, gibt es keine Notwendigkeit zum Einsparen. Daran erkennt man: Die drei Dimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziales, die beim Konzept des nachhaltigen Bauens „unter einen Hut“ gebracht werden, machen das Konzept zwar irgendwie ganzheitlich, aber dadurch ist es manchmal auch schwer, eindeutige Handlungsanweisungen für die Baustelle abzuleiten.
Lebenszyklusanalyse
Wie gesagt: In Deutschland wird der Gedanke des nachhaltigen Bauens intensiv umgesetzt, soweit es um die Energieeinsparung bei der Gebäudenutzung geht. Dafür gibt es sogar verpflichtende Regelungen. Nachhaltigkeit ist hier quasi Gesetz. Aber bei der ökologischen Nachhaltigkeit geht es eigentlich um viel mehr. Entscheidend ist auch die Reduzierung der Energie, die bereits für die Herstellung der Baustoffe und für den Bauprozess selbst benötigt wird, und außerdem sollte eine korrekte Nachhaltigkeits-Bilanz auch den Energieaufwand bewerten, der irgendwann einmal für den Rückbau eines Gebäudes anfallen wird.
Ökologische Nachhaltigkeit im Bauwesen betrifft also den gesamten Energieverbrauch, der während der Lebensdauer eines Gebäudes anfällt: von der Baustoffherstellung bis zur Baustoffentsorgung oder besser: bis zum Baustoffrecycling. Mit Zahlen hinterfüttert wird dieser Blick aufs Ganze mithilfe von Lebenszyklusanalysen. Die werden heute in der Regel für alle am Bau verwendeten Materialien ermittelt und beziffern den Energieverbrauch der Produkte „vom der Wiege bis zur Bahre“.
Bei vielen Baustoffen zeigen solche Analysen, dass es noch ein gewaltiges energetisches Einsparpotenzial zu heben gibt. Das Energiesparen durch Wärmedämmung ist mittlerweile im Trend, in einem „Energiesparhaus“ oder gar „Energieplushaus“ zu wohnen, ist für viele schon zum Statussymbol geworden. In den Bereichen Produktion und Rückbau ist das Energieeinsparen in der Baubranche dagegen noch nicht so stark in der Praxis verankert.