
Die Wärmepumpenkampagne kann die energetische Fassadenmodernisierung forcieren. Foto: VDPM
Wärmepumpen und Fassadendämmung
Beim digitalen „Wärmepumpengipfel“ der Bunderegierung wurde Ende Juni die Umweltwärme-Technologie in den Mittelpunkt aller Aktivitäten für mehr Energieeinsparung und Klimaschutz gestellt. Doch die Wärmepumpen-Offensive kann nicht nur der Heizungsbranche, sondern auch dem Markt für Fassadendämmungen nutzen. Warum das so ist, erläutert Dr. Hans-Joachim Riechers, Hauptgeschäftsführer des Verbandes für Dämmsysteme, Putz und Mörtel, im folgenden Beitrag.
Generell kann der Einsatz von Wärmepumpen eine sinnvolle Maßnahme sein – im Neubau sowieso, aber auch bei Modernisierungen. Hier ist der tatsächliche Nutzen allerdings von zuvor erfüllten Voraussetzungen abhängig. Die Formel „Alte Ölheizung raus + neue Wärmepumpe rein = klimaneutral“ funktioniert in ungedämmten Bestandsbauten nicht. Mit dem Blick auf Wärmepumpen als einzige Lösung ist es nicht getan. Es ist wichtig, den wechselseitigen Zusammenhang zwischen dem Einsatz einer Wärmepumpe und der Notwendigkeit einer Gebäudedämmung zu kennen.
Wann ist der Wärmepumpeneinsatz sinnvoll?

Der Autor dieses Beitrags, Dr. Hans-Joachim Riechers, ist Hauptgeschäftsführer des VDPM. Foto: Simone M. Neumann
Wichtigste Voraussetzung: Gebäude müssen mindestens „Niedertemperatur-Ready“ sein. Das ifeu-Institut hat diesen Begriff in einer Studie so definiert: Niedertemperatur-Ready ist ein Gebäude dann, wenn es am kältesten Tag des Jahres mit einer Vorlauftemperatur der Heizung von 55 °C auskommt. Diese maximale Messgröße bedeutet, dass man an den anderen Tagen, an denen es nicht so kalt ist, mit deutlich niedrigeren Vorlauftemperaturen auskommt beziehungsweise auskommen muss. Dann kann eine Wärmepumpe effizient arbeiten.
In ungedämmten Häusern aber muss das Heizungswasser aufgrund der hohen Wärmeverluste über die Gebäudehülle sehr hoch erwärmt werden, um die gewünschten Raumtemperaturen zu erreichen. Dazu brauchen Wärmepumpen sehr viel Strom. Das ist nicht nur teuer, sondern es stellt sich auch die Frage, wo der Strom herkommen soll. Klimaneutral ist eine Wärmepumpe schließlich nur dann, wenn sie mit so genanntem „grünen Strom“ betrieben wird.
Die meiste Heizleistung wird im Winter benötigt und zu Tageszeiten, an denen keine Sonne scheint. Dann kommt der Strom aus dem Netz. Und zwar nicht nur für das eine Gebäude, sondern für alle gleichzeitig. Daraus entstehen enorme Spitzen im Stromnetz – zu Tageszeiten, wo erneuerbare Energie in Form von grünem Strom nur eingeschränkt zur Verfügung steht.
Stromversorger behalten sich deshalb vor, in solchen Situationen die Wärmepumpen per Fernabschaltung vom Netz zu nehmen. Das ist in Gebäuden mit einer ausreichenden Wärmedämmung kein Problem, da kann man ein paar Stunden überbrücken, ohne dass die Räume auskühlen. In ungedämmten Häusern hingegen kann es je nach Temperaturgefälle von außen nach innen schnell unangenehm werden.
Stromkosten niedrig halten!

Erfolgsduo: Wärmedämm-Verbundsystem und erneuerbare Energien. Bild: VDPM
Der Umstieg auf eine Wärmepumpe bedeutet den Wechsel von Öl oder Gas zu Strom. Auf den ersten Blick klingt das bei den explodierenden Energiepreisen nicht nach Kostensenkung. Die Wärmepumpe hat allerdings den Vorzug, dass sie Wärme aus der Umgebung gewinnt. Diese Umgebungswärme ist kostenlos.
Man heizt sozusagen mit einem Mix aus kostenloser Umgebungswärme und teurem Strom. Hier schließt sich der Kreis: Niedrige Vorlauftemperaturen senken die Stromkosten, dafür müssen die Wärmeverluste über die Gebäudehülle (Fassade, Fenster, Dach) so gering wie möglich gehalten werden. Dazu gehört als eine entscheidende Grundvoraussetzung die Wärmedämmung der Außenwände.
Nach dem Willen der Politik in Deutschland und Europa müssen Gebäude klimaneutral werden. Wärmepumpen leisten dabei einen entscheidenden Beitrag; deshalb ist die derzeitige Wärmepumpenoffensive grundsätzlich richtig. Immobilieninvestoren und Hausbesitzern muss aber verdeutlicht werden, dass Gebäude zunächst Niedertemperatur-Ready gemacht werden müssen, damit Wärmepumpen effizient arbeiten können. Hier liegt der argumentative Ansatz, warum die Wärmepumpenkampagne der ebenso notwendigen energetischen Ertüchtigung der Gebäudefassade nützen kann.
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