RM Rudolf Müller
Querschnitt der Profiline-Fassadenrinne

Der Querschnitt veranschaulicht den Einbau von Abdichtung und „Profiline“-Fassadenrinne. Foto: ACO

Entwässerung
25. Juni 2015 | Artikel teilen Artikel teilen

Barrierefreiheit: Entwässerungsrinnen für Tür- und Fassadenbereiche

In den letzten Jahren häufen sich in Deutschland schwere Unwetter und Starkregenereignisse. Wenn es wie aus Kübeln schüttet, drohen Überschwemmungen – auch auf Terrassen und Balkonen. Wer dennoch nicht auf schwellenlose Tür- und Fassadenbereiche verzichten möchte, benötigt leistungsfähige Fassadenrinnen.

Auf Terrassen und Balkonen muss sichergestellt werden, dass sich infolge von Niederschlägen nicht stehende Wasserflächen entwickeln können, die durch Türen, raumhohe Fenster oder großflächige Glasfronten in das Gebäude eindringen.

Anforderung der DIN 18195

Fassadenrinne zwischen Terrasse und Innenraum

Fassadenrinnen ermöglichen Barrierefreiheit zwischen Terrasse und Innenraum. Fotos: ACO

Die DIN 18195 (Bauwerksabdichtungen) fordert, dass Abdichtungssysteme gegen Wasser an der Schnittstelle zwischen Außenfläche und aufgehendem Bauwerk bis mindestens 15 cm oberhalb des Außenbelags hochzuführen sind. Das gilt zumindest für Außenflächen, die waagerecht oder nur schwach geneigt verlaufen. Um die Abdichtungsmaterialien derart einbauen zu können, sind entsprechend hohe Schwellen im Bereich von Türen und Fenstertüren notwendig.

Die vorgegebene Mindesthöhe sollte eingehalten werden, auch dann, wenn sich in der Praxis gezeigt hat, dass so hohe Wasseraufstauungen gar nicht auftreten. Zu berücksichtigen ist nämlich, dass die Feuchtigkeit durch Winddruck am Fassadensockel hochgedrückt werden kann. Außerdem drohen Gefahren durch Schneeverwehungen, Schneematsch und Eis in Fassadennähe. Schneeverwehungen etwa tauen vor Terrassentüren – aufgrund einer erhöhten Wärmeabstrahlung in diesem Bereich – schneller ab als in den Bodenbereichen, die weiter vom Gebäude entfernt sind. Das kann zu einer Behinderung des Tauwasserabflusses durch den rundherum noch verbliebenden Schnee führen.

Barrierefreiheit durch Fassadenrinnen

Schwellen im Fassadenbereich machen also Sinn zum Schutz vor Wasser. Nun ist es aber andererseits so, dass das barrierefreie Bauen immer mehr zum Standard wird – auch auf Terrassen und Balkonen. Und dabei sind eben gerade schwellenlose Übergänge vom Gebäudeinneren nach draußen gefordert. Das macht die Wohnung nicht nur seniorengerechter, sondern liegt auch deshalb im Trend, weil es als schick gilt.

Allerdings widersprechen schwellenlose Lösungen der oben genannten DIN-Norm. Was also ist zu tun? Zum Glück gibt es eine Lösung für das Problem: Man darf die geforderte Anschlusshöhe der Abdichtung nämlich unterschreiten, wenn dafür ausreichend dimensionierte Entwässerungsrinnen installiert werden. Diese sind am Fuß der Fassade einzubauen. Man bezeichnet sie deshalb auch als Fassadenrinnen.

Flexible Systeme

Fassadenrinnen minimieren nicht nur die Gefahr, dass es auf den Flächen um das Gebäude zu Überschwemmungen durch starke Niederschläge kommt, sie fangen vor allem auch von der Fassade herabfließendes Wasser auf und leiten es sicher ab. Dafür müssen sie allerdings für den zu erwartenden Wasseranfall vor Ort ausreichend dimensioniert sein. Produkte wie das Linienentwässerungs-System „Profiline“ von ACO Hochbau sind stufenlos höhenverstellbar. Dadurch lässt sich das Aufnahmevolumen der Rinnen individuell anpassen.

Der Hersteller bietet die Rinnen zudem in unterschiedlichen Breiten. Unterm Strich lassen sich also Höhe und Breite individuell an die tatsächliche Feuchtebeanspruchung anpassen. Und auch der Öffnungsquerschnitt der Rinnenabdeckung spielt eine Rolle bei der Frage, wie schnell sich das Wasser ableiten lässt. Wichtig sind schließlich auch die Einbausituation und natürlich die Länge der Rinne. Der Einbau sollte dicht an der Fassade erfolgen, möglichst mit nicht mehr als 5 cm Abstand. Und eine Fassadenrinne, deren Aufgabe es ist, die Feuchtegefährdung im Bereich einer Terrassentür zu reduzieren, sollte mindestens über die gesamte Breite der Tür verlaufen.

Ausnahme von der Norm

Wenn diese Einbautipps beherzigt werden, lassen sich weitgehend barrierefreie Übergänge zwischen Terrasse/Balkon und Innenraum realisieren. Die in der DIN 18195 geforderte Anschlusshöhe für Bauwerksabdichtungen von mindestens 15 cm darf bei Einsatz geeigneter Linienentwässerungssysteme auf 5 cm reduziert werden.



Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

DIN-Normen: Welche Bedeutung haben sie für das Bauwesen?

Im Jahr 1918 erschien die erste DIN-Norm, die sich mit der Vereinheitlichung so genannter Kegelstifte für den Maschinenbau befasste. Heute...

mehr »
 

Terrassen und Balkone: Drainagematten zur Bodenentwässerung

Damit sich unter den Belägen auf Terrassen oder Balkonen kein Wasser stauen kann, gibt es so genannte Flächendrainagen. Dafür kommen heute in der Regel vollflächige Drainagematten zum Einsatz. ...

mehr »
 

Moderner Hochwasserschutz für den Keller

Kellerräume werden heute immer häufiger als beheizter Wohnraum genutzt. Deshalb haben auch im Souterrain moderne Fenster mit Wärmeschutz-Verglasung und hoch dämmenden Rahmenprofilen Einzug erhalten. Doch mit Wärmedämmung allein ist es nicht getan. Da Starkregenereignisse auch in unseren Breitengraden deutlich zunehmen, sollten Kellerfenster und ...

mehr »
Nach oben
nach oben