RM Rudolf Müller
Rigolen-System des Herstellers Graf mit integriertem Schacht, der als Kontrollschacht, Filterschacht oder Drosselablaufschacht eingesetzt werden kann. Foto: Otto Graf

Rigolen-System des Herstellers Graf mit integriertem Schacht, der als Kontrollschacht, Filterschacht oder Drosselablaufschacht eingesetzt werden kann. Foto: Otto Graf

Entwässerung
10. Januar 2017 | Artikel teilen Artikel teilen

Rigolen-Systeme aus Kunststoff

Seit Einführung der gesplitteten Abwassergebühr zahlen Hausbesitzer umso weniger Abwassergebühren, je mehr Regenwasser auf ihrem Grundstück örtlich versickern kann. Um die Versickerung ins Erdreich sicherzustellen, reicht es aber nicht in jedem Fall aus, einfach Flächen zu entsiegeln. Manchmal ist nämlich auch der natürliche Boden so verdichtet, dass er kein Wasser durchlässt. In solchen Fällen können moderne Kunststoff-Rigolen weiterhelfen.

Rigolen sind unterirdische Pufferspeicher, in die Regenwasser über Rohre eingeleitet wird. Von dort aus versickert das Wasser dann nach und nach in den Untergrund. Voraussetzung für den Einsatz dieser Entwässerungstechnik ist, dass zumindest der Unterboden durchlässig ist, denn sonst ist auch das großzügigste Rigolen-System schnell voll gelaufen und das Wasser staut sich auf der Grundstücksoberfläche. Früher bestanden Rigolen meist aus hohlraumreichen Kiespackungen, die mit Filtervlies umwickelt waren. Heute kommen immer häufiger Speicherlösungen aus Kunststoff zum Einsatz.

Modulares Baukastensystem

Kunststoffrigolen sind in der Regel kastenförmig, optisch erinnern sie zuweilen an (leere) Bierkästen. Die Kastenform hat den Vorteil, dass sich die einzelnen Elemente problemlos aneinanderfügen beziehungsweise stapeln lassen. Denn die Hersteller der Pufferspeicher bieten modulare Baukastensysteme an: Hausbesitzer können – je nachdem, wie groß die Versickerungsfläche sein soll – individuell wählen, aus wie vielen „Kästen“ die Versickerungsanlage aufgebaut wird. Die einzelnen Elemente lassen sich einfach zu Blöcken unterschiedlichster Größe zusammensetzen.
 Das Spektrum reicht von einlagigen Rigolen-Reihen bis hin zu mehrlagigen Blöcken in frei wählbaren Formen.

Vorteilhafte Systeme

Ein großer Vorteil der modernen Rigolen-Systeme ist ihr großes Speichervolumen. Im Vergleich zu einer Kiespackung mit Filtervlies kann bei gleichem Rigolen-Volumen bis zu dreimal mehr Wasser aufgenommen werden. Die stabilen Kunststoff-Module bieten einfach weitaus mehr Hohlraumvolumen als es bei einer losen Kiesschüttung möglich ist. Das hat den weiteren Vorteil, dass für den Rigolen-Einbau in vielen Fällen weniger Erdaushub notwendig wird. Man spart sich also kraftraubende Arbeit! Da die leistungsfähigen Systeme bei vielen Anwendungsfällen nur eine geringe Bauhöhe erfordern, ist der Einbau zudem oft auch bei relativ hohem Grundwasserstand noch möglich.

Kunststoff hat zudem den Vorteil, dass er nicht rostet. Das für die Rigolen-Elemente verwendete Material ist gleichzeitig so stabil, dass es selbst unter befahrenen Flächen eingesetzt werden kann – auch bei geringer Erdüberdeckung. In der Regel werden die Pufferspeicher so in den Boden vergraben, dass ihre obere Seite etwa 20 bis 30 cm unter der Grundstücksoberfläche liegt. Für ein 50 cm hohes Rigolen-System muss man den Boden also beispielsweise 80 cm tief ausheben.

Einfacher Einbau

Das modulare Baukastensystem Stormbrixx von ACO bietet aufgrund seiner Systemarchitektur eine besondere Stabilität und Festigkeit. Grafik: ACO Tiefbau

Das modulare Baukastensystem Stormbrixx von ACO bietet aufgrund seiner Systemarchitektur eine besondere Stabilität und Festigkeit. Grafik: ACO Tiefbau

Das Wasser für die Rigolen stammt in der Regel hauptsächlich von den Dachflächen der Gebäude auf dem Grundstück. Dafür werden die Fallrohre des Dachrinnensystems – statt an die Kanalisation – einfach an die Zuleitungsrohre der Rigole angeschlossen. Auch ansonsten ist der Einbau der Speicher relativ einfach, nicht zuletzt wegen des geringen Kunststoffgewichts. Der Boden der ausgehobenen Baugrube sollte möglichst eben sein und keine Kuhlen enthalten, in denen sich Wasser sammeln könnte. Ansonsten besteht die Gefahr, dass das Erdreich unter den Rigolen partiell verschlammt, was die Versickerung erschwert.

Ähnlich wie herkömmliche Kiespackungen werden auch die meisten Kunststoffrigolen-Systeme mit einem Filtervlies vor dem Eindringen von Erdmaterial aus dem umgebenden Bodenreich geschützt. Das Vlies wird vor dem Einbau des Rigolen-Systems in der Baugrube ausgebreitet und sollte so groß sein, dass man seine Enden auf der Speicher-Oberseite übereinander legen kann. Die Rigolen-Elemente werden also komplett mit dem Vlies eingepackt.

Abschließend bleibt noch zu erwähnen, dass die Pufferspeicher auch vor groben Schmutzpartikeln beziehungsweise organischem Material zu schützen sind, die vom zufließenden Regenwasser mitgeführt werden. Um einer Verstopfung der Rigolen vorzubeugen, ist in den Zufluss ein Laubfang, ein Filter oder ein Absetzschacht zu integrieren.


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Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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