
Einbau eines Kunststoff-Flachtanks zur Regenwasserspeicherung. Foto: Graf
Regenwasserspeicher für den heimischen Garten
Wohin mit dem Regenwasser auf dem heimischen Grundstück? Früher war die Ableitung in die Kanalisation meist das Mittel der Wahl. Heute ist die ökologisch wesentlich sinnvollere örtliche Versickerung stark im Kommen. Aber auch für das Speichern und die anschließende Nutzung von Regenwasser sprechen gute Gründe.
Seit in Deutschland das Wasserhaushaltsgesetz von 2010 gilt, gibt es für Grundstücksbesitzer stärkere Anreize, Regenwasser nicht einfach zusammen mit Schmutzwasser in die öffentlichen Abwasserkanäle zu leiten, sondern sie stattdessen direkt vor Ort ins Erdreich versickern zu lassen. Man muss nun nämlich umso mehr Abwassergebühren zahlen, je mehr versiegelte Flächen sich auf dem Grundstück befinden. Dabei geht es um Dach- und Grundstücksflächen, von denen das Wasser direkt oder indirekt in die öffentliche Kanalisation gelangt. Umgekehrt sparen Eigentümer Gebühren, wenn sie Flächen entsiegeln und eine örtliche Versickerung ermöglichen. Diese entlastet Kanalisation und Klärwerke.
Wofür lässt sich Regenwasser nutzen?
Die örtliche Versickerung des Regenwassers unterstützt den natürlichen Wasserkreislauf und fördert die Grundwasserbildung. Das ist prinzipiell eine gute Sache. Allerdings kann man es Grundstücksbesitzern auch nicht verdenken, wenn sie Regenwasser lieber selbst nutzen wollen, anstatt es versickern zu lassen. Wer in einen Regenwasserspeicher – auch Zisterne genannt – investiert, der spart zwar keine Abwassergebühren, kann aber seinen Trinkwasserverbrauch deutlich senken. Auch das ist ökologisch sinnvoll.
Zwar taugt Regenwasser nicht zum Trinken, aber Trinkwasser wird oft in besonders großen Mengen für Aktivitäten verbraucht, bei denen Regenwasser völlig ausreichen würde. Wer die Niederschläge auf seinem Grundstück in Speichertanks sammelt, kann sie später für die Gartenbewässerung, aber auch für die WC-Spülung oder die Waschmaschine nutzen.
Wie viel Trinkwasser lässt sich sparen?
Schätzungen zufolge kann ein Haushalt durch Regenwassernutzung bis zu 50 % seines Trinkwasserverbrauchs einsparen. Das funktioniert aber natürlich nur, wenn alle Rahmenbedingungen stimmen. Zunächst einmal muss das Haus über ausreichend große Dachflächen verfügen. Denn der Wasserzufluss in den Speichertank erfolgt in der Regel über einen Rohranschluss an die Dachrinnen beziehungsweise an das Fallrohr. Je größer das Dach, umso mehr Regen kann auf diese Weise eingefangen werden.
Zweitens muss die Größe des Speichers ausreichend dimensioniert werden. Wer durch Regenwassernutzung große Mengen Trinkwasser sparen möchte, benötigt auch eine entsprechend große Zisterne. Und drittens kann das Ganze natürlich nur funktionieren, wenn es auch ausreichend regnet. An Orten mit geringen jährlichen Niederschlagsmengen macht die Investition in einen Speicher wenig Sinn.
Wäschewaschen mit Regenwasser?

Komplettsystem zur Gartenbewässerung und Hausnutzung. Grafik: Graf
Es gibt einfache Speichertanks, die ausschließlich als Wasserreservoir für die Gartenbewässerung dienen. Daneben bietet die Industrie aber auch aufwändigere Komplettsysteme mit integriertem Leitungsnetz für den Hausanschluss. Irgendwie muss das Wasser ja zur Waschmaschine oder in den Spülkasten des WC gelangen.
Regenwasser zum Rasensprengen – das klingt plausibel. Und dass man für die WC-Spülung nicht unbedingt reines Trinkwasser benötigt, ist ebenfalls einsehbar. Aber Regenwasser für die Waschmaschine? Ist das nicht unhygienisch? Und kann man damit saubere Wäsche erzielen? Man kann. Denn das Wasser aus der Zisterne ist eigentlich ziemlich sauber.
Zunächst einmal ist Regen meist ohnehin nicht stark verschmutzt. Außerdem verfügen Regenwasserspeicher über Filtereinsätze, die grobe Schwebestoffe aus dem zufließenden Wasser herausfiltern. Und schließlich sinken die meisten Schwebstoffe, die vom Filter nicht zurückgehalten werden, nach kurzer Zeit auf den Boden des Speichertanks.
Mehr noch: Bei Waschmaschinen hat Regenwasser sogar Vorteile gegenüber Trinkwasser. Es ist nämlich frei von Kalk und meist weicher als das Wasser aus der Leitung. Dadurch benötigt man beim Waschen weniger Waschmittel und keine Weichspüler oder Entkalkungs-Mittel.
Materialien der Speichertanks
Regenwasserspeicher bestehen normalerweise aus Beton oder aus Kunststoff. Betonzisternen sind belastbarer als Kunststoffprodukte und werden daher vor allem verwendet, wenn man den Tank in befahrenen Bereichen vergräbt. Es gibt allerdings auch gusseiserne Tankabdeckungen für Kunststoffspeicher, die bündig in die Grundstücksfläche aus beispielsweise Pflastersteinen oder Asphalt eingepasst werden und mit Fahrzeugen bis 3,5 t Gesamtgewicht befahrbar sind. Kunststoff-Tanks haben den Vorteil, dass sie sehr leicht sind und sich deshalb ohne schweres Gerät wie Kran oder Bagger ins Erdreich einbauen lassen.
Einbau im Erdreich oder Keller

Einbau einer schweren Betonzisterne. Foto: Mall
Die Zisternen werden für gewöhnlich im Erdreich des Gartens vergraben. Ist das nicht möglich, kann man sie aber auch im Keller installieren. Wichtig ist in jedem Fall, dass das Wasser kühl und dunkel gelagert wird, damit sich keine Algen oder sonstigen Mikroorganismen bilden können. Zudem verliert man bei kühler Lagerung kein Wasser durch Verdunstung.
Für den Selbsteinbau empfehlen sich insbesondere flache Kunststoff-Zisternen, weil man bei denen nicht so tief graben muss. Eine Einbautiefe von 60 bis 100 cm unter der Erde sollte man aber schon einhalten, um im Winter Frostschäden am Regenwasserspeicher zu vermeiden. Das gilt auch für die Wasserleitungen, die vom Speicher ins Haus führen, falls das Regenwasser auch für Toilettenspülung und Waschmaschine genutzt werden soll.
Eine weitere erdverlegte Leitung führt in der Regel von der Dachentwässerung zum Regenwasserspeicher. Außerdem verfügen alle handelsüblichen Zisternen im oberen Bereich über eine Überlauf-Vorrichtung. Wenn der Speicher an regenreichen Tagen voll ist, kann das überschüssige Wasser dort entweichen. Der Überlauf ist an die Kanalisation oder an eine Versickerungsanlage anzuschließen. Der regelmäßige Abfluss der obersten Wasserschicht erfüllt zugleich eine Reinigungsfunktion. Leichte Schmutzstoffe, die auf der Wasseroberfläche schwimmen, werden auf natürliche Weise weggeschwemmt. Um einen regelmäßigen Überlauf zu ermöglichen, sollten Zisterne nicht zu groß dimensioniert werden.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
freierjournalist@rolandgrimm.com
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