
Unifarbenes Hochglanzlaminat. Foto: HDM
Bodenbeläge: Wie wird Hochglanz-Laminat hergestellt?
In den 1980er-Jahren eroberten Laminatböden den Wohnbereich. Anfangs ging es vor allem um günstige Imitate von Holzböden, doch nach und nach kamen auch Beläge mit ganz anderen Druckmotiven auf den Markt: zum Beispiel Naturstein-, Beton- oder Fliesenoptiken. Und seit ein paar Jahren ist ein weiterer neuer Trend hinzugekommen: Hochglanz-Laminat.
Laminatböden bestehen in der Regel aus einem Holzwerkstoff-Trägermaterial, auf das man die Sichtoberfläche klebt. Bei letzterer handelt es sich um eine bedruckte Papierlage, die in Melaminharz getränkt und dadurch wasserbeständig und abwaschbar ist. Während die Laminattechnik bereits in den 1920er-Jahren eingeführt und lange Zeit vor allem für Küchen-Arbeitsflächen, Fensterbretter und Wandpaneele eingesetzt wurde, ist so genanntes Hochglanz-Laminat ein relativ neues Phänomen.
Markteinführung 1999
Die ersten Hochglanz-Produkte wurden 1999 vom deutschen Laminathersteller HDM in den Markt eingeführt. Die Oberflächen dieser neuen Bodenbeläge fallen nicht nur durch ihren hohen Glanzgrad auf – man kann sich oft sogar darin spiegeln –, sondern auch durch ihre enorme Härte sowie die daraus resultierende Schlag- und Kratzfestigkeit. Hochglanz-Laminat ist ein sehr stabiler und strapazierfähiger Bodenbelag. Freunde fand das neue Material mit seiner edlen, aber eben auch recht speziellen Optik zunächst vor allem im Messe- und Ladenbau. Doch seit ein paar Jahren wird es auch im privaten Wohnbereich immer beliebter.
Wobei der deutsche Privatkunde bisher noch zögerlich ist, wenn es um Hochglanz-Laminat in den eigenen vier Wänden geht. Ob das vielleicht am Pflegeaufwand liegt? Immerhin ist Staub auf den glänzenden Oberflächen leichter sichtbar, sodass häufiger gewischt werden muss. Andererseits lassen sich Flecken auf dem glatten Material besonders einfach entfernen. Vielleicht ist den Deutschen aber auch einfach die Optik dieser Laminat-Variante etwas zu „exzentrisch“.
Wie dem auch sei: Deutsche Hersteller wie HDM oder Windmöller verkaufen Hochglanz-Laminat jedenfalls bisher weitaus besser im Ausland als hierzulande. Vor allem in Osteuropa und Asien boomt der Absatz. Dort werden die Oberflächen offenbar mit Luxus assoziiert. Ein erschwinglicher Luxus allerdings. Denn wie alle Laminatböden ist auch Hochglanz-Laminat ein vergleichsweise preisgünstiger Bodenbelag.
Herstellung

Belag aus Hochglanzlaminat in Bambus-Optik. Foto: HDM
Vom „normalen“ Laminat unterscheidet sich Hochglanz-Laminat durch seine so genannte elektronenstrahlgehärtete Oberfläche. Man spricht auch von EPL-Oberflächen („Electrobeam Pressure Laminate“). Das Besondere: Die mit Harzen imprägnierten Dekorpapiere werden bei der Herstellung mit einer Kunststofffolie verpresst und dann mit Elektronen beschossen. Diese Spezialbehandlung bewirkt sowohl den Glanz als auch die Härte und Glätte des Bodenbelags, dessen Optik an edlen Schleiflack („Klavierlack“) erinnert.
EPL-Oberflächen lassen sich mit vergleichsweise geringem Energieeinsatz herstellen, die Technologie gilt als ressourcenschonend und emissionsarm. Zur Herstellung von Bodenbelägen werden die Schichtstoffe der Sichtoberfläche in einem separaten Arbeitsschritt mit der Holzwerkstoff-Trägerschicht verpresst.
Vielfältige Dekore
Genauso wie herkömmliches Laminat gibt es die Hochglanz-Produkte ebenfalls mit zahlreichen unterschiedlichen Druckoberflächen: Neben traditionellen Holzoptiken werden zum Beispiel auch Beton-, Marmor- und Naturstein-Dekore gefertigt. Verrückt: Selbst textile Optiken mit Hochglanzeffekt gibt es. Daneben bieten die Hersteller auch Oberflächen, die gar keine anderen Materialien imitieren, sondern einfach in verschiedenen Farben wie zum Beispiel Weiß, Schwarz, Grau, Blau oder Rot angeboten werden. Für solche Oberflächen in Uni-Farben eignet sich der EPL-Effekt eigentlich sogar besonders gut, denn durch den Glanz erhalten die Böden eine besonders hohe Farb-Brillanz.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
freierjournalist@rolandgrimm.com
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