RM Rudolf Müller
Typische Parkettmuster: Landhausdiele, Mosaik, Flechtmuster, Fischgrät (von links). Fotos: Parador

Typische Parkettmuster: Landhausdiele, Mosaik, Flechtmuster, Fischgrät (von links). Fotos: Parador

Boden und Wand
28. März 2014 | Artikel teilen Artikel teilen

Übersicht: Holz und Holzimitate für den Bodenbereich

Holz gehört zu den beliebtesten Bodenmaterialien für Innenräume. Anders als flächige Produkte von der Rolle – wie Teppich, Linoleum oder PVC – werden Holzböden in kleineren Stücken, zum Beispiel als Dielen oder Stäbe, verlegt. Das gilt für den absoluten Klassiker – das Parkett – ebenso wie für Laminatboden, der seit den 1980er-Jahren den Markt erobert. Beim Laminat besteht nur noch das Trägermaterial aus Holzwerkstoff, während die Sichtoberfläche ein Imitat ist. Dasselbe gilt für die so genannten Vinylböden, die neuerdings im Trend liegen.

Beim Parkett unterscheidet man Massiv- und Mehrschichtparkett. Massivparkett besteht aus einzelnen Holzstücken, die durch und durch aus demselben Baummaterial bestehen. Bei Mehrschichtparkett ist dagegen eine 2,5 bis 5 mm dicke Oberflächenschicht aus edlerem Holz (z. B. Eiche) auf ein oder zwei billigeren Trägerschichten aufgebracht. Die Trägerschichten können ebenfalls aus Vollholz bestehen (z. B. Fichte oder Tanne) oder auch nur aus Holzwerkstoffen wie Spanplatten, Sperrholz und Holzfaserplatten.

Mehrschichtparkett ist ein Fertigprodukt, bei dem die Oberflächen bereits vom Hersteller geschliffen und gegebenenfalls mit Parkettlack, -öl oder -wachs vorbehandelt wurden. In der Regel sind die Produkte durch ein Nut- und Feder-System einfach zu verlegen. Massivparkett wird dagegen oft noch unbehandelt verlegt und erst auf der Baustelle vom Parkettleger abgeschliffen und mit Holzveredelungsmitteln behandelt. Allerdings kommt heute auch zunehmend massives Fertigparkett zum Einsatz, das bereits werkseitig geschliffen und endbehandelt wurde.

Parkett: Von der Bohle zum Stab

Vorläufer des heutigen Parketts waren unbehandelte Vollholzbohlen, die etwa seit dem 13. Jahrhundert als Belagmaterial auf Unterböden genagelt wurden. Später begann man die Bretter zu hobeln. So entstanden die nach wie vor beliebten Massivholzdielen, die manche Hersteller in gewaltigen Längen von bis zu 10 m und mehr anbieten. Diese Produkte werden heute oft als „Landhausdielen“ vermarktet und stehen für ein rustikales, aber zugleich hochwertiges und natürliches Design. Es gibt sie als einschichtige Vollholzdielen sowie als Mehrschichtdielen mit einer dekorativen Decklamelle und ein oder zwei Trägerschichten.

Spricht man landläufig von Parkett, ist aber meist gar nicht die Langdiele gemeint, sondern vielmehr das filigraner wirkende „Stabparkett“. Das wird nicht aus breiten Dielen, sondern aus vielen schmalen und relativ kurzen Massivholzstäben zusammengesetzt. Die verwendeten Stäbe sind in der Regel 14, 15, 16 oder 22 mm dick, zwischen 250 mm und 600 mm lang und zwischen 60 mm und 80 mm breit. Diese Form des Parketts setzte sich im 19. Jahrhundert zunehmend durch, als vor allem das gut situierte städtische Bürgertum begann, seine Wohnhäuser mit dekorativen Böden zu schmücken. Im Laufe der Zeit haben sich für Stabparkett unterschiedlichste Verlegemuster etabliert, und es kommen auch immer wieder neue hinzu. Zu den Klassikern gehören beispielsweise das Fischgrät- und das Flechtmuster sowie der Englische Verband und der Würfelverband.

Alternative Parkettvarianten

Neben dielen- und stabförmigem Parkett gibt es noch eine Reihe weiterer Varianten, von denen wir an dieser Stelle nur einige kurz vorstellen können. Da ist zum Beispiel das so genannte Lamparkett, das von der Form her dem Stabparkett gleicht, aber nur 10 bis 11 mm dick ist. Oder das „Mosaikparkett“, das so heißt, weil die Holzstücke nicht als Stäbe, sondern als 8 bis 10 mm dicke, würfelförmige Lamellen mit einer Kantenlänge von 160 mm verlegt werden. In der Gesamtansicht wirken die vielen Würfel dann wie ein Mosaik.

Eine preisgünstige Variante ist zudem das „Hochkantlamellenparkett“. Es ist schichtweise aus dünnen Holzlamellen aufgebaut, die aber nicht – wie beim Mosaikparkett – waagerecht, sondern hochkant zur Bodenfläche angeordnet sind. Hochkantlamellenparkett gilt wegen seiner hohen Dicke von 22 mm als robuster Boden, der häufig abgeschliffen werden kann. Er wird auch als Industrieparkett bezeichnet und kommt oft in öffentlichen Gebäuden und Arbeitsbereichen zum Einsatz.

Laminat als Imitat

Laminat gibt es heute nicht nur im Holzdesign, sondern in vielen Variationen und z. B. auch mit Hochglanzeffekt. Foto: HDM

Laminat gibt es heute nicht nur im Holzdesign, sondern in vielen Variationen und z. B. auch mit Hochglanzeffekt. Foto: HDM

Laminat besteht aus einer bedruckten Papierlage, die in Melaminharz getränkt und auf eine Trägerplatte – in der Regel aus Holzwerkstoffen – geklebt wird. Durch das Melaminharz ist die Papieroberfläche wasserbeständig und abwaschbar. Im Prinzip ist das ganz ähnlich wie bei einem Dokument, das man mit einer Kunststofffolie ja auch „einlaminieren“ kann. Die Laminattechnik gibt es bereits seit den 1920er-Jahren, allerdings lange Zeit nur für Bereiche wie Arbeitsflächen, Fensterbretter oder Wandpaneele. Als Fußbodenmaterial kam sie erst in den 1980er-Jahren auf den Markt, in Form des kurz zuvor entwickelten Hochdrucklaminats (HPL = High Pressure Laminate).

Anfangs wurden vor allem Holzoptiken als Druckmotive verwendet, denn der neue Boden war als preisgünstige Alternative zu Parkett gedacht. Mittlerweile gibt es Laminat aber auch in vielen anderen Optiken. Imitiert wird praktisch alles, was auch sonst am Boden vorkommt: von Naturstein und Beton über Fliesen bis hin zur textilen Leinenoptik. Bei den Holzoptiken gibt es in den letzten Jahren auch einen Trend zum „Authentic Touch“ – also zu Laminatoberflächen, die nicht nur so aussehen wie das imitierte Original, sondern sich zunehmend auch so anfühlen.

Übrigens ist Laminat nicht gleich Laminat. Es gibt viele billige Produkte, aber eben auch etliche Qualitätswaren zu Preisen, für die man auch bereits Parkett bekommt. Viele hochwertige Laminate sind heute sehr kratz-, abrieb- und stoßfest, hitzebeständig und resistent gegenüber Reinigungsmitteln. Oft verfügen sie auch über feuchteunempfindliche Trägerplatten, was den Einsatz in Feuchträumen ermöglicht.

Immer beliebter wird in den letzten Jahren auch so genanntes Hochglanz-Laminat. Man kennt es bisher vor allem aus dem Messe- und Ladenbau, mittlerweile erobert es aber auch den privaten Wohnbereich (siehe Foto). Erfunden wurde dieses Material vom deutschen Laminathersteller HDM, der 1999 die ersten Hochglanz-Böden einführte. Die Glanzoptik ist das Resultat einer speziellen Herstellungsweise: In der Produktion werden die mit verschiedenen Harzen imprägnierten Dekorpapiere mit einer Kunststofffolie verpresst und dann mit Elektronen beschossen. Dieser Beschuss sorgt einerseits für einen hohen Aushärtungsgrad und andererseits für den Glanz. Die Oberflächen sind besonders glatt, aber auch sehr schlag- und kratzfest.

Trend zu Vinylböden

In Dielenform und unter dem neuen Namen "Vinylboden" erleben PVC-Beläge derzeit eine Renaissance. Foto: Parador

In Dielenform und unter dem neuen Namen „Vinylboden“ erleben PVC-Beläge derzeit eine Renaissance. Foto: Parador

Ein etwas überraschender Trend der letzten Jahre sind die so genannten Vinylböden. Viele Parkett- und Laminathersteller haben diese Fertigböden mittlerweile im Programm. Holzfachhändler oder Baustoffhändler mit Bodensortiment zeigen sie in ihren Ausstellungen. Mit Holz hat das Ganze kaum etwas zu tun. Oder doch: Die Böden haben eine Kunststoffoberfläche, die aber meist noch mit einer Trägerplatte aus Holzwerkstoffen oder Naturkork verbunden ist. Daneben gibt es auch Produkte, die komplett aus Vinyl bestehen und damit besonders für Feuchträume wie Bad und Küche geeignet sind.

Das Material Vinyl ist aber im Prinzip gar nichts Neues. Es handelt sich nämlich um nichts anderes als um Polyvinylchlorid (PVC). Dass man heute von Vinyl spricht, hat sicher vor allem Marketinggründe. Die alte Generation der PVC-Böden hat eben nicht zuletzt wegen der Weichmacherproblematik kein so gutes Image. Vinyl klingt da einfach besser. Es hat irgendwie einen wohligen, warmen Klang, zumindest für alle, die noch mit Vinyl-Langspielplatten groß geworden sind. Die bestehen natürlich auch aus PVC – Vinyl sagt man nur umgangssprachlich.

Das Neue an den aktuellen Vinylböden ist also nicht das Material, auch wenn die heutigen PVC-Böden sicher weniger Weichmacher als früher enthalten. Neu ist aber das Format. Denn die Böden werden jetzt in Dielen- oder auch in Fliesenform angeboten und lassen sich wie Laminat mit Klicktechnik verlegen. Die alten PVC-Beläge kamen dagegen von der Rolle und waren großformatig wie Teppichboden. Neu ist auch, dass man mithilfe moderner Drucktechnik viel naturgetreuere Motive auf den Kunststoff drucken kann. So lassen sich etwa Holzoptiken erzeugen, die zumindest auf den ersten Blick täuschend echt wirken (siehe Foto). Das Angebot ist aber nicht auf Holzimitate beschränkt. Genau wie bei Laminat gibt es Vinylböden z. B. auch in Keramik-, Stein-, Beton- oder auch Teppichoptiken.

Die im Prinzip grenzenlose Motivvielfalt hat sicher zum neuen Erfolg des Materials beigetragen. Hinzu kommt, dass Vinylböden nicht nur pflegeleicht, strapazierfähig, feuchteunempfindlich und chemikalienresistent sind, sondern auch einen hohen Gehkomfort bieten und sehr leise sind. In einer Hinsicht sollte man sich aber keinen Illusionen hingeben. Auch wenn manch ein Vinylboden optisch wie echtes Parkett daherkommt, handelt es sich natürlich nicht um ein Naturprodukt wie Holz. Der aus Erdöl gewonnene Kunststoff PVC ist eben nicht diffusionsfähig, trägt nicht zur Raumluftregulierung bei und erfüllt auch keine hohen Ansprüche an die Wohngesundheit.


Mehr zum Thema Holz finden Sie in der Übersicht.


Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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