
Holzfaser löst keine Hautreizungen aus und kann daher ohne Schutzhandschuhe verarbeitet werden. Foto: VHD/Inthermo
Holzfaserplatten: keine Dämmwunder – aber viele andere Vorteile
Unter den Naturdämmstoffen sind Holzfaserplatten neben den Einblasdämmungen aus Zellulose am weitesten verbreitet. Ihr Anteil am gesamten Dämmstoffmarkt beträgt nach Angaben des Verbandes Holzfaser-Dämmstoffe derzeit 5 bis 6 Prozent. Holzfaser-Dämmstoffe sind ein wohngesunder Baustoff, der zu etwa 85 Prozent aus Holzfasern besteht, die meist aus Sägeresten und Hackschnitzeln heimischer Nadelhölzer gewonnen werden.
Das Material löst bei der Verarbeitung keine Hautreizungen aus, und kann daher ohne Schutzhandschuhe verarbeitet werden. Da es sich um einen Holzwerkstoff handelt, ist der Dämmstoff sehr nachhaltig, weil Bäume im Laufe ihres Wachstums ja viel CO2 aus der Atmosphäre binden.
Vielseitiger Dämmstoff
Das Material ist zudem sehr flexibel einsetzbar. Im Prinzip lässt sich vom Keller bis zum Dach fast alles mit Holzfaser dämmen: von der Dachdämmung über Wärmedämm-Verbundsysteme und Dämmungen der obersten Geschossdecke bis hin Trockenbauwänden und Innendämm-Systemen. Diese große Einsatzbreite ist möglich, weil die Industrie vielfältige Plattenvarianten in unterschiedlichsten Rohdichten herstellt – ähnlich wie man es von der Mineralwolle kennt. Die Bandbreite reicht von weichen Platten, die nur etwa 40 kg/m³ wiegen, über mittelharte Produkte bis hin zu harten Faserplatten mit einer Rohdichte bis zu 300 kg/m³.
Nur dort, wo der Dämmstoff naturgemäß sehr stark mit Wasser in Kontakt gerät, zum Beispiel im erdberührten Perimeterbereich oder bei Umkehrdächern, ist von einem Einsatz abzuraten. Nicht etwa, weil Holzfaser besonders empfindlich gegenüber Feuchtigkeit wäre – im Gegenteil. Das Material ist dampfdurchlässig und gilt gerade deshalb als besonders wohngesund. Es kann sogar bis zu 20 Prozent seines Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen, ohne dass dadurch die Dämmleistung beeinträchtigt wird. An Einsatzorten, wo Dämmstoffe mitunter buchstäblich unter Wasser stehen, sollte man dann aber doch auf wasserabweisende Produkte wie XPS zurückgreifen.
Als „Dämmwunder“ oder „Hochleistungsdämmstoff“ lässt sich das Material allerdings nicht gerade bezeichnen. Die leistungsfähigsten Platten gehören derzeit zur Wärmeleitgruppe 039. Das ist nicht schlecht, aber doch nicht so gut wie etwa bei Mineralwolle (032) oder EPS (030). Wenn man bedenkt, dass Holzfaserplatten in der Regel teurer sind als die genannten Wettbewerbsprodukte, wird klar, dass der Dämmstoff eher etwas für Menschen ist, die ganzheitlich denken und nicht nur auf den Wärmeschutz schielen.
Guter Hitze- und Schallschutz

Vom Keller bis zum Dach lässt sich mit Holzfaser fast alles dämmen. Grafik: VHD
Freunde findet der Dämmstoff zum Beispiel unter Hausbesitzern, denen es wichtig ist, dass in ihrem Heim Naturbaustoffe verwendet werden. Holzfaser dünstet keine schädlichen Stoffe aus und wirkt wegen seiner Dampfdiffusionsoffenheit als Feuchtigkeitspuffer. Außerdem punktet das Material beim sommerlichen Hitzeschutz – ebenfalls ein Beitrag für ein behagliches Raumklima. Da Holzfaser über eine höhere Wärmespeicherkapazität verfügt als zum Beispiel mineralische Dämmstoffe, ist sie in der Lage, im Sommer überschüssige Wärmenergie aufzunehmen und dadurch zum Beispiel dem bekannten Hitzestau in Dachgeschosswohnungen vorzubeugen.
Der Verband Holzfaser-Dämmstoffe (VHD) verweist zudem auf einen weiteren Vorteil des Wärmespeichervermögens. In Wärmedämm-Verbundsystemen verbaut, bewirken Holzfaserplatten eine wärmere Oberfläche als etwa EPS-Platten. Dadurch seien die Fassaden weniger anfällig für das Problem der Algenbildung – so der VHD.
Auch in Sachen Schalldämmung schneiden die meisten Holzfaserprodukte – ähnlich wie Mineralwolle – besser ab als EPS. Das liegt einerseits an der vergleichsweise hohen Rohdichte und andererseits an der Faserstruktur der Platten, die eine schallabsorbierende Wirkung hat.
Thema Brandschutz

„Sauerkraut“-Platten aus Holzwolle beinhalten zwar auch Holzfasern, haben aber ganz andere Eigenschaften als Holzfaserplatten. Foto: Knauf Insulation
Holzfaser ist in die Baustoffklasse B2 eingestuft, gilt also als „normal entflammbar“. Um einen ausreichenden Brandschutz zu erzielen, kommt es darauf an, wie der Dämmstoff verbaut wird. Nach Angaben des VHD konnte in unabhängigen Brandschutztests nachgewiesen werden, dass Bauteile mit integrierter Holzfaserdämmung Feuerwiderstandszeiten bis zu 90 Minuten erreichen. Außerdem – so der VHD weiter – verhalte sich Holzfaser im Brandfall ähnlich wie Massivholz. Es fängt zwar Feuer, entwickelt aber auch eine Verkohlungsschicht, die den weiteren Abbrand des Dämmstoffes hemmt. Die hohe Wärmespeicherkapazität des Materials sorge zudem auch im Brandfall für einen stark verzögerten Temperaturdurchgang durch das Bauteil.
Abgrenzung von Holzwolle
Nicht zu verwechseln sind Holzfaser-Dämmstoffe übrigens mit den landläufig als „Sauerkraut“-Platten bezeichneten Holzwolle-Produkten. Diese bestehen aus langfaseriger Holzwolle und werden mit mineralischen Bindemitteln wie Zement oder Magnesit zusammengehalten. Bei Holzfaserplatten setzt man dagegen auf das holzeigene Lignin als natürliches Bindemittel – zumindest bei der Produktion der schwereren Platten, die im so genannten Nassverfahren hergestellt werden. Beim Trockenverfahren, das für die weicheren Produkte zum Einsatz kommt, setzt man auf das Bindemittel PUR-Harz. Holzwolle dämmt schlechter als Holzfaser und wird meist als Putzträgerplatte für den Innen- und Außenbereich eingesetzt.
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