RM Rudolf Müller
Schubladenelement aus einfachem Birkensperrholz.

Schubladenelement aus einfachem Birkensperrholz

Grundstoffe des Bauens
13. März 2014 | Artikel teilen Artikel teilen

Holzwerkstoffe: Die verschiedenen Sperrholzarten

Holzwerkstoffe sind Baumaterialien, die nicht aus Vollholz bestehen, sondern aus zerlegten Holzbestandteilen zusammengesetzt werden. Dabei kann es sich um relativ große, aber auch um sehr kleine Teile handeln. Das Spektrum reicht von dünnen Holzblättern (Furniere) über Hackschnitzel und Späne bis hin zu Fasern. Meist werden sie zu plattenförmigen Elementen verklebt beziehungsweise verpresst. Je nach Art der verwendeten Bauteile lassen sich Holzwerkstoffe grob einteilen in Sperrhölzer, Spanhölzer und Faserhölzer. In diesem Fachwissenbeitrag geht es zunächst um die Sperrholzplatten, die zu den Furnierwerkstoffen gehören.

Eine besondere Sperrholzart haben wir bereits im Fachwissen-Beitrag “Massive Qualität – Modernes Bauholz für tragende Gebäudekonstruktionen“ kennen gelernt: das so genannte Brettsperrholz, aus dem man komplette Gebäudewände oder großformatige Dach- und Deckenelemente herstellt. Neben diesen schweren Sperrholzplatten für den konstruktiven Holzbau gibt es aber auch filigranere Varianten, die zum Beispiel für Wand- und Deckenbekleidungen oder für Türen und Treppen verwendet werden. Aber auch für Betonschalungen, als Trägermaterial für Holzfußböden und natürlich für den Möbelbau kommt Sperrholz zum Einsatz.

Formstabiler Werkstoff

Genau wie Brettsperrholz bestehen auch die leichteren Sperrholzarten aus mindestens drei Lagen, die kreuzweise miteinander verleimt werden, sodass die Faserrichtungen benachbarter Lagen im 90°-Winkel zueinander stehen. Diese Bauart garantiert, dass sich die Platten auch bei Veränderungen der Holzfeuchtigkeit kaum verziehen. Das bei Vollholz übliche Quellen und Schwinden wird durch die kreuzweise Verleimung weitgehend verhindert oder “gesperrt“ – um auf die Herkunft des Wortes Sperrholz einzugehen.

Sperrholzplatten sind im Vergleich zu Span- und Faserplatten fester und formstabiler. Deshalb werden sie beispielsweise häufig zur Aussteifung von tragenden Wänden in der Holzrahmenbauweise verwendet. Auch im Außenbereich – etwa als Fassadenplatten – sind sie grundsätzlich einsetzbar. Voraussetzung dafür sind ein feuchteunempfindlicher Kleber und eine Versiegelung der Plattenkanten.

Furniersperrholz

Der am weitesten verbreitete Sperrholztyp ist das so genannte Furniersperrholz. Es besteht aus einer ungeraden Anzahl kreuzweise miteinander verleimter Furniere – handelsüblich sind Platten mit drei, fünf, sieben oder neun Lagen.

Furniere sind etwa 0,45 bis 6 mm dicke Holzblätter, die aus Baumstämmen herausgeschnitten werden. Für Sperrholzplatten kommt vor allem so genanntes Schälfurnier zum Einsatz. Das ist ein eher einfaches, optisch nicht besonders edles Furnier, das durch Schälen von Rundhölzern gewonnen wird. Für dekorative Oberflächen – etwa im Innenausbau oder bei Möbeln – verwendet man dagegen eher Messerfurniere. Diese bestehen aus edleren Holzsorten und werden mit Messer-Werkzeugen vom Baum geschnitten. In der Regel werden diese kostbaren Materialien nur für die Oberfläche eingesetzt, man klebt die Messerfurniere also auf preisgünstigere Trägerstoffe, beispielsweise auf Schälfurniersperrholz.

Furniersperrhölzer mit mindestens fünf Lagen und einer Stärke über 12 mm bezeichnet man auch als Multiplex-Platten. Diese ziemlich stabilen Werkstoffe kommen zum Beispiel für Wandverkleidungen, als Betonschalungen, als Treppenstufen oder als aussteifende Materialien im Holzrahmenbau zum Einsatz.

Stab- und Stäbchensperrholz

Schnitt durch eine Tischlerplatte aus Stabsperrholz.

Schnitt durch eine Tischlerplatte aus Stabsperrholz.

Ein anderer, ebenfalls sehr formstabiler Typus von Sperrholz ist die so genannte Tischlerplatte. Etwas fachspezifischer bezeichnet man sie als Stabsperrholz beziehungsweise Stäbchensperrholz. Das dreischichtige Material hat den Vorteil, dass es stabil und belastbar, dabei aber vergleichsweise leicht ist. Tischlerplatten finden vielfach in der gehobenen Möbelproduktion Anwendung sowie für die Herstellung von Türblättern. Aber auch im Laden- und Fahrzeugbau und als Schalungsplatten im Betonbau haben sie ihren Platz.

Unter Stabsperrholz versteht man eine Mittellage aus gesägten Vollholzstäben, die beidseitig mit einem Deckfurnier verleimt sind. Die Stäbe sind etwa 24 bis 30 mm breit und werden mit ihrer Holzfaserrichtung quer zu den beiden Deckfurnieren angeordnet – typisch Sperrholz eben. Im Prinzip genauso aufgebaut ist Stäbchensperrholz. Einziger Unterschied: Statt der relativ breiten Stäbe werden für die Mittellage dünne Schälfurnierstreifen verwendet. Diese “Stäbchen“ sind in der Regel 5 bis 8 mm breit.

Verbundsperrholz

In der Praxis kommen die verschiedenen Sperrholztypen nicht nur in den beschriebenen Reinformen vor, sondern es gibt auch Verbundplatten, bei denen das Sperrholz mit anderen Materialien kombiniert wird. Das können beispielsweise integrierte Dampfsperrfolien oder Hartschaumdämmstoffe sein. Auch die Kombination mit anderen Holzwerkstoffen – etwa einzelne Lagen aus Spanholz – ist gebräuchlich. Wir erwähnen diese “Sandwichplatten“ hier aber nur der Vollständigkeit halber. Das Angebot ist viel zu groß, um näher darauf einzugehen.



Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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