RM Rudolf Müller
Lacke bilden meist eine farblich deckende Schicht auf der Holzoberfläche. Foto: Auro

Lacke bilden meist eine farblich deckende Schicht auf der Holzoberfläche. Foto: Auro

Grundstoffe des Bauens
07. Juli 2016 | Artikel teilen Artikel teilen

Holzbehandlung: Der Unterschied zwischen Lack und Lasur

Holzoberflächen bleiben selten unbehandelt, sondern erhalten in der Regel einen Anstrich – zum Schutz vor schädlichen Umwelteinflüssen, aber auch um farbliche Akzente zu setzen. Dabei kommen häufig Lacke und Lasuren zum Einsatz. Doch worin liegt eigentlich der Unterschied zwischen diesen beiden Anstrichmitteln?

Lacke und Lasuren schützen Holzprodukte in Haus und Garten – nicht nur vor Umwelteinflüssen wie Feuchtigkeit und UV-Strahlung, sondern auch vor Staub und Kratzern. Sie dienen als Wetterschutz- und Holzpflegemittel. Manche Produkte enthalten zusätzlich Biozide und Fungizide. Diese chemischen Wirkstoffe haben eine abtötende Wirkung auf Algen, Bakterien, Insekten oder Pilze. Sie bieten also Schutz vor holzzerstörenden Organismen. Das spielt vor allem bei Holz im Außenbereich eine Rolle.

Holzoberflächen werden jedoch nicht nur beschichtet, um das Material zu schützen. Es geht auch um das Aussehen, um die Erzielung bestimmter Farb- und Glanzeffekte. Innentüren streicht man beispielsweise sehr häufig mit Weißlack, weil das eine beliebte und zugleich universelle Optik ist, die zu unterschiedlichsten Einrichtungsstilen passt.

Durchscheinend oder deckend?

Bei Lasuren – egal ob klar oder eingefärbt – schimmert stets noch die Holzmaserung durch. Foto: Auro

Bei Lasuren – egal ob klar oder eingefärbt – schimmert stets noch die Holzmaserung durch. Foto: Auro

Für das farbliche Aussehen von Lacken und Lasuren sind vor allem die Pigmente und Füllstoffe verantwortlich, die in den Beschichtungsstoffen enthalten sind. Lasuren enthalten deutlich weniger von diesen Feststoffen und sind deshalb durchscheinend. Das bedeutet nicht, dass sie immer völlig klar und farblos wären. Im Gegenteil: Die Industrie bietet heute auch leicht pigmentierte Lasuren in einer riesigen Farbauswahl. Auch diese Farblasuren haben aber eine transparente Optik, sodass die Holzmaserung stets noch durchschimmert.

Die klassischen Dünnschichtlasuren dringen in das Holz ein, bilden aber keine deckende Schicht auf der Oberfläche. Gleichwohl wird das Holz vor dem Eindringen von flüssigem Wasser geschützt, es bleibt aber wasserdampfdurchlässig. Ein Lackanstrich erzeugt dagegen eine geschlossene Farbschicht auf der Oberfläche. Die Maserung wird dadurch komplett verdeckt und das Holz vor Wasser, Wasserdampf, UV-Strahlung und Kratzern geschützt. Allerdings kann der Lack durch äußere Kräfte auch beschädigt werden und abplatzen. Solche Schäden sollte man zügig ausbessern.

Klarlack und Dickschichtlasur

Lasuren sind also durchscheinend und ziehen tiefer in das Holz ein, Lacke dagegen bilden eine farblich deckende Schicht auf der Holzoberfläche. Damit ist der grundsätzliche Unterschied zwischen den beiden Anstrichmitteln benannt. Allerdings gibt es „Grauzonen“ im Produktsortiment, bei denen unsere Unterscheidungskriterien versagen.

So bilden Lacke zwar immer eine Schicht auf dem Holz, aber nicht immer ist diese deckend. Es gibt nämlich auch so genannten Klarlack. Der enthält keine Farbpigmente, sodass die Holzmaserung – wie bei einer Lasur – sichtbar bleibt. Klarlack ist allerdings – wie der Name schon sagt – stets völlig transparent. Das wiederum unterscheidet ihn – neben der dickeren Beschichtungsstärke – von den Lasuren, die ja wie erwähnt auch häufig Farbpigmente enthalten.

Ein anderes „Grenzprodukt“ zwischen durchscheinender Lasur und deckender Lackschicht sind die so genannten Dickschichtlasuren. Damit hat die Industrie Anstrichmittel auf den Markt gebracht, die wie Lasuren transparent sind – klar oder eingefärbt –, die aber zugleich eine relativ dicke, Wasser abweisende Schicht auf dem behandelten Holz bilden. Dickschichtlasuren enthalten im Vergleich zu Dünnschichtlasuren deutlich mehr Feststoffanteile. Sie gelten grundsätzlich als länger haltbar, sind allerdings (wie Lacke) auch anfälliger für Abplatzungen.

Woraus bestehen Lacke und Lasuren?

Angesichts von Produkten wie Klarlack und Dickschichtlasuren wird deutlich, dass der Unterschied zwischen Lacken und Lasuren mitunter fließend ist. Im Grunde ist das nicht weiter verwunderlich, denn beide Beschichtungsstoffe bestehen im Wesentlichen aus denselben Inhaltsstoffen. Sowohl Lacke als auch Lasuren sind aus drei Hauptbestandteilen aufgebaut: Lösemittel (auch Lösungsmittel genannt), Bindemittel und Farbpigmente. Hinzu kommen in der Regel noch Füllstoffe und Hilfsmittel. Wie oben bereits erwähnt enthalten Lasuren weniger Pigmente und Füllstoffe.

Wenn Lacke oder Lasuren nach dem Anstrich trocknen, verdunsten die Lösemittel. Übrig bleiben dann die filmbildenden Feststoffe in den Anstrichmitteln: also Bindemittel, Pigmente, Füllstoffe und Hilfsmittel. Die einzige Aufgabe der Lösemittel besteht darin, die Filmbildner zu verflüssigen, sodass man sie verarbeiten kann. Lösemittel sind in der Lage, andere Stoffe zu lösen, ohne sie dabei chemisch zu verändern.

Als Bindemittel in klassischen Lacken und Lasuren kommen meist Alkyde zum Einsatz. Bei Produkten mit wasserbasierten Lösemitteln werden dagegen in der Regel wasserverdünnbare Acryle verwendet. Typische Beispiele für Hilfsmittel sind Verdicker, Weichmacher, Gleitmittel und Härter, aber auch Fungizide und Biozide. Sie beeinflussen bestimmte Eigenschaften der Beschichtungsstoffe und werden diesen in geringen Mengen hinzugefügt.


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Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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