Was sind Kunstharze?
Naturharze werden insbesondere von Bäumen abgesondert, wenn ihre Rinde verletzt wird. Die zähe, klebrige und nicht wasserlösliche Masse verschließt damit die Wunden der Pflanzen. Vor allem die Harze der Nadelbäume verwendet der Mensch schon lange bei der Herstellung unterschiedlichster Produkte. Bereits seit dem späten Mittelalter spielen sie zum Beispiel eine wichtige Rolle in der Malerei – als natürliche Bindemittel für Ölfarben. Auch heute noch gibt es zahlreiche Anwendungen in verschiedensten Produktbereichen. Im Baustoffsektor werden Naturharze vor allem für die Herstellung von Farben, Lacken und Klebstoffen verwertet.
Synthetische Gewinnung
Im Zuge der im 20. Jahrhundert aufblühenden Kunststoffindustrie wurden Naturharze allerdings zunehmend durch Kunstharze ersetzt. Das war ein nahe liegender Schritt, weil es für Harze einerseits ein breites Anwendungsspektrum gibt, die Gewinnung des Naturstoffes aus Baumstämmen aber andererseits relativ aufwändig und entsprechend teuer ist. Stoffe mit harzähnlichen Eigenschaften, die synthetisch „im Labor“ hergestellt werden, versprachen also ein großes Einsparpotenzial.
Einer der ersten wirtschaftlich bedeutenden Kunstharze war übrigens Bakelit, der frühe Kunststoff, aus dem unter anderem die Gehäuse alter Telefonapparate gegossen wurden. Er wurde 1907 von Leo Hendrik Baekeland entdeckt, der dafür Phenol und Formaldehyd miteinander reagieren ließ. Daraus enstand eine flüssige, harzähnliche Masse, aus der man Formteile aller Art herstellen konnte. Nach der Erhärtung verwandelte sich dieses flüssige Kunstharz in einen widerstandfähigen, harten Feststoff, der sich auch durch Erhitzen nicht wieder verformen ließ: eben in einen duroplastischen Kunststoff.
Arten von Kunstharzen
Bakelit gehört zur großen Gruppe der Phenolharze, die man auch als PF-Harze bezeichnet. Die Abkürzung steht für die Hauptinhaltsstoffe Phenol und Formaldehyd. PF-Harze erlauben die Herstellung preisgünstiger Kunststoffe. Es gibt sie herstellerabhängig in vielen Rezepturen, denn die Harze werden stets noch mit Füllstoffen angereichert. Phenolharze werden – wie eigentlich alle Kunstharze – ebenfalls in Lacken und Klebstoffen verarbeitet. Als Bindemittel sorgen sie auch für den Zusammenhalt vieler Faserverbundwerkstoffe, und als Zusatzstoffe setzt man sie zum Beispiel in Spachtelmassen und Schaumstoffen ein.