RM Rudolf Müller
Aufbau einer Doppelständerwand

Bei Doppelständerwänden werden die beiden Ständerebenen jeweils nur einseitig beplankt. Grafik: Saint-Gobain Rigips

 
Trockenbau
22. August 2013 | Artikel teilen Artikel teilen

Trockenbauwände überzeugen beim Schall- und Brandschutz

Wenn wir von Trockenbauwänden reden, meinen wir Trennwände in Innenräumen, die nach DIN 4103-1 „nur der Raumteilung dienen“, also keine statischen Funktionen übernehmen. Solche Bauteile haben immer einen Hohlraum, da auch Einfachständerwände beidseitig beplankt werden. In diesen Hohlräumen kann man Technikinstallationen „verschwinden“ lassen, man kann sie aber auch mit Dämmstoffen füllen. Auf diese Weise erreichen Trockenbauwände einen gleich guten oder sogar besseren Schall- und Brandschutz als massive Wände.

Trockenbauwände werden heute meistens mit Unterkonstruktionen aus Stahlblechprofilen errichtet, als Beplankungsmaterial dominieren Gipsplatten. Im Vergleich zu den in früheren Zeiten oft verwendeten Holzständersystemen haben Metallprofile vor allem den großen Vorteil, dass sie sich bei Belastung durch Feuchtigkeit nicht verformen. Außerdem tragen sie im Gegensatz zu dünnen Holzlattenkonstruktionen nicht zur Brandbeschleunigung bei.

Einfach- und Doppelständerwände

Unterkonstruktion von Trockenbauwänden

Nicht tragende Trockenbau-Zwischenwände werden meist mit Unterkonstruktionen aus Stahlblechprofilen errichtet. Foto: Protektorwerk

Wie im Fachwissen-Beitrag zu den Metallprofilen bereits erläutert, besteht die Unterkonstruktion der Wände aus U-förmigen Anschlussprofilen, die schallentkoppelt an Boden und Decke befestigt sind, sowie aus C-förmigen Tragprofilen, die man lose in die U-Profile einhängt und die das senkrechte „Gerippe“ der späteren Wand bilden. Die beiden äußersten dieser C-Profile berühren die Raumwände und werden daher ebenfalls mit einem Schaumstoff-Dämmstreifen schallentkoppelt.

Grundsätzlich zu unterscheiden sind Einfachständerwände und Doppelständerwände. Erstere bestehen nur aus einer Metallständerebene, wobei die Tragprofile beidseitig mit Plattenwerkstoffen bekleidet werden. Das kann auf jeder Seite einlagig erfolgen, oft setzt man aber auch auf zwei- oder mehrlagige Beplankungen – je nachdem, welche Funktion die Wand erfüllen soll. Auch bei Einfachständerwänden entsteht zwischen den Beplankungen ein Hohlraum, der umso größer ist, je breiter die verwendeten C-Profile sind. Typische Standardbreiten der Hersteller sind 50, 75 und 100 mm – man erhält aber auch 125 oder 150 mm breite C-Profile. Je breiter der Hohlraum, umso dickere Dämmstoffschichten lassen sich zwischen die Platten klemmen, um den Wärme-, Schall- oder Brandschutz der Wand zu verbessern.

Deutlich größere Hohlräume sind natürlich mit Doppelständerwänden möglich. Dafür werden zwei parallele Ständereihen errichtet, die man jeweils einseitig beplankt – meist mit zwei Plattenlagen. Durch die voneinander getrennten Unterkonstruktionen entstehen zwei entkoppelte Wandschalen, wodurch vor allem der Schallschutz verbessert wird. Natürlich kann die Konstruktion einer solchen Doppelständerwand auch dem Ziel dienen, Elektrokabel und Rohre innerhalb des Hohlraums zu verlegen, oder den Wärme- und Brandschutz durch stärkere Dämmstoffdicken zu erhöhen.

Schallschutz durch Entkopplung

Einfachständerwand mit Hohlraum

Auch bei Einfachständerwänden entsteht ein Hohlraum, der mit Dämmstoff gefüllt werden kann. Foto: Saint-Gobain Rigips

Je nach Bauweise, Beplankungsart und Hohlraumfüllung sind Trockenbauwände entweder nur  „Raumtrenner“, sie können aber auch als Wohnungstrennwände mit sehr guten Schallschutzeigenschaften oder als Brandschutzwände zum Einsatz kommen. Im Vergleich zu massiven Mauern sind sie zwar relativ instabil und dürfen daher auch keine tragenden Funktionen innerhalb des Gesamtbauwerks übernehmen. Die DIN 4103-1 regelt allerdings, dass nicht tragende Montagewände zumindest so zu konstruieren sind, dass man an ihnen Bücherregale oder Wandschränke anbringen kann. Mit dickeren Beplankungen lässt sich die Zugkraft-Belastbarkeit erhöhen, aber bei Doppelständerwänden wird es dann schnell notwendig, die beiden Ständerebenen zugfest zu verbinden. Das schränkt natürlich wieder den Schallschutz ein.

Die entkoppelte, zweischalige Bauweise hat insbesondere für den Schallschutz große Vorteile. Gipskartonplatten bieten bereits durch ihren biegeweichen Kern gute Voraussetzungen, um die Ausbreitung von Luftschall einzudämmen. Mithilfe von doppelten Ständerkonstruktionen, Zweifach-Beplankungen und zusätzlichen Dämmlagen im Hohlraum lassen sich hoch leistungsfähige Schallschutzwände errichten, die selbst Massivwände in den Schatten stellen.

Auch der Feuerwiderstand von Trockenbauwänden lässt sich durch den Einsatz nicht brennender Dämmstoffe – wie zum Beispiel Mineralwolle – beachtlich erhöhen. Bei der Verwendung von Gipsplatten wird der Brandschutz zusätzlich durch das in den Platten enthaltende Kristallwasser verstärkt. Daher gilt: Je dicker die Platten, umso größer der Feuerwiderstand.

„Mit Gips- und Gipsfaserplatten lassen sich Wände realisieren, die in ihren Leistungswerten etwa in punkto Schall- oder Brandschutz deutlich über denen vergleichbarer Massivbauteile liegen“, betont Martin Büsch, Leiter Kommunikation/Marketing bei Saint-Gobain Rigips. „Und das bereits bei sehr schlanken Konstruktionen, die deutlich weniger Raum beanspruchen.“



Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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