Die „Smart Circular Bridge“ in Ulm wurde von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen ausgezeichnet. Das innovative Bauwerk aus Flachsfasern und Bio-Polymer erhielt bei der „DGNB Sustainability Challenge“ den Preis in der Kategorie „Forschung“.
Über die im Rahmen des Forschungsprojekts „Smart Circular Bridge“ entstandene Brücke haben wir bereits im BaustoffWissen-Beitrag „Brücke aus Flachsfaserverbund“ berichtet. Sie wurde Anfang Februar mitten in der Altstadt von Ulm als weltweit erste Brücke aus Flachsfaser-Verbundwerkstoff eingeweiht, die nicht nur Fußgänger und Radfahrer, sondern auch Autos tragen kann. Der Brückenkörper und das Geländer bestehen größtenteils aus Flachsfasern, die von einem Bioharz-Bindemittel zusammengehalten werden. Das Bauwerk gilt als Meilenstein beim Einsatz nachwachsender Rohstoffe in tragenden Strukturen.
Leicht und belastbar
Das 9 m lange und 5 m breite Bauwerk überspannt den Fluss „Kleine Blau“ – nur wenige Schritte vom Ulmer Münster entfernt. Aufgrund des Einsatzes von Flachsfasern – statt Beton – ist die Brücke nicht nur sehr nachhaltig, sondern auch besonders leicht. Sie wiegt nur 3,9 Tonnen, kann aber 24 Tonnen und mehr tragen. Das zeigt das große Potenzial des Werkstoffs. Trotz des geringen Gewichts kann es der Flachsfaserverbund in Sachen Festigkeit und Steifigkeit durchaus mit den deutlich schwereren Baustoffen Stahl und Beton aufnehmen.

Als Bindemittel für die Flachsfasern kam ein spezielles Polyesterharz zum Einsatz, das teilweise aus Abfällen der Biodiesel-Produktion hergestellt wurde sowie aus recycelten PET-Flaschen. Entwickelt wurde die Brücke von einem internationalen Konsortium aus fünf Universitäten, drei Kommunen und mehreren innovativen Unternehmen im Rahmen des EU-geförderten Projekts.
Mit dem Projekt Smart Circular Bridge sollte ein nachhaltiger Werkstoff für ein reales Bauprojekt entwickelt werden, der einen kleinen CO2-Fußabdruck hat, für bio-basierte Kreislaufwirtschaft steht und zugleich hochleistungsfähig ist. Das in Ulm entstandene Ergebnis hat auch die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) beeindruckt.
Im Rahmen der DGNB Sustainability Challenge wurde die Brücke in der Kategorie „Forschung“ ausgezeichnet. Der Preis würdigt jedes Jahr innovative Produkte, Start-ups und Forschungsprojekte, die sich auf vorbildliche Weise für mehr Nachhaltigkeit im Bauen einsetzen.
Wer die bio-basierte Brücke in Ulm betritt, hört übrigens seine eigenen Schritte und kann erleben, wie das Bauwerk bei unterschiedlicher Belastung oder Temperaturveränderungen klingt. Möglich wird das durch die Klangkunst des Stuttgarter "Ateliers für auditive Kommunikation Klangerfinder“. In der Brücke sind nämlich 42 Sensoren verbaut, die Daten für die Materialforschung liefern. Diese Daten haben die „Klangerfinder“ in Musik übersetzt.
Baustoff-Fachwissen verständlich erklärt: Jetzt Newsletter abonnieren!
Der BaustoffWissen-Newsletter bringt Sie thematisch immer auf den neuesten Stand. Sie erhalten die Branchen-News dann zwei Mal monatlich.