Freitragende Decken in Trockenbauweise sind eine Spezialform der Unterdecke. Der entscheidende Unterschied zu „normalen“ Unterdecken ist, dass die freitragende Variante nicht mit senkrechten Abhängern an der Rohdecke, sondern mit speziellen Randprofilen an den raumbegrenzenden Wänden befestigt wird.
Die DIN 18168 („Gipsplatten-Deckenbekleidungen und Unterdecken“) definiert Unterdecken ganz allgemein als „ebene oder anders geformte Decken mit glatter, gelochter oder gegliederter Fläche, die aus einer Unterkonstruktion und einer flächenbildenden Decklage bestehen, die (...) abgehängt wird.“ Diese Definition gilt auch für freitragende Plattendecken – mit der Besonderheit, dass diese weder an der Rohdecke aufgehängt sind noch von Pfeilern gestützt werden. Stattdessen schwebt die Plattendecke gewissermaßen frei im Raum, in Position gehalten wird sie lediglich durch eine Befestigung an den umliegenden Wänden.
Warum freitragend?
Wie die meisten Unterdecken wird auch die freitragende Variante meist mithilfe von Gipsplatten und Stahlprofilen als leichte Plattendecke unterhalb einer massiven Rohdecke abgehängt konstruiert. „Abgehängt“ meint konkret, dass es sich um einen zweischaligen Deckenaufbau mit Hohlraum oberhalb der Plattendecke handelt. Die Platten werden also nicht direkt an der Rohdecke befestigt.

Warum aber gibt es diese Deckenvariante überhaupt? Welchen Grund kann es geben, auf die sonst üblichen senkrechten Abhängvorrichtungen wie Nonius-Abhänger, Anker-Schnellabhänger oder Ösendrähte zu verzichten? Tatsächlich gibt es mehrere mögliche Gründe, warum es für Planer und Bauherren im Einzelfall sinnvoll sein kann, sich für eine freitragende Unterdecke zu entscheiden.
Diese ist zum Beispiel immer dann das Mittel der Wahl, wenn die Belastbarkeit der vorhandenen Rohdecke nicht ausreichend ist, um eine abgehängte Plattendecke tatsächlich zu tragen. Die freitragende Decke wird mithilfe der Randprofile einfach nur zwischen die Raumwände gespannt. Dadurch lässt sich eine Direktbelastung der Rohdecke vermeiden.
Der Wegfall der Abhänger-Verbindung zwischen Rohdecke und Plattendecke hat aber auch schallschutztechnische Vorteile. Der Hohlraum an sich und die Mineralwolle-Dämmschicht, die man bei Unterdecken häufig von oben auf der Plattenebene verlegt, wirken zwar schalldämmend, die metallischen Abhänger sind in diesem Zusammenhang aber eine potenzielle Schwachstelle. Ist ein erhöhter Schallschutz zum Obergeschoss gefragt, kann eine freitragende Unterdecke mit ihrer von der Rohdecke entkoppelten Konstruktionsweise auch deshalb sinnvoll sein.
Nicht zuletzt besteht ein Vorteil der freitragenden Bauweise darin, dass es im Deckenhohlraum mehr Platz beziehungsweise weniger Hindernisse für Installationsleitungen gibt – eben, weil die senkrechten Abhänger entfallen.
Konstruktionsweise
Die sichtbare Deckenfläche besteht bei freitragenden Trockenbaudecken – genauso wie bei anderen Unterdecken – aus einer Stahlprofil-Unterkonstruktion, die von unten mit Gipsplatten beplankt wird. Bei manchen Systemen erfolgt zusätzlich auch eine oberseitige Beplankung. Die Unterkonstruktion besteht heute meist aus metallischen Tragprofilen, an denen man die Gipsplatten mit Schrauben befestigt. Zwischen die Tragprofile – in der Regel einfache oder doppelte CW-Profile – lassen sich flexible Mineralwolle-Matten einspannen.

Das Alleinstellungsmerkmal der freitragenden Decke besteht darin, dass sie keine Abhänger-Verbindung zur Rohdecke hat, sondern ausschließlich rundum an den Wänden befestigt wird. Für den dortigen Anschluss kommen U-förmige Wandprofile (UW-Profile) zum Einsatz. Diese fungieren als Auflager für die Tragprofile, an denen man die Gipsplatten befestigt. Ein freitragender Anschluss einer Plattendecke ist übrigens nicht nur an massive Raumwände möglich (Mauerwerk, Beton), sondern auch an leichte Trockenbautrennwände.
Hersteller wie Knauf oder Rigips bieten freitragende Plattendecken als komplette Systemprodukte an, wobei die verschiedenen Systeme unterschiedliche Leistungsanforderungen erfüllen. Die Eigenschaften dieser Deckensysteme sind durch unterschiedliche Parameter beeinflussbar: durch die Art der Beplankung (einlagig/zweilagig, einseitig/zweiseitig), durch das Beplankungsmaterial (normale Gipsplatten oder zum Beispiel spezielle Feuerschutzplatten oder besonders schalldämmende Hartgipsplatten), durch Größe und Belastbarkeit der verwendeten Tragprofile, durch die Anzahl der Tragprofile (Achsabstände) und durch Art und Stärke des verwendeten Dämmmaterials.
Je nach gewählter Systemvariante sind freitragende Decken bis zu 6 m Spannweite möglich. Das gilt zumindest für die Standardbauweise. Hersteller wie Knauf und Rigips bieten darüber hinaus Systemlösungen mit erhöhten Spannweiten an – bis zu 10 m. Der Hauptunterschied zu den Standardsystemen besteht darin, dass leistungsfähigere Tragprofil-Unterkonstruktionen zum Einsatz kommen.
Brandschutzanforderungen
Brandschutzanforderungen an die Plattendecken lassen sich einerseits durch die Verwendung nichtbrennbarer Dämmstoffe erfüllen, darüber hinaus aber auch durch die Art der Beplankung.
Die relativ geringen Anforderungen der Feuerwiderstandsklasse F30 sind bereits erfüllbar, wenn zwischen den Tragprofilen nicht brennbare Mineralwolle eingelegt wird. Werden darüber hinaus auch Anforderungen an den Brandschutz im Deckenzwischenraum gestellt, ist es üblich, die Tragprofile auch von oben mit Gipsplattenstreifen abzudecken.
Bei höheren Brandschutzanforderungen (F60, F90) kommen Systeme zum Einsatz, die zusätzliche Maßnahmen beinhalten. Das können je nach Anforderung vollflächige Beplankungen von oben sein, doppelte Beplankungen von unten, eine komplette Einhausung sämtlicher Tragprofile mit Gipsplatten und natürlich auch der Einsatz von Feuerschutzplatten als Beplankungsmaterial.