Mit Unterdecken sind vielfältige Gestaltungsvarianten und attraktive Lichteffekte möglich. (Quelle: Knauf)

Plus 2024-08-28T07:00:00Z Was sind Unterdecken?

Sowohl bei der Altbausanierung als auch beim Neubau von Wohnungen, Büros, Gewerbebauten und öffentlichen Gebäuden aller Art werden unter den Rohdecken häufig noch abgehängte Plattendecken in Trockenbauweise eingebaut. Diese Unterdecken bilden einen Hohlraum und verkleinern das nutzbare Raumvolumen. Warum man sie dennoch häufig einsetzt, erläutert der folgende Beitrag.

Die DIN 18168 („Gipsplatten-Deckenbekleidungen und Unterdecken“) definiert Unterdecken als „ebene oder anders geformte Decken mit glatter, gelochter oder gegliederter Fläche, die aus einer Unterkonstruktion und einer flächenbildenden Decklage bestehen, die (...) abgehängt wird.

Neben der abgehängten Plattendecke gibt es auch einfache Deckenbekleidungen, bei denen man die Trockenbauplatten ohne Abhänger direkt an der Rohdecke befestigt. Diese Variante ist aber nicht Thema unseres Beitrags.

Leichte Trockenbauweise

Durch die zusätzliche Decklage entsteht gewissermaßen eine zweischalige Deckenkonstruktion. Der dazwischen liegende Hohlraum lässt sich auf vielfältige Weise nutzen. Voraussetzung für den Einsatz von Unterdecken ist natürlich eine gewisse Raumhöhe. Im mehrgeschossigen Wohnbau der Nachkriegszeit mit seinen eher niedrigen Decken findet man abgehängte Plattendecken daher eher selten.

Deckenaufbau mit Unterkonstruktion aus Metallprofilen und Nonius-Abhängern. (Quelle: Knauf)

Unterdecken werden meist als zusätzliche Deckenebene unter massiven Betondecken oder Holzdecken eingesetzt. Sie verbergen die tragende Rohdecke und prägen damit entscheidend die Raumoptik. Sie sind das, was man sieht, wenn sich der Blick nach oben richtet.

Im Gegensatz zur Rohdecke handelt es sich bei Unterdecken um leichte, nicht tragende Plattendecken in Trockenbauweise. Die Plattenebene besteht häufig aus biegeweichen Gipskartonplatten. Alternativ werden aber auch andere leichte Plattenwerkstoffe eingesetzt wie zum Beispiel Gipsfaserplatten oder Holzwerkstoff-Platten.

In jedem Fall bilden Unterdecken eine leichte, nicht tragende und nicht betretbare Plattenebene, die an einer tragenden Rohdecke befestigt ist und nach DIN 18168 eine Eigenlast von maximal 0,5 kN/m2 aufweisen darf. Das entspricht ungefähr 50 kg pro Quadratmeter.

Die Deckenplatten sind direkt an einer stabförmigen Tragkonstruktion befestigt (meist Trockenbauprofile), die wiederum über vertikale Abhänger in der Rohdecke verankert werden. Die Länge der Abhänger entscheidet über den Abstand zwischen Roh- und Plattendecke und damit auch über die Hohlraumgröße.

Vielfältige Funktionen

Die Montage einer Unterdecke bedeutet in jedem Fall, dass sich das verfügbare Raumvolumen verkleinert. Da stellt sich natürlich die Frage, warum dieser vermeintliche Nachteil trotzdem so oft in Kauf genommen wird. In der Praxis gibt es dafür vielerlei Gründe, eben weil Unterdecken und ihr Hohlraum viele unterschiedliche Funktionen erfüllen können.

Auf den Deckenplatten verlegt man oft Mineralwolle für den Wärme-, Schall- und Brandschutz. (Quelle: Knauf)

So kann die Decke beispielsweise dazu dienen, Versorgungsleitungen oder auch Lüftungsanlagen unsichtbar unter den Gipsplatten zu verlegen. Das ist oft optisch ansprechend und praktisch zugleich, zumal die Installationsebene durch den Einsatz von Revisionsklappen dauerhaft zugänglich bleibt. Dadurch sind sowohl Wartungsarbeiten als auch der Einbau weiterer Installationen relativ unkompliziert.

Neben der Funktion als Installationsebene erfüllen Unterdecken natürlich auch ästhetische Funktionen. Attraktiv beschichtete Gipsplatten wirken auf viele Menschen einfach wohnlicher und wärmer als eine „nackte“ Betondecke. Die Trockenbaukonstruktionen ermöglichen zudem alternative Geometrien. Die Plattenoberfläche muss nicht zwangsläufig eben sein. Auch „Wellendecken“ sind zum Beispiel möglich.

Mit Unterdecken lassen sich zudem kreative Lichteffekte realisieren – von der Lichtkante bis zur versteckten Leuchte. Doch Vorsicht: Schwere Leuchten sind über Abhänger gesondert in der Rohdecke zu verankern. Man kann sie nicht einfach an eine Gipsplatte hängen.

Wie oben schon angemerkt, machen Unterdecken nur dort Sinn, wo relativ hohe Räume gegeben sind. Kommt dann eine abgehängte Plattendecke zum Einsatz, hat dies auch den Vorteil, dass nicht mehr so viel geheizt werden muss, um den (verkleinerten) Raum warm zu halten. Energetische Vorteile winken zudem durch die Möglichkeit, Dämmstoffe im Deckenhohlraum zu verlegen. Das lohnt sich insbesondere, wenn die Rohdecke eher schlecht gedämmt ist.

Dämmstofflagen auf Unterdecken findet man in der Praxis sehr häufig. In vielen Fällen legt man im Hohlraum einfach eine Schicht Mineralwolle auf die Deckenplatten. Grenzt die Decke an einen dauerhaft unbeheizten Raum, ist zusätzlich eine Dampfbremsfolie einzubauen. Durch den Einsatz von Mineralwolle verbessert sich übrigens nicht nur der Wärmeschutz, sondern auch der Brandschutz der Konstruktion. Ein erhöhter Feuerwiderstand lässt sich zudem durch die Verwendung glasfaserarmierter Feuerschutz-Gipsplatten erzielen.

Schallschutz mit Unterdecken

In vielen Fällen übernehmen Unterdecken auch eine wichtige Funktion bei der Verbesserung des Schallschutzes im Gebäude. Praktisch: Die Schallausbreitung über die Geschossdecke lässt sich mit derselben Mineralwolle-Schicht verringern, die sich auch positiv auf den Wärme- und Brandschutz auswirkt. Alternativ oder zusätzlich zum Dämmstoff kann man den lärmenden Nachbarn von oben auch mithilfe von federnden Abhängern und/oder besonders schalldichten

Fertig zur Beplankung: Unterkonstruktion und Abhänger sind schon an der Rohdecke montiert. (Quelle: Knauf)

Soll sich die Raumakustik selbst verbessern, etwa weil ein Altbau zu „hallig“ klingt, sollte man die Unterdecke als Akustikdecke ausführen. In diesem Fall kommen Spezialplatten zum Einsatz, die Schall absorbieren. Das können gelochte Platten aus Gips, Holz oder Metall sein. Durch die Öffnungen wird ein Teil des Raumschalls vom Deckenhohlraum „geschluckt“. Möglich sind aber auch ungelochte Platten, die selbst aus schallabsorbierenden Materialien bestehen – etwa aus Mineralwolle oder Blähglas-Granulat. Alternativ beschichtet man auch herkömmliche Platten mit schallabsorbierenden Vliesstoffen.

Technische Details

Die Abhängungsvorrichtung einer Unterdecke besteht im Detail aus der Unterkonstruktion, den Abhängern und den Verankerungselementen. Die Unterkonstruktion wird direkt mit den Platten beplankt. Sie besteht heutzutage meist aus metallischen Trockenbauprofilen, mitunter aber auch noch aus Holz. Hersteller wie Knauf oder Rigips bieten verschiedene Plattendecken-Systeme – teils mit Metall-, teils mit Holz-Unterkonstruktion.

Bei den Profilen der Unterkonstruktion unterscheidet man die Traglatten, die direkt mit den Platten verbunden sind, und die quer dazu verlegten Grundlatten, welche die Abhänger aufnehmen. Die Trockenbauplatten werden mit Schrauben an der Traglattung befestigt. Nach erfolgter Beplankung verspachtelt man für gewöhnlich die Plattenfugen. Zum Abschluss erfolgt die Endbeschichtung der Plattenebene – zum Beispiel per Anstrich, Putz oder Tapete.

Für die senkrechte Verbindung zwischen der abgehängten Unterkonstruktion und der Rohdecke gibt es metallische Abhänger. Gebräuchlich sind hier insbesondere Nonius-Abhänger, Anker-Schnellabhänger und Ösendrähte. Die Größe des Hohlraums hängt wie gesagt von der Länge der Abhänger ab. Rigips bietet Ösendrähte zum Beispiel in Längen von 12,5 cm bis maximal 200 cm an. Die Verankerung der Abhänger in der Rohdecke erfolgt über Befestigungsmittel wie etwa Dübel oder Nagelanker.

zuletzt editiert am 23. August 2024