Die Zahl der Singlehaushalte in Deutschland wird in den kommenden zwei Jahrzehnten wohl weiter steigen. Dieser Trend verschärft auch die Wohnungsnot – zumindest in Ballungsgebieten. Und er hat Auswirkungen auf die Wohnkosten, denn Singlehaushalte zahlen im Schnitt mehr Miete pro Quadratmeter als Mehrpersonenhaushalte.
„Die wachsende Zahl kleiner Haushalte verändert die Wohnungsnachfrage spürbar“, erklärt Dr. Jana Hoymann, Autorin der jüngsten Haushaltsprognose des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR). „Der Wohnungsbedarf steigt auch bei stagnierenden Bevölkerungszahlen weiter an. Wir brauchen mehr kompakte Wohnungen für ein bis zwei Personen – vor allem in den großen Städten. Gleichzeitig werden immer mehr ältere Menschen allein leben. Schon heute mangelt es an barrierefreien Wohnungen, und diese Lücke könnte sich weiter vergrößern.“
BBSR-Haushaltsprognose
Laut der im August veröffentlichten BBSR-Haushaltsprognose wird die Zahl der Einpersonenhaushalte in Deutschland bis zum Jahr 2045 auf 18,7 Mio. anwachsen – ein Plus von 6 % gegenüber 2022 (17,6 Mio.). 2022 als Basisjahr erklärt sich daher, weil das Statistische Bundesamt für dieses Jahr zuletzt umfassende Haushaltsdaten für ganz Deutschland veröffentlicht hat (Zensus 2022).
Falls die Prognose von 18,7 Mio. Singlehaushalten im Jahr 2045 tatsächlich eintrifft, würde der Anteil der Einpersonenhaushalte an allen Haushalten voraussichtlich bei 44 % liegen (2022: 42 %). In den Stadtstaaten soll dann laut Prognose sogar mehr als jeder zweite Haushalt (52 %) von einer alleinlebenden Person bewohnt sein.
Trotz des (leichten) Anstiegs der Singlehaushalte um 6 % erwartet das BBSR allerdings, dass der Trend in den nächsten 20 Jahren weniger ausgeprägt sein wird als zuvor. „Der Prozess der Haushaltsverkleinerung, der die Entwicklung in den vergangenen drei Jahrzehnten geprägt hat, ist weitgehend abgeschlossen“, heißt es in der Prognose. Zum Vergleich: Allein in den Jahren 2011 bis 2022 ist die Zahl der Einpersonenhaushalte in Deutschland um 25 % gestiegen.
Ab 2045 erwartet das BBSR sogar sinkende Haushaltszahlen bei sinkenden Bevölkerungszahlen. In der Vergangenheit dagegen war die Haushaltsanzahl trotz sinkender Bevölkerungszahl weiter angestiegen.
Doch auch wenn die größte Dynamik beim Anstieg der Einpersonenhaushalte, bundesweit betrachtet, wohl schon hinter uns liegt, setzt sich der Trend in manchen Regionen gleichwohl fort – mit wahrscheinlich negativen Folgen in Form zunehmender Wohnungsnot.
Kleine Haushalte dominieren
Noch deutlicher wird die Entwicklung, wenn man nicht nur Single-, sondern auch Zweipersonenhaushalte in die Betrachtung miteinbezieht. Auch das sind schließlich kleine Haushalte. Nach den Berechnungen des BBSR nimmt die Anzahl kleiner Haushalte mit ein oder zwei Personen bis 2045 in Deutschland um 2,2 % auf 32,5 Mio. zu. Damit wären dann in 20 Jahren 76,3 % aller Haushalte kleine Haushalte.

Wer bei Ein- oder Zweipersonenhaushalten vor allem an jüngere Menschen denkt, liegt übrigens grundfalsch. Laut Haushaltsprognose machen jüngere kleine Haushalte im Jahr 2045 lediglich 15 % aller Haushalte aus. Kleine Haushalte höherer Altersgruppen sollen in 20 Jahren dagegen einen Anteil von 44 % haben.
Insgesamt rechnet das BBSR übrigens nur noch mit einem moderaten Anstieg der Haushaltsanzahl in Deutschland: von 42 Mio. (2022) auf rund 42,6 Mio. im Jahr 2045 – ein Zuwachs von rund 1 %. In vielen Ballungsräume und ländlichen Regionen in Süddeutschland wird die Haushaltszahl laut Prognose gleichwohl weiterhin wachsen. Für die Stadtstaaten Hamburg und Berlin erwartet das BBSR sogar einen Zuwachs der Haushalte um mehr als 7 %.
Auf der anderen Seite sieht die Prognose einen deutlichen Rückgang der Haushalte in den strukturschwachen, überwiegend ländlichen Regionen Ostdeutschlands voraus – vor allem in Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen. Aber auch einige westdeutsche Regionen – etwa die Saarregion, Teile des Ruhrgebiets und Südniedersachsen – werden voraussichtlich rückläufige Haushaltszahlen verzeichnen.
Alle genannten Zahlen basieren auf der Annahme einer relativ stabilen Bevölkerungsentwicklung in den kommenden zwei Jahrzehnten. Demnach würde die Bevölkerungszahl bis zum Ende der 2020er-Jahre ihr Maximum erreichen (83,6 Mio.) und dann bis 2045 wieder auf 83,1 Mio. Einwohnerinnen und Einwohner zurückgehen.
Singlehaushalte zahlen mehr Miete
Auch zu den Wohnkosten von Singlehaushalten hält das Statistische Bundesamt interessante Daten bereit. Demnach zahlen allein wohnende Menschen im Schnitt 6,2 % mehr Miete pro Quadratmeter als Mehrpersonenhaushalte. In Großstädten liegt die Differenz sogar bei 7,7 % – Tendenz steigend.
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Die Gründe für die unterschiedlich hohen Kosten sind vielfältig. In gewissen Umfang gibt es natürlich auch so etwas wie einen „Mengenrabatt“ für zusätzliche Quadratmeter. Noch entscheidender dürfte aber sein, dass in den letzten Jahrzehnten die Anzahl der Singlehauhalte deutlich schneller zugenommen hat als die Anzahl kleinerer Wohnungen. Die Nachfrage ist also schneller gewachsen als das Angebot. Hinzu kommt, dass kleinere Wohnungen in der Regel höhere Bau- und Betriebskosten pro Quadratmeter verursachen als größere.