Das Durchschnittsalter ist seit 2019 um zweieinhalb Jahre gesunken. (Quelle: BDEW)

Panorama 2024-01-02T10:19:15.704Z Studie: Wie heizt Deutschland?

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hat aktuelle Daten zum Heizungsmarkt in Deutschland veröffentlicht. Die im November 2023 veröffentlichte Studie „Wie heizt Deutschland?“ gibt unter anderem Auskunft über Alter und Art der Heizungen in den hiesigen Wohnungen. Grundlage der Untersuchung sind Interviews mit rund 6.426 Haushalten aus der ganzen Bundesrepublik.

Mit der Novelle des Gebäudeenergiegesetzes und dem damit zusammenhängenden Wärmeplanungsgesetz hat die Bundesregierung neue gesetzliche Leitplanken für die Wärmewende gelegt, die seit Beginn dieses Jahres ihre Wirkung entfalten. Zur Erinnerung: Das GEG 2024 („Heizungsgesetz“) schreibt unter anderem vor, dass bei neu eingebauten Heizungen die bereitgestellte Wärme künftig mindestens zu 65 % aus erneuerbaren Energiequellen stammen muss.

Das im November erstmals verabschiedete Wärmeplanungsgesetz wiederum verpflichtet alle Kommunen in Deutschland, kommunale Wärmepläne aufzustellen, aus denen hervorgeht, in welchen Gebieten der jeweiligen Kommune künftig ein Fernwärme- oder Wasserstoffnetz angeboten wird, an das sich private Haushalte zum Zweck der Gebäudebeheizung anschließen lassen können.

Es geht (langsam) voran!

„Nun müssen aus Paragrafen Heizungen werden“, kommentiert Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. Die jüngste BDEW-Studie „Wie heizt Deutschland“ zeigt immerhin, dass sich der Heizungsmarkt hierzulande bereits wandelt – wenn auch nur langsam.

Kerstin Andreae ist Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. (Quelle: Thomas Imo Photothek/BDEW)

Aktuell gibt es in Deutschland etwa 19,5 Mio. Wohngebäude, in denen sich etwa 41,9 Mio. Wohnungen befinden. Der Anteil von Wärmepumpen an den Heiztechnologien in diesen Wohngebäuden hat sich laut Studie seit der letzten Befragung im Jahr 2019 mehr als verdoppelt. Der Anteil der Öl-Zentralheizungen ist hingegen zurückgegangen.

Kerstin Andreae: „Die Studie zeigt uns, wo wir heute zu Beginn der Wärmewende stehen, sie zeigt uns aber auch, welch lange Wegstrecke wir noch vor uns haben: Drei von vier Haushalten heizen heute noch mit Gas oder Öl und müssen in den kommenden rund 20 Jahren auf erneuerbare Energieträger umgestellt werden. Das ist eine große Herausforderung.“

Von den 19,5 Mio. deutschen Wohngebäuden verfügen 81,3 % über eine Zentralheizung, 6,7 % über eine Gas-Etagenheizung, 5,9 % über sonstige Einzelheizungen und 6 % über eine Fernwärmeheizung. Von den Zentralheizungen wurden zur Zeit der Befragung 38,8 % mit Gas und 28,1 % mit Öl betrieben. Auf Elektro-Wärmepumpen entfallen 5,3 %.

Blickt man nur auf den verwendeten Energieträger wurde 2023 in 50,1 % der 19,5 Mio. Wohngebäude mit Gas geheizt (Zentralheizung, Etagenheizung, Gas-Wärmepumpe, Gaseinzelöfen). Der Energieträger Öl (Zentralheizung, Ölofen) wurde in 28,5 % der Gebäude genutzt. Der Anteil der strombetriebenen Heizungen (Elektro-Wärmepumpe, Nachtspeicheröfen) lag bei 7,1 % und der Fernwärmeanteil bei 6 %.

Regionale Unterschiede

Deutlich wird in der Studie auch: Wie Deutschland heizt, ist regional sehr unterschiedlich. Während im Nordwesten die Gasheizung klar die Heiztechnologie Nummer eins ist, heizt vor allem in den südlichen Bundesländern ein großer Teil der Haushalte mit Öl. Im Norden und Osten ist Fernwärme deutlich weiter verbreitet als im Rest des Landes.

Richtig hoch ist der Anteil der Fernwärme allerdings nur in den Stadtstaaten Hamburg (30,8 %) und Berlin (30,1 %). Die drei Plätze dahinter belegen die Bundesländer Schleswig-Holstein (7,6 %), Bremen (6,5 %) und Mecklenburg-Vorpommern (6,3 %). Am meisten Ölheizungen gibt es im Saarland (46,3 %), gefolgt von Baden-Württemberg (40,6 %), Bayern (38,8 %) und Hessen (38,3 %). Spitzenreiter bei den Gasheizungen sind Niedersachsen (65,6 %), Sachsen-Anhalt (63 %) und Thüringen (56,5 %).

Alter der Heizungen

Die Studie betrachtet auch das Alter der Heizungen. Schließlich sind alte ineffiziente Heizungen ein großes Problem für die Klimabilanz im Gebäudesektor, weil sie besonders viel schädliche Treibhausgas-Emissionen verursachen.

Die letzten zehn Jahre: Öl verliert, Gas legt zu. (Quelle: BDEW)

Laut BDEW-Untersuchung sind die Heizungsanlagen in Deutschland im Schnitt 13,9 Jahre alt und damit zweieinhalb Jahre jünger als noch im Jahr 2019. Dennoch ist immer noch jede dritte Heizung älter als 20 Jahre. Und 60,4 % der Heizungsanlagen sind mindestens zehn Jahre alt. Ölheizungen sind im Schnitt 17,7 Jahre alt, Gaszentralheizungen 12,4 und die übrigen Heizungssysteme zusammengenommen 12,6 Jahre.

Das Bundesland mit dem höchsten Altersdurchschnitt bei den Heizungen ist übrigens Mecklenburg-Vorpommern. Die dortigen Wohngebäudeheizungen sind im Schnitt 16,9 Jahre alt, dahinter folgt Bremen mit einem Durchschnitt von 16,4 Jahren. Auf den geringsten Altersdurchschnitt kommt Brandenburg (11,7), gefolgt von Niedersachsen (12,3). Die Zahlen zeigen aber auch, dass die Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern hier nicht allzu groß sind und der jeweilige Altersdurchschnitt relativ nah am Bundesdurchschnitt liegt (13,9).

Ausbau der Infrastruktur

Damit Deutschland die Wärmewende schafft, muss die Energiewirtschaft nicht zuletzt den Aus- und Umbau der Infrastruktur vorantreiben. „Zentral ist, dass der Aus- und Umbau der verschiedenen notwendigen Netzinfrastrukturen effizient und abgestimmt geplant und umgesetzt wird“, betont Kerstin Andreae. Die Erstellung der kommunalen Wärmepläne sei in diesem Zusammenhang ein erster notwendiger Schritt.

„Für die enormen Infrastrukturinvestitionen, die für die Wärmewende notwendig sind, braucht es zudem Planungssicherheit und eine finanzielle Absicherung“, ergänzt die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. „Dafür braucht es von der Bundesregierung einen Förderrahmen, der den Netzbetreibern die notwendigen Investitionen ermöglicht.“

zuletzt editiert am 20. November 2024