In Konstanz wird der alte Telekom-Büroturm in ein modernes Wohnhaus mit Panoramablick über den Bodensee umgewandelt. Zum Umbau gehört auch der nachträgliche Anschluss großzügiger Balkone. Hier war höchste Sicherheit gefragt, da das Gebäude hohen Windlasten ausgesetzt ist und in einem Erdbebenrisikogebiet liegt. Die Lösung bestand darin, die Balkone mit dem „Schöck Isokorb“ anzuschließen.
Der alte Post- und Büroturm aus den 1960er-Jahren ist mit 62 m Höhe nach dem Münster das zweithöchste Gebäude der Stadt am Bodensee. Nach Jahren des nahezu vollständigen Leerstands soll dem Hochhaus im Konstanzer Stadtteil Petershausen nun neues Leben eingehaucht werden. Die bundesweit tätige BPD Immobilienentwicklung GmbH, die das rund 11.500 m2 große Gesamtareal 2017 erworben hat, realisiert dort im Zuge einer Komplettsanierung das Wohnprojekt „Ode Lofts“. Der Umbau des 16-geschossigen Gebäudes erfolgt nach Plänen des Architekturbüros Sauerbruch Hutton (Berlin) und soll noch in diesem Jahr fertiggestellt werden.
Transformation eines Gebäudes in Bestlage
Der Umbau ist Teil einer innerstädtischen Quartiersentwicklung, die das gesamte so genannte Telekom-Areal umfasst. Die Telekom wird weiterhin das 16. Geschoss belegen, in den Stockwerken darunter entstehen 98 Loftwohnungen mit bis zu 3 m hohen Räumen. Von der allen Bewohnern zugänglichen Dachterrasse im 16. Obergeschoss aus reicht der Blick Richtung Osten über den See bis in die Schweizer Alpen. Richtung Westen genießt man die Aussicht auf den Schweizer Seerücken und die malerische Hügellandschaft des Hegau.

Nach den Plänen von Sauerbruch Hutton bleibt die Primärkonstruktion des alten Büroturms erhalten. An ihr orientieren sich die neuen Wohngrundrisse. Allerdings wurde der ursprüngliche Rohbau an den Fassadenlängsseiten um einen Meter erweitert. Ein davor liegender „Screen“ aus Balkonen mit partiellen Verglasungselementen soll dem Gebäude eine leichtere Anmutung verleihen und alle Wohnungen um einen zusätzlichen Außenraum erweitern. Die durchgehenden Balkonanlagen verlaufen vom 2. bis zum 15. Geschoss und wurden bereits installiert. Sie sollen die Fassade horizontal strukturieren.
Die Brüstungen der Balkone werden mit Keramikscherben gefliest. Deren Farbe nehmen die Grüntöne des angrenzenden Parks auf und fügen diesen je nach Orientierung einen weiteren Farbton hinzu – seeseitig Blau, stadtseitig Pink. „Die neue Fassade mildert ein Stück weit die Dimension, die dieses Gebäude hat“, erläutert Vera Hartmann, Architektin und Geschäftsführerin bei Sauerbruch Hutton. „Die Balkone legen einen Faltenwurf um das Haus, wobei die Bekleidung mit farbiger Keramik fast eine textile Anmutung erzeugt.“
Eine Schiebeverglasung, mit der die Balkone zu zwei Dritteln windgeschützt geschlossen werden können, soll die Fassade zusätzlich in Bewegung bringen. Zusammen mit einer Fassadenverkleidung aus Aluminiumblech soll so ein „flirrendes“ Gesamtbild entstehen.
Rückbau und Erweiterung
Im ersten Schritt wurde der Büroturm vollständig entkernt und bis auf das Stahlbetonskelett zurückgebaut. „Wir konnten 93 % der Rohbaustruktur erhalten und als Ressource nutzen“, sagt Vera Hartmann. „Unsere Berechnungen ergaben, dass wir so insgesamt 2.268 Tonnen CO2 eingespart haben. Das ist so viel, wie 2.268 Buchen in 80 Jahren binden.“

Für die Erweiterung wurde eine, dem vorhandenen Stützenraster folgende, neue Fassadenwand im Ortbetonverfahren erstellt und an das Bestandsgebäude angebunden. Diese besteht aus vertikal verlaufenden Wandscheiben, sprich Fassadenstützen, und horizontal verlaufenden Geschossdecken.
Die neuen Geschossdecken – also der Erweiterungsstreifen, der an die bestehende Geschossdecke angebunden wurde – lagern auf der neuen vorgesetzten Fassadenkonstruktion. Um die Statik zu gewährleisten, gründen die vertikalen Wandscheiben auf Mikropfählen.
In die neu angesetzten Deckenstreifen wurden Isokörbe von Schöck als tragendes Wärmedämmelement einbetoniert. Diese dienen zum Anschluss der frei auskragenden Stahlbetonbalkone. Grundsätzliche Informationen zum Thema Isokorb bietet übrigens auch der BaustoffWissen-Beitrag „Was ist ein Isokorb“.
Balkonanschluss mit Isokorb
Die Last der bis zu 12,9 m langen und bis zu 2,4 m tiefen Balkonplatten wird geschossweise voll über den Isokorb auf die vorgesetzte Fassadenkonstruktion abgetragen. Seitliche Lagerpunkte existieren nicht.

„Wir wollten den Anschluss mit Schöck Isokorb lösen, denn wir haben bereits in anderen Projekten gute Erfahrungen mit diesem bewährten Produkt gemacht, auch was die Planungsunterlagen und die Unterstützung des Herstellers bei Sonderlösungen angeht“, erklärt Tobias Tiyaworabun, Projektingenieur vom Ingenieurbüro Werner Sobek Frankfurt.
Die vor dem Betonieren in die Balkonplatten eingelegten Hohlkörper führten darüber hinaus zu einer Lastminderung von circa 15 %. Laut Tragwerksplaner war die Minimierung des Eigengewichts in Anbetracht des spezifischen Konstanzer Baugrunds und der sensiblen Gründung aus Mikropfählen eine entscheidende Überlegung zur Realisierung der neuen vorgesetzten Konstruktion.
Schon seit September 2023 sind alle Balkone angebracht. „Den aktuellen Verformungsmessungen kann entnommen werden, dass sich die planerisch mit Schöck abgestimmte Drehfeder sehr genau einstellt“, freut sich Tobias Tiyaworabun.
Damit auch die Balkonplatten in ihrer Reihung stabil und ohne Versatz „auf Linie“ bleiben, wurde der Querkraftdorn Stacon Typ LD von Schöck als einfache Lösung eingesetzt, bei der keine zusätzlichen Konstruktionen nötig sind. Das Befestigungselement verbindet die Platten über die Dehnfugen miteinander, überträgt die Querkräfte und ermöglicht gleichzeitig die erforderliche Beweglichkeit. Dadurch erfahren die Platten über die gesamte Fassadenbreite die gleiche Verformung.
Das war nicht nur aus optischen Gründen wichtig, wie David Schreiber vom Regionalbüro Bodensee der BPD-Immobilienentwicklung ausführt: „Auch um die Funktionalität der verschiebbaren Glaselemente auf Dauer sicherzustellen, darf es einfach keinerlei Verzug geben.“
Hochbelastungen am Bodensee
Die Bodenseeregion ist Erdbebenrisikogebiet und mit Erdbebenzone 2 in der zweithöchsten Klasse eingestuft. Außerdem gilt für das Bauen in Konstanz die höchste Windklasse. Es können Windlasten wie an der Nordsee auftreten.
Diesen extremen Anforderungen werden die eingesetzten Isokorb-Typen gerecht. Für das Ode Lofts in Konstanz wurden mit Isokorb T Typ K M10 VV1 und Isokorb T Typ H VV1 besonders leistungsfähige Typvarianten gewählt, die sich auch für Erdbebenlastfälle eignen.
„Wir mussten uns absolut auf die Trag- und Funktionsfähigkeit des Balkonanschlusses verlassen können“, sagt BPD-Mitarbeiter David Schreiber. „Deshalb haben wir uns nicht nur für den als Qualitätsprodukt bekannten Schöck Isokorb entschieden, sondern darüber hinaus die hochwertigste Ausführung gewählt, die für unsere Anforderungen zur Verfügung stand.“
Baustoff-Fachwissen verständlich erklärt: Jetzt Newsletter abonnieren!
Der BaustoffWissen-Newsletter bringt Sie thematisch immer auf den neuesten Stand. Sie erhalten die Branchen-News dann zwei Mal monatlich.