In Japan werden Holzoberflächen schon seit Jahrhunderten kontrolliert verbrannt, um auf diese Weise dunkle, edel anmutende Fassadenverkleidungen zu gewinnen. Mittlerweile finden solche Dielen mit ihrer schwarz-silber schimmernden Optik auch in Europa immer mehr Freunde. Zumal das karbonisierte Holz nicht nur interessant aussieht, sondern auch praktische Vorteile hat.
Der Begriff karbonisiertes Holz steht für oberflächlich verkohlte Dielen. Absichtlich verkohlt, muss man hinzufügen, nicht etwa aus Versehen in Brand geraten. In Japan bezeichnet man diese Behandlung als „Yakisugi“-Methode. Yaki bedeutet „gegrillt, verkohlt“ und Sugi ist der Name für den japanischen Zedernbaum, dessen Holz traditionell für das Verfahren verwendet wurde. Yakisugi heißt also „verkohlte Zeder“.
Was in Japan schon lange zum Alltag an vielen Hausfassaden gehört, wird seit einiger Zeit auch in Europa zunehmend beliebter. Die hiesige Holzindustrie hat auf den Trend reagiert und produziert nun selbst verkohlte Holzprodukte. Nicht nur aus Zedernholz, wie die Japaner, sondern auch aus einheimischen Hölzern wie Fichte, Lärche oder Eiche. In Deutschland spricht man daher auch nicht von verkohlter Zeder, sondern etwas allgemeiner – und technischer – von karbonisiertem Holz.
Made in Germany
Auf der BAU 2017 in München hat der Holzprofilhersteller Mocopinus aus Ulm erstmals karbonisiertes Holz für Fassaden und Innenwände vorgestellt. Zugleich investierte das Unternehmen nach eigener Aussage in die derzeit größte Holzbeflammungsanlage Europas. Die neuen Profile der Marke „Carboris“ verzeichnen nach Angaben des Unternehmens bereits eine hohe Nachfrage. Für den Außenbereich können die Kunden mittlerweile alle Profile aus dem Mocopinus-Sortiment auch im „geschwärzten“ Look ordern.

Für den Einsatz im Innenbereich veredelt Mocopinus die Hölzer noch mit einer speziellen Oberflächenbeschichtung. Diese soll verhindern, dass die verbrannten, schwarzen Sichtflächen abfärben können. Natürlich ist die Farbe Schwarz an Fassaden oder Innenwänden nicht so universell einsetzbar wie ihr Pendant Weiß. Aber in Kontrast zu hellen Tönen oder auch zu knallig-bunten Farben kann verkohltes Holz durchaus überzeugen.
Resistent ohne Holzschutz
Beim Karbonisieren von Holz verbrennt man kontrolliert nur die oberste Schicht des Materials, wodurch individuelle Maserungen und Faserstrukturen deutlicher zum Vorschein kommen. Die Holzoberfläche besteht aus einer schwarz-silber schimmernden Ascheschicht, die ein wenig an Leder erinnert. Wobei auch verkohlte Hölzer Naturprodukte mit individuellem Aussehen bleiben. Jede karbonisierte Diele ist im Grunde ein Unikat. Die Optik lässt sich zudem durch die Wahl der Holzart, die Dauer des Verkohlens und die Art der Nachbehandlung beeinflussen.

Aber karbonisiertes Holz ist nicht nur wegen seiner Optik interessant, es hat darüber hinaus auch andere Vorteile. Der Wichtigste: Man kann die beflammten Profile ganz ohne Oberflächenbehandlung im Außenbereich einsetzen. Das Verkohlen der Oberflächen bewirkt nämlich, dass die Holzzellen sich verdichten, was wiederum dazu führt, dass das Material vor Schimmelpilzen, dem Eindringen von Insekten, Verwitterung, Fäulnis und Wasser geschützt ist. Eine Behandlung mit chemischen Holzschutzmitteln ist deshalb bei karbonisiertem Holz nicht notwendig.
Die wetterbeständige Nutzschicht ist wohl der eigentliche Grund, weshalb sich in Japan die Oberflächenbehandlung Yakisugi schon vor langer Zeit durchgesetzt hat. Sie erlaubt einen natürlichen Witterungsschutz ganz ohne Chemikalien. Das Verfahren ermöglicht unempfindliche Holzfassaden mit Dielen, die im Outdoor-Bereich deutlich haltbarer sind als nicht verkohlte Hölzer. Dass das Karbonisieren auch für interessante optische Effekte sorgt, hilft natürlich bei der aktuellen Verbreitung der Dielen in Europa.