Wenn Spanplatten nicht im Möbelbau, sondern als tragendes und aussteifendes Beplankungsmaterial für Holzbau- oder Trockenbauwände verwendet werden, kommen in der Regel besonders feste und widerstandsfähige „Grobspanplatten“ zum Einsatz. Der Klassiker sind hier die bekannten OSB-Platten. Doch es gibt auch so genannte ESB-Platten. Der folgende Beitrag verrät, was sich dahinter verbirgt.
Die Abkürzung ESB steht für „Elka Strong Board“. Es handelt sich um einschichtige Spanplatten nach DIN EN 312, die von der Elka-Holzwerke GmbH aus Morbach entwickelt wurden. Mit den ESB-Platten hat das 1906 gegründete rheinland-pfälzische Familienunternehmen eine nachhaltige und wohngesunde Alternative zu herkömmlichen Spanplatten beziehungsweise zu den weit verbreiteten OSB-Platten geschaffen. Das „Strong“ im Namen verweist darauf, dass die Platten besonders stark und stabil sind.
Klimaneutrale Spanplatten
Das Premium-Produkt von Elka – die „ESB Plus“-Platte war 2021 die erste Holzwerkstoffplatte im deutschen Markt, die als klimaneutral zertifiziert wurde. Sie erfüllt die hohen Anforderungen der verschärften Richtlinien des Blauen Engel (Version 1.1.2017) und wurde 2016 als erste Holzwerkstoffplatte in das Sentinel-Haus-Bauverzeichnis aufgenommen.

Die Platte ist zudem „QNG-Ready“ – und damit für die KfW-Neubauförderung zugelassen. Hintergrund: Wer heute den Neubau eines Wohnhauses mit staatlicher KfW-Förderung plant, muss die anspruchsvollen Anforderungen des Gebäudestandards „Effizienzhaus 40-Nachhaltigkeit“ erfüllen und benötigt dafür das Qualitätssiegel für nachhaltiges Bauen (QNG).
Nach DIN EN 312 sind ESB-Platten dem Plattentyp P5 zuzuordnen. Damit eignen sie sich für tragende oder aussteifende Bauteile im konstruktiven Holzbau – etwa im Wand-, Fußboden-/Decken- und Dachbereich. Dabei sind sie auch in Feuchtbereichen problemlos verwendbar. Auch für den Laden- und Messebau oder sonstige Anwendungen im trockenen Innenausbau kommen die stabilen Boards zum Einsatz.
Weitere Nutzungsbereiche sind der Fertighausbau und die Modulbauweise. Einer der ersten Elka-Kunden aus dieser Gruppe war der bayerische Öko-Fertighaushersteller Baufritz.
Rohstoffe und Bindemittel
Die ESB-Spanplatten bestehen im Wesentlichen aus Fichtenholz, das Elka aus einem Umkreis von maximal 150 km Entfernung zum Produktionsstandort in Morbach (Hunsrück) bezieht. Die für die Holzwerkstoffe verwendeten Sägespäne und Hackschnitzel fallen im eigenen Sägewerk an, in dem Elka sein Schnitt- und Konstruktionsholz-Angebot zuschneidet beziehungsweise die Rohmaterialien für seine dreischichtigen Naturholzplatten vorbereitet. Die ESB-Platten bestehen also aus Sägeresten, die wiederum aus nachhaltiger Waldwirtschaft stammen.

Elka ist nach eigenen Angaben der einzige Produzent in Deutschland, der Spanplatten aus reinem Fichtenholz herstellt. Die Fichte liefert ein relativ harzarmes Holz, das nur wenige flüchtige organische Verbindungen (VOCs) enthält. Daraus ergeben sich Vorteile für die Innenraumluft-Hygiene. Allerdings sollte man diese nicht überbewerten. Bei Spanplatten entstehen die weitaus meisten VOC-Ausdünstungen zweifellos durch die in ihnen enthaltenden Bindemittel.
Für die ESB-Platten kommt als Bindemittel ein Melamin-Harnstoff-Formaldehyd-Harz zum Einsatz (MUF-Harz), das nach Elka-Angaben recyclingfreundlich und feuchtebeständig ist. Durch ein eigens entwickeltes Verfahren soll dieses Bindemittel besonders wenig Formaldehyd-Emissionen freisetzen. Demnach verursacht die Plattenvariante „ESB-Standard“ in der Raumluft eine Formaldehyd-Ausgleichskonzentration von weniger als 0,05 ppm. Bei der Variante „ESB Plus“ sind es sogar weniger als 0,03 ppm.
VOC-Emissionen
Hintergrund: Holzwerkstoffe werden für Innenräume zugelassen, wenn die von ihnen verursachte Formaldehyd-Ausgleichskonzentration in einem Prüfraum den Wert von 0,1 ppm nicht übersteigt. Näheres zu den Prüfbedingungen regelt die DIN EN 717-1 („Holzwerkstoffe – Bestimmung der Formaldehydabgabe – Teil 1: Formaldehydabgabe nach der Prüfkammer-Methode“). Festzuhalten bleibt: ESB-Platten liegen deutlich unter dem genannten Innenraumrichtwert.
Nun gibt es mittlerweile allerdings auch viele Span- und OSB-Platten-Hersteller, die für ihre Produkte gänzlich Formaldehyd-freie Bindemittel einsetzten. Die meisten dieser „F0-Platten“ enthalten dafür allerdings Isocyanat-haltiges Polyurethanharz. Dabei handelt es sich um einen Klebstoff, der zumindest im Zusammenhang mit seiner Herstellung und Verarbeitung ebenfalls als umweltbelastend und gesundheitsgefährdend gilt. Hier können ESB-Platten punkten. Sie dünsten nämlich nicht nur insgesamt vergleichsweise wenig flüchtige organische Verbindungen aus, sondern enthalten darüber hinaus gar keine Isocyanate.
Vergleich mit OSB-Platten
Rein optisch haben ESB-Platten eine große Ähnlichkeit mit den bekannten OSB-Platten – mal abgesehen davon, dass ihre Oberfläche deutlich heller ist. Es handelt sich ebenfalls um Grobspanplatten, deren Späne mit bloßem Auge problemlos erkennbar sind. OSB-Platten sind zudem ebenfalls fester und widerstandsfähiger als normale Spanplatten, und sie kommen ebenfalls als aussteifendes beziehungsweise tragendes Beplankungsmaterial für Holzbau- und Trockenbauwände zum Einsatz.

Nach Elka-Angaben sind die Strong Boards aufgrund ihrer hohen Plattendichte von über 620 kg/m³ besonders fest. Da die Späne beziehungsweise Hackschnitzel im Materialinneren zufällig ausgerichtet sind, sind die statischen Eigenschaften in allen Richtungen gleich. Die Platten haben daher eine hohe Biegefestigkeit in allen Richtungen. Ihre Querzugsfestigkeit ist laut Elka um 40 % höher als bei vergleichbaren OSB-Produkten (bessere Schrauben- und Nagelauszugswerte). Der Hersteller verweist zudem auf eine bessere Luftschalldämmung und eine niedrigere Abbrand-Rate.
Laut Elka haben ESB-Platten zudem einen diffusionsoffeneren Aufbau als herkömmliche OSB-Produkte. Sie sind also durchlässiger für Wasserdampf. Da diese Eigenschaft auch den Feuchtetransport innerhalb der Platten erleichtert, können die Platten schneller austrocknen und sind weniger anfällig für Schimmel. Auch ihr Quellverhalten fällt geringer aus. Zugleich gilt der Werkstoff aber als regensicher und kann daher auch zur Konstruktion von Unterdächern im Steildachbereich eingesetzt werden.
Plattenvarianten
Neben den ESB-Standard-Platten, die in verschiedenen Formaten sowie Stärken (von 12 bis 30 mm) erhältlich sind, und der besonders wohngesunden Variante ESB Plus bietet Elka auch die kleinformatige Platte ESB Reno, die sich aufgrund ihrer Größe besonders gut für die Dachbodensanierung eignet. Die Variante ESB Traverse schließlich bietet eine besonders hohe Tragkraft und dient insbesondere zur Wandverstärkung im Trockenbau.
Alle Plattenvarianten werden von Elka mit geschliffener Oberfläche ausgeliefert und sind daher ohne weitere Vorbehandlung direkt einsetzbar. Falls gewünscht, lassen sich die ESB-Oberflächen aber auch streichen oder lackieren.