OSB-Platten sind eine Sonderform der Spanholzprodukte. Im Vergleich zu normalen Spanplatten sind diese „Grobspanplatten“ aber besonders fest und widerstandsfähig. Deshalb wird OSB auch häufig als aussteifendes Beplankungsmaterial für Holzbau- und Trockenbauwände eingesetzt. Verglichen mit Massivholz hat der Werkstoff unter anderem den Vorteil, dass er sich nicht so leicht verzieht.
OSB-Platten bestehen aus flachen Holzspänen von Nadelbäumen, die – wie bei allen Spanplatten – durch die Beimischung von Bindemitteln zusammengehalten werden. Der weltweit größte OSB-Hersteller, das kanadische Unternehmen Norbord , setzt dabei durchweg auf Kleber ohne Formaldehyd . Stattdessen kommt für die Grobspanplatten der Marke „Sterling OSB“ ein wasser- und lösemittelfreier PU-Klebstoff (PMDI) als Bindemittel zum Einsatz.
Prägnante Grobspanoptik

Was OSB-Platten schon auf dem ersten Blick von normalen Spanplatten unterscheidet, ist die Tatsache, dass die verwendeten Späne relativ groß und lang sind, sodass man sie auch noch aus einiger Entfernung mit bloßem Auge erkennen kann. Da heute viele Menschen die spezielle Optik dieser Holzwerkstoffe mögen, findet man OSB auch immer häufiger als Sichtoberfläche – vor allem im Fußboden- und Möbelbereich.
Die in der Regel zwischen 10 und 20 cm langen Späne verleihen den Produkten ihre charakteristische Grobspanoptik und sorgen zudem dafür, dass OSB-Platten zwei- bis dreimal fester sind als normale Spanplatten. Die großen Späne stehen für einen relativ hohen Holzanteil. Dadurch lassen sich die Platten mit vergleichsweise geringem Bindemittelanteil fertigen.
Die Abkürzung OSB steht für „Oriented Strand Board“, was sich mit „ausgerichtete Spanplatte“ übersetzen lässt. Der Name kommt daher, weil die Platten aus mehreren Schichten bestehen, wobei die flachen Späne jeder Einzellage überwiegend in dieselbe Richtung weisen, also einheitlich ausgerichtet sind. Die einzelnen Spanschichten wiederum sind lagenweise über Kreuz, also im 90°-Winkel zueinander, ausgerichtet. Bei normalen Spanplatten dagegen werden die wesentlich kleineren Späne eher wild durcheinandergemischt.
Ähnlich wie bei Sperrholz sorgt die kreuzweise Anordnung dafür, dass OSB-Platten widerstandsfähiger gegenüber Feuchtigkeit sind, sich also nicht so schnell verziehen. Die Wasserfestigkeit ihrer Produkte können die Hersteller zudem durch Auswahl feuchtigkeitsunempfindlicher Bindemittel beeinflussen.
Vier Qualitätsklassen

Nach DIN EN 300 werden OSB-Platten in verschiedene Qualitätsklassen unterteilt: OSB 1 bis OSB 4. Je höher die Klasse, umso größer ist die Rohdichte der Platten, was Belastbarkeit und Biegefestigkeit steigert, und umso weniger kommt es zu Formveränderungen bei Feuchteeinfluss. Die Rohdichte der Produkte lässt sich durch gezielte Auswahl von möglichst großvolumigen Spänen erhöhen.
Neben der Qualitätsklasse hängt die Belastbarkeit der Produkte natürlich auch von der Plattenstärke ab. Das Spektrum reicht hier von sehr dünnen 6 mm bis hin zu „dicken Brettern“ von bis zu 40 mm Stärke. Durch Verleimung mehrerer Platten sind noch deutlich dickere Konstruktionsstärken möglich. Je dicker die Platten sind, umso mehr tragen sie übrigens auch zum Wärme- und Hitzeschutz eines Gebäudes bei.
Im modernen Holzbau finden übrigens fast nur Platten der Qualitätsklassen 3 und 4 Verwendung. Diese eignen sich für tragende Konstruktionen sowohl in Trocken- als auch in Feuchtbereichen, wobei man OSB/4-Platten vor allem für besonders hoch belastete Konstruktionen im Feuchtbereich verwendet. Neben Standardplatten mit unbearbeiteter stumpfer Kante, gibt es auch spezielle Verlegeplatten mit eingefrästem Nut- und Federprofil, die zum Beispiel im Bodenbereich als Trockenestrich zum Einsatz kommen.
Vielfältige Anwendungen
Die Anwendungsbereiche für OSB-Platten sind sehr vielfältig. Platten bis etwa 10 mm Stärke kommen überwiegend im Möbelbau, aber auch für Verpackungen zum Einsatz. Ab 12 mm Stärke wird OSB für die Innenbeplankung von Wänden eingesetzt, ab 18 mm für tragende Decken-Beplankungen. Soll das Bauteil die Feuerwiderstandsklasse F30 erreichen, empfehlen sich mindestens 30 mm OSB, für stark belastete Sonderkonstruktionen mit hohen Brandschutzanforderungen können es auch schon mal 40 mm sein.
Aufgrund ihrer hohen Festigkeit, Tragfähigkeit und Feuchteunempfindlichkeit kommen OSB/3- und OSB/4-Platten auch als aussteifendes Beplankungsmaterial nicht nur im trockenen Innenausbau, sondern sogar im konstruktiven Holzrahmenbau zum Einsatz. Oft verwendet man raumhohe OSB-Platten für die raumseitige Beplankung der Rahmenkonstruktion. Da die Holzwerkstoffe eine dampfbremsende Wirkung haben, ermöglichen sie einen diffusionsoffenen Holzrahmenbau ohne klassische Dampfbremsfolien .
Beim trockenen Innenausbau kombiniert man die Grobspanprodukte häufig mit Gipskartonplatten . Für Wände und Dachschrägen hat sich die Kombination aus unterer OSB- und oberer Gipsplatte bewährt, wobei die stabilen OSB-Platten bei dieser Konstruktionsweise einen Großteil der Lastabtragung übernehmen. Mit der Kombination OSB und Gipskarton lassen sich bei Trockenbauwänden mit Metallständerwerk zudem auf einfache Weise hohe Brand- und Schallschutzwerte erreichen.