Unter Haftputzen versteht man mineralische Putzmörtel, die als Zusatzstoff meist organische Haftmittel enthalten, damit sie auf vielen verschiedenen Untergründen gut haften. Sie dienen häufig zur Überarbeitung von Altputzen und/oder zum Ausgleich unebener Wandbaustoffe und schaffen als Unterputz eine glatte Oberfläche für nachfolgende Beschichtungen. Doch auch der Einsatz als Oberputz ist möglich.
Grundsätzlich gilt: Es gibt nicht den einen Haftputz. Stattdessen handelt es sich um einen Putzmörteltypus, der – je nach Anwendungsbereich – aus unterschiedlichen Zusatzstoffen besteht. Für Produkte, die auch im Freien zum Einsatz kommen sollen, verwendet man meist Mörtel auf Kalk-Zement-Basis. Im Innenbereich dagegen dominieren Produkte auf Gipsbasis und reine Kalk-Haftputze.
Kunstharz-Haftmittel
Die meisten Haftputze enthalten geringe Mengen an Haftmittel-Zusätzen. In der Regel handelt es sich dabei um Kunstharz-Verbindungen – also um organische Zusätze. Es sind diese Haftmittel, die dafür sorgen, dass die mineralischen Putze leichter zu verarbeiten sind und auf fast allen festen mineralischen Untergründen gut haften – auch auf solchen, bei denen die Haftkraft „normaler“ Putze nicht ausreicht.

Hersteller Baumit empfiehlt seinen Kalk-Zement-Haftputz insbesondere für Untergründe wie raugeschalte Betonflächen und Mischmauerwerk sowie für alte Kalk-Zement- oder Zementputze im Außen- und Innenbereich. Zwar sind Haftputze auf vielen Untergründen tatsächlich ohne zusätzliche Grundierung verarbeitbar. Das aber gilt nicht für alle Untergründe – man sollte daher bei allen Produkten die Anwendungshinweise des Herstellers beachten.
So empfiehlt Baumit für das oben genannte Produkt durchaus eine Vorbehandlung mit einem zusätzlichen Haftvermittler wie den „Baumit Fassaden- und Sanierungsspachtel“, wenn es sich beim Untergrund um glatte Betonflächen oder um Mischmauerwerk handelt.
Generell kann man sagen, dass auf glatten, nicht saugenden Untergründen auch Haftputz nur schwer Halt findet. Deshalb sind in solchen Fällen meist zusätzliche Haftbrücken notwendig. Viele Haftputz-Hersteller empfehlen zudem auf stark saugenden Untergründen eine Grundierung als Zwischenbeschichtung.
Wir sehen: Haftputze haften auf vielen, aber längst nicht auf allen Untergründen. Eine grundsätzliche Voraussetzung für die Anwendung ist zudem die ausreichende Haftzugfestigkeit des Untergrundes. Dieser muss ausreichend abreißfest sein. Lockere Altbeschichtungen sind vorab zu entfernen, ebenso Staub und Schmutz sowie Fette und Öle. Der Untergrund muss außerdem trocken und frostfrei sein.
Unterschiedliche Haftputztypen
Im Außenbereich dominieren Haftputze auf Kalk-Zement-Basis. Man kann diese sowohl als Unterputz einsetzen – in Kombination mit mineralischen oder organischen Oberputzen oder auch mit keramischen Belägen – als auch als Oberputz, der abschließend nur noch einen Farbanstrich erhält. Kalk-Zement-Haftputz ist wasserabweisend (aber diffusionsoffen) sowie frost- und witterungsbeständig. Bei Anwendung als Oberputz mit Anstrich sollte die Farbe ebenfalls wasserabweisend sein.
Kalk-Zement-Haftputz eignet sich zwar auch für den Innenbereich, harmoniert aber nicht mit allen dort typischerweise eingesetzten Wandoberflächen. Ein Direktauftrag auf Gipskartonplatten empfiehlt sich beispielsweise nicht. Nicht zuletzt deshalb kommen bei Innenwänden und Decken häufig Haftputze auf Gips-Kalk-Basis zum Einsatz. Nach Angaben des Bundesverbandes Ausbau und Fassade empfehlen sich die Gipsputze aber auch für Betonoberflächen im Innenbereich, weil sie – im Gegensatz zu Beton – Wasserdampf aus der Raumluft aufnehmen und wieder abgeben können.
Ein bekannter Haftputz auf Gipsbasis ist beispielsweise der „Rotband“-Haftputzgips von Knauf. Bei dem Produkt handelt es sich um einen Gips-Leicht-Putztrockenmörtel nach DIN EN 13279-1, der zu mindestens 50 % aus Gips als Hauptbindemittel besteht. Weitere Bestandteile sind unter anderem Baukalk (maximal 5 %) sowie Leichtzuschlagstoffe.
Der Knauf-Putz ist nur für den Innenbereich einsetzbar, kann dort aber auf sehr vielen – und nicht nur mineralischen – Untergründen verwendet werden. Geeignete Rotband-Untergründe sind etwa Beton, Porenbeton, Ziegelmauerwerk, Kalksandstein, Bimssteine und raue Altputze auf Zement-, Kalk-Zement- oder Gipsbasis – aber eben auch Gipskartonplatten und Gipsfaserplatten. Der Haftputzgips lässt sich zudem vielfältig endbeschichten: von direkten Farbanstrichen über Tapeten und Fliesen bis hin zu Oberputzen.
Reiner Kalk-Haftputz
Für den Innenbereich gibt es auch Haftputze auf reiner Kalkbasis – also ohne Zement. Ein Beispiel dafür ist der Kalkhaftputz des Naturfarben-Spezialisten Kreidezeit. Dieses Produkt enthält neben Marmorkalkhydrat lediglich Quarzsand, Marmorkörnung, Cellulose und Methylcellulose (Volldeklaration).

Es fällt auf, dass hier die sonst üblichen, meist nicht näher definierten „weiteren Zusätze“ fehlen. Und tatsächlich: Der Kalkhaftputz von Kreidezeit enthält tatsächlich keine Kunstharz-Haftmittel oder sonstige synthetischen Zusätze. Seine besondere Haftkraft verdankt er nach Herstellerangaben dem Zusatz von Cellulose-Leim. Zudem sollen feine Cellulosefasern verhindern, dass sich Risse bilden und der Putz bröckelt.
Der sehr weiße Kreidezeit-Putz ist oberflächenfertig und muss nicht überstrichen werden. „Dieser mineralische Edelputz ließe sich sogar direkt auf Trockenbauplatten wie Gipskarton auftragen“, sagt Ulrich Bettentrup, Malermeister und technischer Berater bei Kreidezeit. Der Spezialist rät dennoch zu einer Kaseingrundierung, weil Wände oft in verschiedenen Bereichen unterschiedlich saugfähig seien.