
Elektrochrome Verglasung verringert die Raumaufheizung und schließt blendendes Sonnenlicht aus. Foto: Velux
Dachfenster: Sonnenschutz mit elektrochromer Verglasung
Seit Frühjahr 2016 bietet Velux serienmäßig Dachfenster mit elektrochromer Verglasung an. Das ermöglicht einen schaltbaren Sonnenschutz per Knopfdruck, ohne dass der Ausblick nach draußen blockiert wird. Doch was sind eigentlich elektrochrome Verglasungen und wie funktionieren sie?
Bei elektrochromen Verglasungen handelt sich um speziell beschichtete Scheiben, die durch Aktivierung einer geringen elektrischen Spannung tönbar sind. Sie lassen sich also per Knopfdruck abdunkeln und natürlich auch wieder aufhellen. Derartige Produkte sind nichts völlig Neues. Erste elektrochrome Architekturgläser brachte bereits 1999 der Hersteller Flabeg auf den Markt. Bisher waren diese Scheiben aber sehr teuer und wurden fast nur im gewerblichen Bereich eingesetzt – vor allem bei Bürobauten mit großem Glasflächenanteil an der Fassade.
Schaltbares Glas für Wohndachfenster
Velux hat im Frühjahr 2016 elektrochrome Spezialverglasungen serienmäßig für Wohndachfenster eingeführt – und zwar für drei Größen seiner Kunststoff- und Holz-Schwingfenster. Nach Angaben des Herstellers sind damit derartige Dachfenster-Verglasungen für den Wohnbereich erstmals zu „bezahlbaren Preisen“ erhältlich. Der Aufpreis liegt je nach Fenstergröße zwischen 600 und 800 Euro im Vergleich zur normalen Dachfensterverglasung. Bereits vormontiert und im Preis inbegriffen sind Schalter und sämtliche Elektroanschlüsse für das schaltbare Glas. Als Energieversorgung genügt eine normale Steckdose.
600 bis 800 Euro Aufpreis klingt nicht gerade wenig, allerdings muss man bedenken, dass elektrochrome Verglasungen einen hohen Hitzeschutz bieten, der mit außen liegenden Sonnenschutzsystemen wie Rollläden oder Außenjalousien vergleichbar ist. Während im Gebäudeinneren liegende Rollos, Jalousien oder Faltstores den solaren Wärmeeintrag nur maximal um 20 % absenken können, sind es bei außen liegenden Systemen bis zu 75 %.
Die elektrisch tönbaren Dachfenster von Velux ermöglichen nach Herstellerangaben einen effektiven Hitzeschutz auf dem Niveau außen liegender Rollladen. Die Kosten für derartige Sonnenschutzsysteme kann sich der Bauherr also sparen. Das ist auch der Grund dafür, weswegen sich schaltbare Verglasungen als erstes bei Bürobauten durchgesetzt haben. Bei den modernen Stahl-Glas-Bauten wären ansonsten eben äußere Sonnenschutzsysteme notwendig, um einer Überhitzung der Arbeitsräume vorzubeugen.
Hitze- und Blendschutz mit Durchblick

Das neue Velux-Dachfenster verfügt über vier Abdunkelungsstufen. Foto: Velux
Bei den Velux-Fenstern mit elektrochromer Verglasung können Dachgeschossbewohner über einen Schalter zwischen vier Abdunkelungsstufen wählen, die auf einer beleuchteten Skala angezeigt werden. Das Spektrum reicht von „klar“ über „leicht abgedunkelt“ und „abgedunkelt“ bis „dunkel“. Ist die Stufe „klar“ eingestellt, dann liegt der Gesamtenergiedurchlassgrad bei g=0,4 (nach DIN EN 410). Bis zur Stufe „dunkel“ verringert sich der Wert schrittweise auf g=0,04. Das entspricht dem Hitzeschutz durch einen Außen-Rollladen.
Mithilfe der vier Abdunkelungsstufen lässt sich die Tönung der Scheibe jederzeit an die aktuellen Licht- und Wetterverhältnisse anpassen. Das Besondere dabei: Der Ausblick nach draußen geht selbst bei der dunkelsten Stufe niemals völlig verloren. Bei keiner der Einstellungen wird der Raum wirklich stark verdunkelt, die Dachgeschossbewohner müssen also niemals komplett auf Tageslicht verzichten.
Neben dem Hitzeschutz bietet die elektrochrome Verglasung auch Schutz vor Blendeffekten auf Fernseher, Notebook, Tablets oder sonstigen Bildschirmgeräten. Vor allem in Räumen, die tagsüber intensiv genutzt werden – wie etwa Arbeitszimmer oder Wohnzimmer – kann das zu einer deutlichen Steigerung des Wohnkomforts beitragen. Der elektrisch ausgelöste Vorgang des Verdunkelns oder Aufhellens der Scheiben passiert übrigens völlig geräuschlos.
Verglasung von Saint-Gobain
Bei schaltbaren Verglasungen handelt es sich in der Regel um Mehrscheiben-Isolierglas. Der eigentliche elektrochrome Verbund besteht aus fünf Schichten, die auf der Innenseite der Außenscheibe aufgebracht sind. Velux setzt bei seinen Produkten auf das Markenprodukt „Sage-Glass“, das vom Saint-Gobain-Konzern hergestellt wird. Hier besteht die Beschichtung aus fünf Keramiklagen, die zusammen gerade mal die Stärke von knapp 1/50 eines menschlichen Haares haben.
Wird an diese Beschichtung eine schwache elektrische Niederspannung von fünf Volt angelegt, dann verlagern sich Lithium-Ionen und -Elektronen von einer elektrochromen Lage in eine andere. Dadurch verdunkelt sich Sage-Glass. Ein Aufheben der Spannung bewirkt, dass die Ionen und Elektronen in ihre ursprüngliche Lage zurückkehren, wodurch das Glas wieder klar wird. Dabei ist der Energieverbrauch sehr gering. Um 185 qm Sage-Glass-Fenster zu betreiben, benötigt man nach Angaben von Saint-Gobain weniger Strom als für die Versorgung einer einzigen 60-Watt-Glühbirne.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
freierjournalist@rolandgrimm.com
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