RM Rudolf Müller
Absenkbare Bodendichtung bei einer Wohnungsabschlusstür. Foto: Huga

Absenkbare Bodendichtung bei einer Wohnungsabschlusstür. Foto: Huga

Bauelemente
11. Mai 2017 | Artikel teilen Artikel teilen

Türdichtungen zum Schall-, Rauch- und Wärmeschutz

Türen sollen Räume abschließen, Sicht- und Schallschutz bieten, aber auch das Auskühlen von Wohnungen verhindern. Alles zusammen gelingt nur, wenn sie dicht sind – auch im Fugenbereich zwischen Türblatt und Zarge. Manchen Türen müssen zudem auch den Schutz vor Rauch im Brandfall sicherstellen. Für alle diese Aufgaben gibt es Dichtungen. Sie kommen vor allem bei Haus- und Wohnungseingangstüren, mitunter aber auch bei Zimmertüren zum Einsatz.

Die Zarge (von althochdeutsch „zarga“ = Seitenwand, Rand) stellt bei Türen die Verbindung zwischen Wand und dem beweglichen Teil der Tür her. Dieser bewegliche Teil ist das, was man umgangssprachlich normalerweise als die Tür bezeichnet. Streng genommen handelt es sich aber um das Türblatt, auch Türflügel genannt. Das Bauelement Tür dagegen besteht eben aus Türblatt und Türzarge. Normale Drehflügeltüren ließen sich ohne Zarge gar nicht verschließen.

Die Zarge nimmt die Türbänder auf, die mit ihrer Scharnierfunktion das Drehen des Flügels erst ermöglichen. In ihr ist zudem das Schließblech eingearbeitet, in das bei geschlossener Tür die Schlossfalle und gegebenenfalls der Schlossriegel einrasten. Viele Zargenmodelle haben zudem einen umlaufenden Falz, also eine stufenförmige Vertiefung, in die das Türblatt formschlüssig hineinpasst, sodass es relativ dicht abschließt. Wo das nicht ausreicht, kommen Türdichtungen zum Einsatz, die in der Regel aus Kunststoff bestehen.

Dichtung zwischen Türblatt und Zarge

Wohnungstür mit zwei Dichtungsebenen in der Zarge (Braunbeige) und im Türblattfalz (Schwarz). Foto: Grimm

Wohnungstür mit zwei Dichtungsebenen in der Zarge (Braunbeige) und im Türblattfalz (Schwarz). Foto: Grimm

Die Dichtungen sorgen dafür, dass bei geschlossener Tür auch der Fugenbereich zwischen Türblatt und Zarge weitgehend dicht ist. So lassen sich störender Luftzug und ein ungewollter Wärmeverlust durch die Türritzen vermindern. Ferner wird die Schallübertragung eingedämmt. Außerdem schließen die Bauelemente leiser, und der nutzungsbedingte Türverschleiß fällt geringer aus. Ein weiterer Vorteil: Die Türen klappern nicht, wenn es in der Wohnung aufgrund geöffneter Fenster mal windig wird.

Neue Türen werden heute meist bereits mit Kunststoffdichtungen geliefert. Diese werden dreiseitig umlaufend in der Zarge befestigt – beziehungsweise im Zargenfalz. Man spricht deshalb auch von Zargenfalzdichtungen beziehungsweise von Türrahmendichtungen. Befestigt werden solche Dichtungen meist in einer Nut, die werkseitig in die Zarge gefräst wurde. In diese Nut verankert man den Schaft der Dichtung, der dann später nicht mehr sichtbar ist. Türen mit erhöhten Anforderungen an den Schall- und Wärmeschutz – zum Beispiel Wohnungseingangstüren – verfügen oft zusätzlich noch über eine zweite Dichtungsebene im Falz des Türblatts.

Ältere Türen ohne Dichtung lassen sich zum Glück relativ leicht aufrüsten. Das geschieht meist mit selbstklebenden Dichtstreifen, die man einfach zuschneiden und in den Zargenfalz beziehungsweise in den Türblattfalz kleben kann.

Bodendichtungen

Nun hat eine Türzarge ja nur drei Seiten: die zwei senkrechten Zargenschenkel sowie das waagerechte Verbindungsprofil im oberen Bereich der Tür. Das Türblatt dagegen hat vier Seiten. Neben den Fugen zwischen Türblatt und Zarge gibt es auch noch den Spalt im Bodenbereich. Soll auch dieser Bereich dicht sein, genügt keine dreiseitig umlaufende Dichtung, die Tür muss auch über eine Bodendichtung verfügen. Bei speziellen  Rauchschutztüren ist das die Regel, nur so lässt sich Rauchdichtheit erreichen. Aber auch bei „normalen“ Türen – zum Beispiel bei Hauseingangstüren – findet man häufig Bodendichtungen. Zusammen mit den Zargendichtungen schützen sie zum Beispiel vor Zugluft und Schlagregen.

Rauchschutztüren verfügen meist über absenkbare Bodendichtungen. Diese werden in einer Nut verankert, die in die Türblattunterkante eingearbeitet ist. Ein spezieller Mechanismus sorgt dafür, dass die Dichtung automatisch herunterfährt und den Spalt zwischen Tür und Boden abdichtet, wenn man die Tür schließt. Eine Variante dieser beweglichen Bodendichtung sind so genannte Magnetdichtungen. Hier erfolgt die Abdichtung über zwei Magnete, die sich anziehen, sobald sie sich näher kommen. Der eine Magnet ist beweglich und befindet sich in der Nut auf der Türblattunterkante, der andere ist auf der Türschwelle montiert.

Neben den beweglichen Dichtungssystemen gibt es auch starre Bodendichtungen. Diese sind meist wesentlich simpler konstruiert und eignen sich zur einfachen Nachrüstung bei Bestandstüren. Man muss sie lediglich auf das Türblatt kleben oder schrauben. Beispiele für solche „Do-it-yourself“-Produkte sind zum Beispiel Schaumstoff- und Bürstendichtungen.

Eine spezielle Form der Bodendichtung findet man schließlich insbesondere im Außentürbereich. Da die angrenzenden Bodenflächen dort häufig durch Türschwellen getrennt werden, die ein wenig vom Boden abstehen, bietet sich hier der Einbau einer Schwellendichtung an. Dabei wird die Bodendichtung fest in die Anschlagschwelle eingebaut. Das erlaubt eine besonders effektive, vierseitige Abdichtung der Tür, bei der sich die Bodendichtung und die Falzdichtungen in einer Ebene befinden.


Mehr zum Thema Türen finden Sie in der Übersicht


Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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