
Unterdeckbahn auf Mineralwolle-Unterlage. Foto: Monier Braas GmbH
Zusatzmaßnahmen für die Regensicherheit bei geneigten Dächern
Dächer sollten vor allem eines sein: regensicher. Neben dem Eindeckungsmaterial ist dabei die Dachneigung entscheidend. Je flacher das Dach, desto eher sind Zusatzmaßnahmen notwendig: also Unterspannungen, Unterdeckungen oder sogar Unterdächer. Solche Maßnahmen führen zu einer zweiten wasserführenden Ebene unterhalb der äußeren Dachhaut.
Dächer aus Ton-Dachziegeln oder Beton-Dachsteinen sind zwar wasserführend, aber nicht wasserdicht. Wirklich regensicher ist eine solche Dachhaut nur dann, wenn sie nicht zu flach konstruiert wird. Sonst kann Wasser nicht schnell genug abfließen und dringt durch die Ritzen zwischen den Dachpfannen in die Unterkonstruktion ein.
Regel- und Mindestdachneigung
Damit es auch in flach geneigte Steildächer nicht hineinregnet, hat die Baustoffindustrie moderne Flachdachziegel entwickelt. Diese zeichnen sich durch ein ausgeklügeltes System von wasserführenden Kopf- und Seitenfalzen aus. Doch auch die regensicherste Dachpfanne garantiert keinen Schutz mehr, wenn das Dach zu flach gebaut ist. Oder wie der Fachmann sagt: wenn die Regeldachneigung unterschritten wird.
Als Regeldachneigung bezeichnet man die flachste Dachneigung, bei der sich eine Dacheindeckung in der Praxis gerade noch als regensicher erwiesen hat. Die Dachneigung ist der Winkel zwischen der Dachfläche (Sparrenneigung) und der Waagerechten. Bei althergebrachten Eindeckungen – zum Beispiel ebene Biberschwanzziegel ohne Falze – ist die Regeldachneigung typischerweise eher hoch. Sie liegt bei 30, 35 oder sogar 40 Grad. Die Dachfläche muss bei solchen Modellen eben relativ steil sein, um Regensicherheit zu gewährleisten. Moderne Flachdachziegel erlauben dagegen flachere Dachneigungen bis hin zu lediglich 22 Grad, ohne dass Zusatzmaßnahmen für die Regensicherheit notwendig sind.
Viele Bauherren wünschen sich heute aber noch flachere Steildächer. Mit Dachneigungen, bei denen selbst Flachdachziegel keine Regensicherheit mehr garantieren können. Solche Vorstellungen lassen sich nur mit baulichen Zusatzmaßnahmen realisieren, also durch den Einbau einer zweiten wasserdichten Dachhaut. Wobei es auch hier Grenzen gibt: Das Regelwerk des ZVDH (Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks) erlaubt die Verwendung beweglicher Einzel-Dachpfannen normalerweise nur bis zu einer Dachneigung von 10 Grad. Diese so genannte Mindestdachneigung darf demnach selbst bei gleichzeitigem Einbau regensichernder Zusatzmaßnahmen nicht unterschritten werden.
Unterspannungen
Als anerkannte regensichernde Zusatzmaßnahmen gelten so genannte Unterspannungen, Unterdeckungen und Unterdächer. Alle drei Varianten haben gemeinsam, dass unterhalb der äußeren Dacheindeckung eine zusätzliche Ebene aus Kunststoff- oder Bitumenbahnen eingebaut wird. Die Art des Einbaus unterscheidet sich aber je nach Variante deutlich.
Die simpelste Form der Zusatzmaßnahme ist die Unterspannung. Hier werden die Bahnen einfach freihängend (ohne Unterlage) zwischen die Dachsparren gespannt, wobei darauf zu achten ist, dass sich die einzelnen Bahnen untereinander mindestens 10 cm überlappen. Unterspannbahnen befestigt man von außen an den Dachsparren und zwar so, dass sie zwischen den Sparren leicht durchhängen. Dadurch ist gesichert, dass anfallendes Wasser von der Konterlattung weg in Richtung Dachtraufe abfließen kann.
Die klassische Unterspannung schützt das Dachgeschoss vor Feuchtigkeit von außen, sie ist aber meist nicht diffusionsoffen. Luftfeuchtigkeit aus dem Dachraum kann also nicht durch die Bahn nach außen gelangen. Diese Form der regensichernden Zusatzmaßnahme findet daher in der Regel nur bei ungedämmten Dächern Anwendung. Wenn unterhalb einer diffusionsdichten Unterspannbahn noch eine Zwischensparrendämmung eingebaut wird, dann ist unbedingt ein Lüftungsabstand von mindestens 2 cm zwischen Bahn und Dämmung einzuplanen, damit eventuelle Feuchtigkeit aus der Dämmung nach außen entweichen kann.
Unterdeckungen

Wasserdichte und zugleich diffusionsoffene Unterdachbahn. Foto: Wienerberger
Die Unterdeckung ist die heutzutage am meisten verbreitete regensichernde Zusatzmaßnahme. Im Gegensatz zu einer Unterspannung werden die Dachbahnen hier auf einer flächigen Unterlage verlegt. Das kann beispielsweise eine Schalung aus Holzbrettern oder -werkstoffen sein, die von außen auf die Dachsparren genagelt wurden. Bei ausgebauten Dachgeschossen werden Unterdeckbahnen allerdings meist nicht auf einer Schalung, sondern direkt auf der Zwischensparren- oder Aufsparrendämmung verlegt.
Da Unterdeckbahnen meist auf Dämmstoffen verlegt werden, müssen sie zwingend diffusionsoffen sein. Darin liegt auch der wesentliche Materialunterschied zur klassischen Unterspannbahn. Ansonsten ist der Unterschied nämlich nicht groß. Im Gegenteil: Mit einer diffusionsoffenen Unterdeckbahn lässt sich problemlos auch eine Unterspannung konstruieren. Und eine Unterspannung wird automatisch zur Unterdeckung, wenn sie eine flächige Unterlage erhält. Allerdings drohen Feuchtigkeitsprobleme, wenn die Bahnen nicht wasserdampfdurchlässig sind. Insofern kann eine Unterdeckbahn jederzeit eine Unterspannbahn ersetzen, während das umgekehrt nur eingeschränkt möglich ist.
Unterdächer
Bei besonders flach geneigten Steildächern kann die Regensicherheit oft nur durch Einbau eines Unterdaches garantiert werden. Diese Lösung ist noch sicherer als eine typische Unterdeckung, weil die verwendeten Dachbahnen so verlegt werden, dass sich eine absolut wasserdichte Fläche ergibt. Um das zu erreichen, werden die Bahnen im Überlappungsbereich miteinander verschweißt oder wasserdicht miteinander verklebt.
Wie bei Unterdeckungen erfordert auch das Unterdach eine flächige Unterlage, die zudem ausreichend tragfähig sein muss. Als Unterlage in Frage kommen neben festen Dachschalungen auch formstabile Dämmstoffe. Letzteres ist möglich, weil die Industrie mittlerweile moderne Unterdachbahnen anbietet, die gleichzeitig wasserdicht und diffusionsoffen sind.
Uneinheitliche Ausführungsregeln
Welche Zusatzmaßnahmen im Einzelfall vorgeschrieben sind, steht in den Fachregeln des ZVDH. Diese Regeln gelten aber nur für Deutschland. Das macht es besonders kompliziert für Handwerker oder Händler, die ihr Geschäft in Grenzgebieten betreiben. Für regensichernde Zusatzmaßnahmen gelten nämlich zum Beispiel unterschiedliche Regelwerke in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Der Dachziegelhersteller Erlus hat auf diese Situation reagiert und stellt seinen Kunden seit Mitte 2015 eine hilfreiche Technische Information zur Verfügung. Diese bietet für alle Erlus-Ziegel eine einheitliche, länderübergreifende Zuordnung von geeigneten regensichernden Zusatzmaßnahmen und wurde in Kooperation mit Premiumherstellern von Unterspannungen, Unterdeckungen und Unterdächern erarbeitet.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
freierjournalist@rolandgrimm.com
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