
Der Klassiker: Fußwarmer und wohngesunder Korkboden im Kinderzimmer.
Foto: HARO – Hamberger Flooring GmbH & Co. KG
Baustoff Kork: Vom Bodenbelag bis zum Dämmstoff
Im Baubereich kennt man Kork vor allem als Material für Bodenbeläge. Doch der Naturstoff kann viel mehr: Auch als Dämmstoff ist er vielfältig einsetzbar.
Kork ist Natur pur, denn das Material besteht aus der Rinde der Korkeiche. Um einen schnell nachwachsenden Rohstoff handelt es sich allerdings nicht: Nur alle neun bis elf Jahre kann nämlich die wertvolle Rinde vom Baumstamm geschält werden, dann folgt erst mal wieder eine Wachstums-Dekade. Schon deshalb ist die Verfügbarkeit des Rohstoffs begrenzt. Hinzu kommt, dass die Korkeiche nur in wenigen Erdregionen verbreitet ist. Sie wächst vor allem im Mittelmeerraum: in Südwest-Europa und Nordwestafrika. Etwa die Hälfte der Weltmarktproduktion stammt aus Portugal.
Verwendung
Fast 70 Prozent der weltweiten Korkernte wird später zur Herstellung von Verschlüssen für Wein- und Sektflaschen verwendet. Den „Korken“ kennt wohl jeder. Auch Sohlen für Hausschuhe sind häufig aus Kork. In der Baustoffindustrie ist das Baumrindenerzeugnis dagegen eher ein Nischenprodukt – auch deshalb, weil der begrenzt verfügbare Rohstoff relativ teuer ist. Im Wohnbereich ist Kork vor allem als Material für Bodenbeläge bekannt. Gerade dort gibt es aber eine große Konkurrenz an wesentlich billigeren Kunststoff-Alternativen (PVC/Vinyl). Was viele nicht wissen: Auch als Dämmstoff ist Kork gut geeignet – wenn auch hierzulande bisher nicht allzu weit verbreitet.
Vorteile von Korkböden
Als Bodenbelag vereint Kork viele Vorteile in einem Material. Kork-Fans schätzen die natürliche, erdige Optik und die Tatsache, dass sich der Boden weitaus wärmer anfühlt als beispielsweise Fliesen oder Laminat. So macht Barfußgehen in den eigenen vier Wänden mehr Spaß. Aber auch beim Begehen mit festem Schuhwerk überzeugt der Belag: Aufgrund seiner sehr guten Schalldämmeigenschaften werden laute Schrittgeräusche effizient unterdrückt. Das ist ein Segen auch für den Hausfrieden. Weiterhin sind Korkböden elastisch und daher rückenschonend, wärmedämmend, antistatisch und auch vom Heimwerker relativ einfach zu verlegen.
Einsatz als Dämmstoff

Lagerhalle mit Kork-Sichtfassade beim Holzfachhändler Zipse.
Foto: Zipse
Anders als in Deutschland ist es in Portugal bereits durchaus üblich, Kork auch als Dämmstoff einzusetzen – zum Beispiel für die Fassade. Sogar so genannte Sichtfassaden aus Korkplatten wurden bereits bei einigen Objekten realisiert. Bei diesen Gebäuden bildet der Dämmstoff zugleich die sichtbare Fassadenoberfläche – es erfolgt also kein abschließender Putzauftrag. Möglich ist das durch die Verwendung von besonders hoch verdichteten, wetterresistenten Korkplatten. Aber auch normaler Kork ist relativ wasserabweisend.
Sichtfassaden aus Kork sind natürlich auch ein guter Werbeträger für den Naturbaustoff. Und Werbung für neue Anwendungsfelder benötigt die Korkindustrie auch dringend. Schließlich wird der klassische Flaschenkorken seit Jahren immer mehr von Kunststoff-„Korken“ oder Schraubverschlüssen verdrängt. In Deutschland ist Kork als Dämmstoff allerdings noch weitgehend unbekannt. Zu den Vertriebspionieren hierzulande zählt der Holzfachhändler Zipse aus Kenzigen (Breisgau), der unter der eigenen Handelsmarke „Ziro“ neben Bodenprodukten auch Dämmkork vertreibt. Selbst Platten für Sichtfassaden hat Zipse im Angebot und damit bereits sein eigenes Lagergebäude gedämmt (siehe Foto).
Vielfältig einsetzbar
Dämmstoffe aus Kork sind im gesamten Gebäudebereich einsetzbar. Direkter Erdkontakt sollte aber vermieden werden. Außerdem sind die Platten – verglichen mit Mineralwolle – relativ steif und eignen sich daher nicht so gut für die Zwischensparrendämmung. Anbieter wie Zipse vermarkten den Naturbaustoff vor allem als interessante Alternative für die Fassade und die Aufsparrendämmung. Da Korkplatten hoch druckbelastbar sind, dienen sie zudem auch als Vibrationsdämmung für schwere Maschinen in der Industrie. Dafür wird das Material in Werkshallen einfach unterhalb des Estrich- oder Betonbodens verlegt.
Neben der Plattenware wird auch gemahlenes Korkschrot für Hohlraumdämmungen angeboten. Das grob gemahlene Korkschrot dient zugleich als Ausgangsstoff für die Herstellung der Platten. Unter Zufuhr von heißem Wasserdampf bläht sich das Material auf, wobei natürliches Baumharz freigeben wird. Das dient dann als natürliches Bindemittel für die Platten. Schließlich gibt es noch den so genannten Rollenkork, der aus 2 bis 10 mm dickem, gepresstem Korkgranulat besteht. Diese aufrollbare, teppichartige Ware wird häufig als Unterlage für die schwimmende Verlegung von Laminat und Parkett verwendet.
Positive Eigenschaften

Kork wird aus der Rinde der Korkeiche gefertigt.
Foto: Pixabay
Da Naturkork relativ teuer und als Rohstoff nur begrenzt verfügbar ist, hat das Material sicher kein Potenzial als Massendämmstoff. Aber als Nischenprodukt für umweltbewusste Bauherren könnten sich die Korkplatten schon etablieren. Schließlich bestehen sie aus nachwachsenden Rohstoffen und stehen für Wohngesundheit. Egal ob bei Bodenbelägen oder Dämmstoffen: Korkprodukte kommen ganz ohne künstliche Bindemittel oder sonstige chemische Zusätze aus. Selbst ihre Dämmwirkung ist größtenteils natürlich. Zwar wird der Rohstoff bei der Plattenherstellung in der Regel auch noch industriell expandiert, aber auch von Natur aus sind Korkrindenzellen bereits mit Luft gefüllt.
Schließlich schneidet Kork relativ gut beim Brandschutz gut ab. Im Brandfall entstehen keine giftigen Gase. Kork gilt zwar als „normal entflammbar“ (Brandschutzklasse B2), hemmt aber zugleich die Brandausbreitung. Tatsächlich überleben Korkeichen häufig Waldbrände, weil die Baumstämme durch ihre Rinde vor den Flammen geschützt werden.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
freierjournalist@rolandgrimm.com
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