
Moderne Wandschalungen im Rohbau. Foto: Meva
Woraus bestehen Betonschalungen?
Sollen Wände oder Decken auf der Baustelle aus Frischbeton gegossen werden, muss man zuvor passende Schalungen konstruieren. Diese Hohlformen sind nach der Geometrie des geplanten Bauteils gestaltet und setzen dem flüssigen Beton die gewünschten Grenzen. Konstruiert werden sie aus plattenförmigen Schalelementen, die sich modular zu jeder gewünschten Wand- oder Deckengröße zusammenfügen lassen. Wie diese formgebenden Elemente heutzutage aufgebaut sind, verrät unser Beitrag.
Normalerweise entfernt man Schalungen, wenn der Beton ausgehärtet ist. Ausnahme sind so genannte verlorene Schalungen, die dauerhaft im Bauwerk verbleiben. Doch das ist hier nicht Thema. In diesem Beitrag geht um klassische Schalungssysteme, die nach dem Trocknungsprozess entfernt und dann auch für weitere Betonarbeiten wiederverwendbar sind. Woraus bestehen solche Schalungen und wie sind sie aufgebaut?
Traggerüst und Schalungshaut

Die Schalung „Alu-Fix“ verfügt über ein Traggerüst aus Aluminium. Foto: Meva
Moderne Schalelemente für Wände und Decken bestehen in der Regel aus einem Traggerüst als Unterkonstruktion und der Schalungshaut, die direkten Betonkontakt hat. Das Traggerüst hat meist einen umlaufenden Rahmen sowie aussteifende Querverbindungen und trägt die Schalungshaut. Letztere beeinflusst die Oberflächenausbildung des Betons und verleiht ihr die gewünschte optische Struktur.
Traggerüst und Schalungshaut müssen nicht aus denselben Materialien bestehen. So verfügt zum Beispiel die leichte Handschalung „Alu-Fix“ des Herstellers Meva über ein Aluminiumgerüst, während die glatte Schalungshaut aus einer Kunststoffplatte besteht (siehe Fotos).
Die Traggerüste sind meist aus Stahl, Aluminium oder Kunststoff gefertigt. Für die Schalungshaut verwendet man traditionell Platten aus Holz oder Stahl, mittlerweile aber auch immer häufiger aus Kunststoff.
Schalungshaut und Betonoptik
Das Material der Schalungshaut beeinflusst auch die gewünschte Betonqualität. Kommen zum Beispiel saugende Holzbretter zum Einsatz, dann wird dem aushärtenden Beton mehr Wasser entzogen als bei einer nicht saugenden Schalungshaut aus Kunststoff, Metall oder oberflächenbehandeltem (und dadurch ebenfalls nicht saugendem) Holz. Das führt zu einer dichteren und zugleich dunkleren Betonoberfläche.
Und noch in anderer Weise beeinflusst das Material der Schalungshaut die Betonoptik. Schließlich hinterlässt die Struktur der Schalungshaut einen dauerhaft sichtbaren Abdruck auf der ausgeschalten Betonoberfläche. Bekanntestes Beispiel dafür ist die typische „Bretteroptik“, die bei der Verwendung von Holz als Schalungshaut entsteht. Bei Sichtbeton ist dies oft ein gewünschter Effekt. Für glatte Oberflächen eigenen sich dagegen eher Schalungen aus Metall oder Kunststoff.
Die beliebte Brettoptik lässt sich durch eine Brettplatte als Schalungshaut erzeugen. Diese wird aus einzelnen Holzbrettern zusammengefügt. Alternativ können auch großformatige Sperrholzplatten zum Einsatz kommen, in deren Oberfläche eine „Bretter“-Struktur eingepresst wurde. Auf diese Weise lassen sich natürlich auch viele andere Strukturen und Muster erzeugen.
Qualität lohnt sich

Blick auf eine glatte Schalungshaut aus Kunststoff. Foto: Meva
Auch das Material des Traggerüsts sollte man nicht einfach dem Zufall überlassen. Beim norddeutschen Fachhändler Schreiber Baumaschinen, der auch Schalungen verkauft und vermietet, weist man darauf hin, dass die Wahl des Materials auch eine Entscheidung über die Lebensdauer der Schalung sein kann.
Systeme mit Kunststoff-Traggerüst seien zwar besonders günstig in der Anschaffung, dafür aber auch vergleichsweise schadensanfällig. Dies führe zu hohen Entsorgungskosten schon nach verhältnismäßig kurzer Zeit. Außerdem würden bei Kunststoffprodukten im Schnitt deutlich mehr Verbindungselemente benötigt. „Zusammengefasst treiben diese Faktoren den Preis dann doch in die Höhe“, sagt Stefan Röben, Schalungsexperte bei Schreiber Baumaschinen.
Bei Schreiber empfiehlt man daher lieber Schalungen mit Metallgerüst. Der Käufer könne diese über Jahre hinweg auf diversen Baustellen immer wieder einsetzen. Aber auch wer die Schalung nur mietet, profitiere von der höheren Stabilität, weil sich die Schalung auf einer Baustelle problemlos für mehrere Betoniertakte einsetzen lasse.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
freierjournalist@rolandgrimm.com
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