
Typische Metallfassade aus Trapezprofilen.
Foto: lichtkunst.73 / www.pixelio.de
Metallbau: Trapezprofile für Dach und Fassade
Vor allem im Industrie- und Hallenbau kommen für Dacheindeckungen und Fassadenverkleidungen häufig Metall-Bauteile zum Einsatz. Klassiker sind so genannte Trapezprofile aus Stahl- oder Aluminiumblech.
Trapezprofile heißen so wegen ihrer Form. Im Querschnitt betrachtet, erinnert die Faltung der Bleche an die geometrische Figur eines Trapezes (siehe Grafik). Ein Trapez ist bekanntlich ein Viereck, bei dem zwei der gegenüberliegenden Seiten parallel zueinander verlaufen. Bei den Trapezprofilen im Bauwesen muss man sich die eine parallele Seite des Vierecks freilich hinzudenken, denn die Bleche sind auf ihrer Unterseite ja eigentlich „offen“.
Tragfähige Form
Natürlich stellt sich die Frage, warum man bei der Herstellung überhaupt den Aufwand betreibt, Stahl- oder Aluminiumbleche so zu verformen, dass die Trapez-Optik entsteht. Wäre es nicht viel einfacher, Dächer und Fassaden mit flachen Blechen zu bekleiden? Ohne die Verformung würde man schließlich sogar Material sparen! Die kantigen Trapeze mögen ja vielleicht imposanter aussehen und interessantere Licht-Schatten-Effekte hervorrufen. Aber ist das eine ausreichende Begründung?
Natürlich nicht. Der wahre Grund für die Verformung ist ein anderer: Die Profile erhalten dadurch verbesserte physikalische Eigenschaften – vor allem sind sie deutlich tragfähiger als flache Bleche. Wenn man flächige Materialien so verformt, dass sich höher und tiefer gelegene Abschnitte abwechseln, können sie größere Lasten tragen, ohne sich zu verformen. Dasselbe Prinzip finden wir übrigens auch bei den gerundeten Wellblechen. Gerade auf Flachdächern, wo man unter anderem mit hohen Schneelasten rechnen muss, ist eine hohe Tragfähigkeit natürlich wichtig. Das ermöglicht deutlich größere Spannweiten bei der Unterkonstruktion der Trapezprofile. Der Abstand zwischen den Auflagern kann größer gewählt werden, wodurch sich Zeit und Materialkosten sparen lassen.
Größen und Maße
Die erhöhten Stellen des Trapezprofils bezeichnet man als Stege, die tiefen Bereiche dagegen als Sicken. Auch für Mitarbeiter im Baustoff-Fachhandel ist es hilfreich, diese Begriffe zu kennen, da sie bei der Produktbezeichnung eine Rolle spielen. Die Bleche werden nämlich mit speziellen Ziffer-Kombinationen gekennzeichnet – beispielsweise 100/275. Dabei steht die erste Ziffer für die Profilhöhe (100 mm) und die zweite für den Sickenabstand (275 mm). Manchmal wird auch noch zusätzlich die Blechdicke angegeben. Diese variiert bei Trapezprofilen in der Regel zwischen 0,3 und 1,5 mm.
Die Industrie bietet Trapezprofilbleche in unterschiedlichsten Größen. Üblich sind Breiten bis zu über einem Meter und Längen bis zu zwölf Meter – auf Anfrage auch mehr. Typische Maße für die Profilhöhe liegen zwischen 10 und 165 mm. Je höher das Trapezprofil geformt ist und je dicker das gewählte Metallblech, umso tragfähiger wird das Bauteil. Je nach Tragfähigkeit lassen sich mit Trapezprofilen Spannbreiten bis zu neun Metern zwischen den Auflagern der Unterkonstruktion realisieren.
Woraus bestehen Trapezprofile?

Trapezprofil mit einer Höhe von 100 mm, einem Sickenabstand von 275 mm und einer Breite von 825 mm.
In der Regel werden Trapezprofile aus Stahl- oder Aluminiumbändern gefertigt. Zum Schutz vor Korrosion und aggressiven Umweltstoffen erhalten die Bleche bereits werkseitig eine Oberflächenbehandlung. Bei Stahlprofilen wird – wie im Außenbereich allgemein üblich – auf jeden Fall eine Zinklegierung vorgenommen. Weitere Schutzmaßnahmen sind normalerweise Lackschichten in unterschiedlichsten Farben oder auch Beschichtungen mit speziellen Kunststofffolien. Auch Trapezprofile aus Aluminium werden oft farbbeschichtet und erhalten damit eine zusätzliche Schutzschicht. Häufig wird aber auch eloxiertes Aluminium verwendet, das dank einer speziellen Behandlung eine besonders harte Oberfläche aufweist.
Einsatzgebiete
Trapezprofile kommen im Industrie- und Hallenbau häufig zum Einsatz, weil man mit ihnen relativ kostengünstige und zudem sehr leichte Dach- und Fassadenkonstruktionen realisieren kann. Und das bei raschem Baufortschritt, vor allem wenn großvolumige Bleche verwendet werden.
Der Vorteil des geringen Gewichts ist vor allem bei Sanierungen oft entscheidend. So lassen sich zusätzlich Dämmstoffe einbauen, ohne dass die Tragfähigkeit des Dachstuhls überstrapaziert wird. Für solche Fälle verwendet man doppelschalige Trapezblech-Konstruktionen: außen ein wetterfestes Aluminiumblech, darunter ein tragendes Stahltrapezprofil und dazwischen Dämmstoff sowie Folienabdichtung. Ein weiteres typisches Einsatzgebiet für Trapezprofile sind äußere Bekleidungen für vorgehängte hinterlüftete Fassaden (VHF) oder für Kassettenwände.
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Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
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