
Kompakte Gasetagenheizung in einer Mietwohnung. Foto: baustoffwissen.de
Heizungssysteme: Der Wärmemarkt im Überblick
Erdgas ist in Deutschland nach wie vor die klare Nummer eins bei den Energieträgern für Wohnungsheizungen. Aber es gibt auch viele andere Heizungssysteme. Insbesondere durch den Trend zu regenerativen Brennstoffen ist der Wärmemarkt in den letzten Jahren noch vielfältiger geworden – und unübersichtlicher. Unser Fachwissen-Beitrag bietet einen kurzen Angebotsüberblick.
Nach Angaben des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) wurde 2013 in Deutschland fast die Hälfte der rund 40 Millionen Bestandsgebäude im Wohnbereich (49,2%) mit Erdgas beheizt. Und das wird wohl auch noch länger so bleiben, denn auch bei den Wohnungsneubauten des ersten Halbjahres 2014 setzen die Bauherren in 49,4% aller Fälle auf eine Erdgasheizung.
Anteile der Energieträger
Bei den anderen Energieträgern sind die Unterschiede zwischen Bestand und Neubau deutlich größer. Während Ölheizungen im Bestand weiterhin auf Platz zwei liegen (28,8%), spielen sie bei den Neubauten nur noch eine verschwindend geringe Rolle (0,7%). Dagegen werden mittlerweile 20,3% der Wohn-Neubauten über Wärmepumpen beheizt: also mit Umweltwärme aus Erdreich, Grundwasser oder Außenluft. Im Bestand sind die Zahlen noch nicht so hoch. Wärmepumpen kommen hier bisher nur auf einen Anteil von 6,1% und liegen damit gleichauf mit den Nachtspeicherheizungen.
Doch bei den Wärmepumpen ist die Tendenz ansteigend, während die mit Strom betriebenen Nachtspeicherheizungen nach den Zahlen des BDEW im Neubau nur noch einen Anteil von 0,5% ausmachen. Dagegen ist das Heizen mit Holz seit einiger Zeit wieder auf dem Vormarsch. Im ersten Halbjahr 2014 verfügten bereits 6,8% aller Neubauten über moderne Holz- oder Pellet-Heizungen.
Nachtspeicherheizungen

Brennwertkessel mit Warmwasserspeicher und angeschlossener Solarthermie-Anlage. Grafiken: Bosch Thermotechnik GmbH, Buderus Deutschland
Der Niedergang der Nachtspeicherheizungen verwundert nicht. Ohnehin gehörten diese angesichts ihrer häufig extrem „trägen Reaktionszeit“ noch nie zu den Lieblingsheizungen der Deutschen. Hat man eine solche Heizung längere Zeit nicht benutzt und dreht sie dann wieder auf, kann man unter Umständen lange warten, bis es warm wird. Schließlich wird der Wärmespeicher stets nur in der Nacht aufgeladen. Immerhin waren die Betriebskosten der Technik lange Zeit vergleichsweise günstig. Doch das hat sich mittlerweile geändert: Gestiegene Stromkosten – auch in den Nachtstunden – haben dieser Heizungsvariante weitgehend die Existenzberechtigung entzogen.
Fern- und Nahwärme

Heizen mit Holz ist wieder im Trend. Foto: Schiedel
Wachsend ist der Anteil der Wohnungsheizungen, die mit Fernwärme betrieben werden: Im Gebäudebestand waren es 2014 immerhin 12,9%, bei den Neubauten sogar bereits 20,1%. Fernwärme bedeutet, dass die Wärme nicht in den Wohnhäusern selbst über eine eigene Heizung erzeugt wird. Stattdessen nutzt man Wärme aus zentralen Heizkraftwerken oder auch Prozessabwärme aus Industrieanlagen. Diese Energie wird in Form von heißem Wasser über Rohre in die Wohngebäude geleitet.
Fernwärme ist nicht auf einen bestimmten Energieträger festgelegt. Bisher dominieren in den Heizkraftwerken aber die fossilen Brennstoffe Öl, Gas und Kohle. Und auch Wärme aus der Müllverbrennung kommt zum Einsatz. Grundsätzlich funktioniert das Prinzip aber auch mit Biomasse, Pellets oder Holz-Hackschnitzeln. Diese regenerativen Wärmequellen werden heute vor allem in räumlich kleineren Wärmeverbundnetzen eingesetzt – also dort, wo der Ort der Energieerzeugung und die belieferten Wohneinheiten relativ nah beieinander liegen. Bei solchen Nahwärme-Konzepten kommen die grünen Brennstoffe meist als Kraftstoff zum Antrieb eines lokalen Blockheizkraftwerkes zum Einsatz. Eine solche Anlage produziert sowohl Strom als auch Abwärme, die für Heizzwecke genutzt werden kann.
Einzel- oder Zentralheizung
Es ist noch gar nicht so lange her, dass die Menschen in Deutschland ihr Heim überwiegend mit kleinen Öfen erwärmt haben, die direkt in den Wohnungen standen. Solche dezentralen Einzelheizungen wurden früher mit Festbrennstoffen wie Holz oder Kohle befeuert, nach dem zweiten Weltkrieg kamen dann zunehmend Öl- und Gasheizungen zum Einsatz. Doch auch diese erzeugten die Wärme meist noch direkt in der Wohnstube. Erst seit den 1970er-Jahren begann der Siegeszug der Zentralheizung. Heute verfügen zumindest Ein- und Zweifamilienhäuser meist über eine zentrale Heizung im Keller, die alle Wohnungsräume mit Wärme versorgt. In den einzelnen Wohnungen selbst befinden sich nur noch die Heizkörper, in die das erwärmte Wasser aus dem Heizungskeller fließt.
Bei der Zentralheizung handelt es sich in der Regel um einen Heizkessel, in dem durch Verbrennung von Energieträgern Heizwasser erwärmt wird. Als Brennstoff kamen früher nur Gas, Öl oder Koks in Frage. Doch moderne Heizkessel – so genannte Brennwertkessel – lassen sich auch mit Holz, Pellets oder sonstiger Biomasse beheizen. Außerdem kann man solche Brennwertkessel auch mit einer Solarthermie-Anlage kombinieren, die das Gebäude bei Sonnenschein besonders kostengünstig mit Wärme versorgt. Die Energieeinsparverordnung EnEV 2014 schreibt übrigens vor, dass veraltete Öl- und Gaskessel, die bis 1985 eingebaut wurden, in diesem Jahr (2015) endgültig durch energiesparendere Heizungen ausgetauscht werden müssen.
Die zunehmende Ausbreitung der Zentralheizung bedeutet allerdings nicht, dass die Einzelheizung keine Zukunft mehr hat. Vor allem im Mietwohnungsbau spielt sie auch heute noch eine große Rolle – allerdings nicht als Öl- oder Koksofen, sondern als moderne Gasetagenheizung. Hier haben sich vor allem kompakte Kombithermen durchgesetzt, die man in der Wohnung an die Wand hängen kann und die neben Heizungswasser auch das sonstige Warmwasser für den Hausgebrauch bereitstellen. Dabei wird das Wasser meist bedarfsgerecht nach dem Durchlaufprinzip erwärmt. Auf Wasser-Pufferspeicher, wie im Heizungskeller, verzichtet man aus Platzgründen.
Brennwertkessel
Die moderne Brennwerttechnik wurde in den 1980er-Jahren entwickelt und gilt heute als Stand der Technik. Gegenüber älteren Gas- oder Öl-Heizkesseln punkten Brennwertkessel vor allem mit einer höheren Effizienz. Das gelingt den Heizungen, weil sie nicht nur die normale Verbrennungswärme nutzen, sondern auch noch Wärmenergie aus den Abgasen herausziehen. Bei einem Brennwertkessel werden die Verbrennungsabgase, die sonst ungehindert aus dem Schornstein strömen, vorher abgekühlt. Dadurch kondensiert der in den Abgasen enthaltene Wasserdampf. Bei diesem Vorgang wird zusätzliche Wärme frei, die ebenfalls in das Heizsystem eingespeist wird. Aus einer gegebenen Menge Brennstoff – zum Beispiel Erdgas – holt die Brennwerttechnik also mehr Wärmeenergie heraus als herkömmliche Heizkessel.