Eine moderne Bürogebäudeanlage bei Nacht, umgeben von Bäumen und einer Straße im Vordergrund.
Das Projekt in Stuttgart-Vaihingen ist das erste baden-württembergische Bauvorhaben nach dem Prinzip des Gebäudetyps E. (Quelle: Drees & Sommer)

Aktuell 2025-05-12T07:00:00Z Drees & Sommer plant Gebäudetyp-E-Neubau

Der in den letzten Jahren vieldiskutierte Gebäudetyp E ist baurechtlich bislang noch gar nicht eingeführt. Gleichwohl wird das einfache Bauen bereits in einigen Praxisprojekten erprobt. Das erste derartige Bauvorhaben in Baden-Württemberg wird nun am Firmenhauptsitz des Beratungsunternehmens Drees & Sommer in Stuttgart-Vaihingen umgesetzt..

Wofür der Gebäudetyp E inhaltlich steht, ist im Verlauf des letzten Jahres klarer geworden. Die alte Ampelregierung hatte im Juli 2024 zunächst die „Leitlinie und Prozessempfehlung Gebäudetyp E“ veröffentlicht. Sie enthält Hinweise, wie sich Architekten- und Bauverträge so formulieren lassen, dass ein einfacheres (und damit auch kostengünstigeres) Bauen rechtssicher möglich ist, ohne dass Planer und Bauausführende später einem Haftungsrisiko wegen vermeintlicher Baumängel ausgesetzt sind. Mehr dazu im BaustoffWissen-Beitrag „Gebäudetyp E: Was steht in der Leitlinie?“.

Im November hatte die alte Bundesregierung dann sogar noch ein Gebäudetyp-E-Gesetz beschlossen, das aus den bekannten Gründen aber nicht mehr parlamentarisch verabschiedet werden konnte. Tot ist das Thema damit aber keineswegs. Die neue schwarz-rote Bundesregierung bekennt sich in ihrem Koalitionsvertrag zum Gebäudetyp E. Sie will ihn zivilrechtlich durch eine „gesetzliche Verknüpfung mit den technischen Baubestimmungen der Länder“ ermöglichen.

Bauherr und Nutzer in einem

Ungeachtet des noch nicht abgeschlossenen baurechtlichen Einführungsprozesses wurden in den vergangenen Jahren bereits ein paar Bauprojekte mit ausdrücklichem Bezug zum Konzept des Gebäudetyps E in die Praxis umgesetzt – vor allem in Hamburg und Schleswig-Holstein. Jetzt zieht der Süden nach.

Zwei Männer in Anzügen unterhalten sich auf einer Messe.
Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper (l.) und Dreso-Vorstand Steffen Szeidl sprachen auch auf der letzten Messe Expo Real über das Pilotvorhaben. (Quelle: Drees & Sommer)

Das geplante Projekt in Stuttgart-Vaihingen ist laut Drees & Sommer (Dreso) das erste Bauvorhaben in Baden-Württemberg nach dem Prinzip des Gebäudetyps E. Nach Angaben des auf Bau-, Immobilien- und Infrastrukturprojekte spezialisierten Beratungsunternehmens handelt es sich sogar um den deutschlandweit bislang größten Bürokomplex, bei dem der Ansatz des einfachen Bauens verfolgt wird.

Für das Pilotvorhaben erfüllt Dreso gute Voraussetzungen. „Beim neuen Bürogebäude sind wir Bauherr, Planer und späterer Nutzer in einem“, erläutert Vorstand Steffen Szeidl. „Das ist für den Gebäudetyp E eine ideale Ausgangslage. Mit dem Neubau wollen wir demonstrieren, was beim ökologischen Bauen machbar und wirtschaftlich ist. Durch unsere Dreifachrolle im Projekt entfallen langwierige Abstimmungsprozesse, aber auch Haftungsfragen, die sich beim Gebäudetyp E ergeben, wenn auf neue Lösungen gesetzt wird.“

Beispielhaftes Pilotvorhaben

„Die Erfahrungswerte aus dem Pilotprojekt sollen auch andere Bauherren und Planer nutzen, um das Bauen in Stuttgart zu vereinfachen und zu beschleunigen“, ergänzt Peter Pätzold, Bau- und Umweltbürgermeister der Landeshauptstadt Stuttgart.

Der Gebäudetyp E soll es möglich machen, von vielen Standards und Vorschriften im Baubereich abweichen zu können. Peter Pätzold: „Was ursprünglich Sicherheit und Qualität gewährleisten sollte, ist aus den Fugen geraten. Ein Dickicht an Bauvorschriften und -standards ist oft mehr hinderlich als hilfreich und lässt wenig Freiraum für innovative Ansätze beim bezahlbaren und klimafreundlichen Bauen“.

Das geplante neue Bürogebäude von Dreso trägt den Namen „The New 22“. Für den allerersten Gebäudeentwurf traten zunächst mehrere Planungsteams in einem internen Architekturwettbewerb gegeneinander an. Für Mitarbeitende und Gäste soll es einen flexibel nutzbaren, modernen Veranstaltungsbereich und eine neue Cafeteria geben. In den Obergeschossen entstehen Büroflächen und Arbeitsplätze.

Das Baufeld ist aufgrund der Anschlussbebauungen detailliert vorgegeben. „Unser Neubau liegt inmitten des Dreso-Campus“, erläutert Thomas Berner, Projektleiter für das Bauvorhaben. „Ziel ist, dass er sich inhaltlich und städtebaulich mit den bestehenden Gebäuden verbindet. Derzeit befinden wir uns im engen Austausch mit dem Baurechtsamt, was sich innovativ realisieren lässt. Wenn alles steht, veröffentlichen wir die Details.“

Baustoff-Fachwissen verständlich erklärt: Jetzt Newsletter abonnieren!

Der BaustoffWissen-Newsletter bringt Sie thematisch immer auf den neuesten Stand. Sie erhalten die Branchen-News dann zwei Mal monatlich.

zuletzt editiert am 08. Mai 2025