Ein Raum im Innenausbau mit sichtbaren Kabeln, Kartons und unfertigen Wänden.
Einsatz der Klimapaneele bei einem Dachgeschossausbau. (Quelle: Abaton)

Haustechnik 2025-07-22T07:00:00Z Flächenkühlung mit Feuchtepuffer

Abaton hat ein neuartiges Flächenkühlsystem entwickelt, das nach Angaben des Wiener Start-ups das Tauwasserproblem bei Kühldecken löst und zudem im Schnitt auch noch 30 % weniger Energie verbrauchen soll. Die mörtelhaltigen Abaton-Paneele wirken als Feuchtigkeitspuffer und entlasten so die Lüftungsanlage oder machen sie sogar komplett überflüssig. Preislich ist das System laut Hersteller mit einer herkömmlichen Gipskarton-Klimadecke vergleichbar.

Zur Flächenkühlung verwendet man in der Regel Deckenelemente (seltener auch Wandelemente) aus Gipskarton oder Metall, die mit wasserführenden Rohren durchzogen sind. Fließt kaltes Wasser hindurch, kühlt sich ihre Oberfläche ab, was wiederum dazu führt, dass dem Raum Wärme entzogen wird. Das ist energiesparender als das Gebäude ausschließlich über eine klassische Lüftungsanlage mit Ventilator zu kühlen. Außerdem erzeugt die Flächenkühlung weder Zugluft noch Geräusche. Meist werden die Systeme heute übrigens als so genannte Klimadecken realisiert – das heißt, man kann mit ihnen auch heizen, wenn man warmes, statt heißes Wasser durch die Rohre fließen lässt.

Poröser Feuchtepuffer

Auch die neuartigen Abaton-Paneele werden meist für Klimadecken genutzt und funktionieren auch grundsätzlich so. Sie sind mit Wasserohren ausgestattet und können sowohl zum Kühlen als auch zum Heizen verwendet werden. Außerdem erfüllen sie Funktionen einer Akustikdecke. Die Paneele sorgen nämlich für eine geringere Nachhallzeit, indem sie Schall absorbieren.

Zwei lachende Männer in schwarzer Kleidung stehen in einem hellen Raum.
Maximilian Gruber (Technischer Leiter) und Geschäftsführer Benedikt Goehmann (l.) sind die Köpfe des Start-ups. (Quelle: Abaton)

Anders als bei herkömmlichen Klimadecken besteht die raumseitige Oberfläche der Abaton-Paneele aber aus einer speziellen Mörtelschicht, die unzählige Luftporen und Kapillarporen im Nanometer- bis Mikrometerbereich enthält. Der rein mineralische Mörtel kann dadurch große Mengen Raumluftfeuchtigkeit zwischenpuffern und bei Bedarf wieder an die Raumluft abgeben.

Durch die Feuchtepuffer-Eigenschaft löst die Abaton-Flächenkühlung auf energiesparende Weise ein grundsätzliches Problem herkömmlicher Flächenkühlungen. Diese lassen sich nämlich in vielen Gebäuden nicht ohne zusätzliche Lüftungstechnik einsetzen, da sie mit erhöhter Luftfeuchtigkeit nicht umgehen können. Wenn traditionelle Kühlflächen das tun, was sie tun sollen – nämlich kühlen –, dann bildet sich an ihrer Oberfläche schnell Tauwasser. Daher sind oft zusätzlich Lüftungsanlagen notwendig, um die Luft zu trocknen. Sonst tropft es irgendwann von der Zimmerdecke, oder – schlimmer noch – es beginnt zu schimmeln.

Mehrschichtiger Aufbau

Bei den Abaton-Paneelen dagegen soll es kein Tauwasser-Problem mehr geben. Ihre spezielle Porenstruktur verschiebt laut Hersteller die Kondensationsebene des Wasserdampfs aus der Raumluft von der Oberfläche in das Innere des Bauteils. Zur Kondensation kommt es erst im Inneren des Mörtels. Dort werde das Flüssigwasser schadensfrei in den Materialporen gepuffert und erst bei abnehmender Raumluftfeuchtigkeit wieder abgegeben.

Neben der raumseitigen Mörtelschicht besteht das Paneel aus einer Kork- oder XPS-Dämmung auf der Rückseite. Im Paneel-Kern befinden sich Kühl-/Heizrohre aus Kunststoff (PP), die ober- und unterseitig durch ein Bewehrungsgitter aus recyceltem Glas eingefasst sind.

Die mineralische Oberfläche der Raumkühlungs-Paneele bleibt laut Abaton immer trocken. Technische Hilfsmittel wie elektrische Taupunktwächter sind deshalb unnötig. Lüftungstechnik kann reduziert oder sogar ganz eingespart werden. Eine Klimaanlage muss auf jeden Fall deutlich geringere Mengen an feuchter Luft umwälzen, da die Paneele bereits einen Teil dieses Jobs erledigen.

Verdampfen und Ablüften

Die im Mörtel gespeicherte Feuchtigkeit entweicht in der Regel wieder in der Nacht. Zum einen, weil dann auch im Sommer die Raumluftfeuchtigkeit ausreichend gesunken ist, zum anderen, weil man Abaton-Klimapaneele in der Regel so einstellt, dass sie nachts mit Temperaturen über dem Taupunkt laufen. Dadurch verdampft das in der Kühldecke gespeicherte Wasser wieder und wird an die Raumluft abgegeben. Abaton empfiehlt eine ein- bis zweistündige Nachtlüftung, um die Feuchtigkeit effektiv abzulüften.

Sanierung des Europäischen Patentamts in Wien.
Zu den namhaften Referenzobjekten gehört die Sanierung des Europäischen Patentamts in Wien. (Quelle: Anna Arnet)

Abaton beschreibt sein poröses Paneel-Material als regelrechte „Verdampfungsmaschine“, die das gepufferte Flüssigwasser in Form von Wasserdampf mit hoher Geschwindigkeit wieder an die Raumluft abgebe. Durch die Pufferfunktion übernehme das Paneel Funktionen, für die bei konventionellen Flächenkühlungen die Lüftungsanlage zuständig ist. Es trägt zudem dazu bei, dass es im Raum auch bei hoher Luftfeuchtigkeit nicht dauerhaft schwül und unbehaglich bleibt.

Luftentfeuchtung durch ventilatorbetriebene Lüftungstechnik macht nach Angaben von Abaton bei herkömmlichen Flächenkühlungen einen großen Anteil der eingesetzten Energie aus. Für seine eigenen Kühlpaneele verspricht Abaton dagegen im Schnitt 30 % Energieeinsparung im Vergleich zu konventionellen Kühldecken mit herkömmlichen Lüftungsanlagen.

Da klassische Lüftungstechnik viel Platz beansprucht, ist sie bei Sanierungen in Bestandsgebäuden mitunter gar nicht realisierbar. Das macht dann herkömmliche Flächenkühlungen ebenfalls unmöglich. Mit den Abaton-Paneelen winken bei solchen Objekten nun neue Möglichkeiten.

Lüftungsanlage notwendig?

Abaton-Paneele entlasten die Lüftungsanlage beim Entfeuchten der Raumluft. Aber können sie ventilatorbetriebene Lüftungstechnik auch komplett ersetzen? Grundsätzlich schon. Allerdings kann man mit den Paneelen deutlich mehr Wasser zwischenpuffern, wenn zusätzlich eine Lüftung installiert ist. Ohne Lüftung dagegen ist bei der Dimensionierung der Flächenkühlung darauf zu achten, dass die Paneele nur so viel Wasser einlagern, wie sie nachts per Fensterlüftung auch wieder abführen können.

Nach Angaben von Abaton können die Paneele in moderaten Klimazonen die Kühllast durchaus auch ohne mechanische Lüftungsanlage abdecken. Die Luftfeuchtigkeit würde dann an den meisten Kühltagen nicht über die Behaglichkeitsgrenze steigen. Soll die Behaglichkeitsgrenze allerdings an 100 % der Kühltage eingehalten werden, sei dagegen fast immer eine Lüftungsanlage zu installieren.

Referenzobjekte

Für seine Flächenkühlungstechnik kann Abaton bereits einige namhafte Referenzprojekte vorweisen. Die Paneele kamen unter anderem bei der Sanierung des Europäischen Patentamts in Wien, beim Neubau des Wiener Pratermuseums und bei der Sanierung des Braunschweiger Landesmuseums zum Einsatz.

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Dass unter den genannten Objekten gleich zwei Museen sind, ist natürlich kein Zufall. Die Paneele helfen schließlich, die für Museen notwendigen konservatorischen Standards im Bereich des Raumklimas auf vergleichsweise nachhaltige Weise einzuhalten. Mit ihrer an Sichtbeton erinnernden Optik passen die Deckenelemente zudem gut zur typischen Anmutung modernen Museen.

Auf Wunsch können die Paneele übrigens auch gestrichen und/oder fugenlos verspachtelt werden. Um ihre Dampfdurchlässigkeit nicht zu gefährden, sollte man dafür aber nur offenporige Beschichtungen verwenden. Abaton empfiehlt mineralische Kalkglätte und Kalkfarbe.

In öffentlichen Gebäuden wie Museen wird das Abaton-Paneel in der Regel mit zusätzlicher Lüftungstechnik kombiniert. Beim Wohn- und Bürobau ist das dagegen nicht zwingend der Fall. Bei der Sanierung der Büroräume in einem Wiener Gründerzeitgebäude wurde beispielsweise eine Abaton-Deckenlösung zum Heizen und Kühlen verwirklicht, die ganz ohne Lüftung oder andere Zusatzsysteme auskommt.

zuletzt editiert am 15. Juli 2025