
Der duale Ausbildungsberuf Fachinformatiker/-in genießt ein besonders hohes Ansehen. Foto: Pixabay
Studie: Ansehen dualer Ausbildungsberufe
Das Bundesinstitut für Berufsbildung hat erste Ergebnisse einer Studie zum Image von dualen Ausbildungsberufen in Deutschland veröffentlicht. Sie offenbart zum Teil deutliche Unterschiede im Ansehen der unterschiedlichen Berufe. Erfreulich: Die im Baustoff-Fachhandel weit verbreitete Ausbildung zum Kaufmann/-frau im Groß- und Außenhandel genießt offenbar eine hohe gesellschaftliche Anerkennung.
Die Ergebnisse sind Teil des noch laufenden Forschungsprojekts „Berufe in Deutschland: Gesellschaftliche Wahrnehmung und Persönlichkeitseigenschaften“, das vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) gemeinsam mit der Technischen Universität Braunschweig durchgeführt wird.
Die nun veröffentlichten ersten Ergebnisse basieren auf einer Befragung von rund 9.000 in Deutschland lebenden Personen ab 15 Jahren, die zwischen Oktober 2017 und Mai 2018 erfolgte. Die Befragten erhielten eine Zufallsauswahl aus insgesamt 402 Berufen und mussten angeben, welches Ansehen die ausgewählten Berufe ihrer Meinung nach in Deutschland haben. Die Bewertung erfolgte auf einer Skala von 0 (sehr gering) bis 10 (sehr hoch). Insgesamt wurde jeder der 402 Berufe von mehr als 100 Befragten bewertet.
Deutliche Unterschiede
Die Studie zeigt, dass sich das gesellschaftliche Ansehen dualer Ausbildungsberufe zum Teil deutlich unterscheidet. Einige werden im Ansehen ähnlich hoch eingeschätzt wie Berufe, für die in der Regel ein Hochschulstudium erforderlich ist. Das gilt zum Beispiel für die dualen Ausbildungen Fachinformatiker/-in und Mechatroniker/-in. Andere Berufe haben dagegen ein deutlich schlechteres Image – beispielsweise Telefonisten, Imbissverkäufer und Verkaufshilfen.
„Das Image von Berufen spielt eine entscheidende Rolle bei der Berufsorientierung und Berufswahl, und es beeinflusst Stellenbesetzungsprozesse am Ausbildungs- und Arbeitsmarkt“, betont BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser. Für Berufe mit eher geringem Ansehen haben die Betriebe in der Regel größere Probleme, freie Ausbildungsplätze zu besetzen. Auf der anderen Seite gibt es aber auch unter den 25 beliebtesten Ausbildungen, die also von jungen Menschen in Deutschland am häufigsten durchgeführt werden, noch relativ große Image-Unterschiede (siehe Grafik).
Spitzenreiter und Schlusslicht

Die Grafik illustriert das Ansehen der 25 am stärksten besetzten Ausbildungsberufe (Stand: 2017). Grafik: BIBB
Besonders hoch angesehen sind den Ergebnissen zufolge die Ausbildungsberufe Fachinformatiker/-in und Mechatroniker/-in, die beide auf eine durchschnittliche Bewertung von über 7 kommen. Deutlich schlechter schneidet dagegen der Beruf Fachkraft für Lagerlogistik ab, der zum Beispiel im Lagerbereich von Baustoff-Fachhändlern gelehrt wird und nur auf einen Durchschnittswert von rund 5 kommt. Die schlechteste Imagebewertung unter den 25 am stärksten besetzen Ausbildungen erhielt der Beruf Verkäufer/in mit einem Durchschnittwert von rund 4.
Als Vergleichswert zeigt die Grafik auch die durchschnittliche Bewertung für das Ansehen einfacher Anlern- und Helfertätigkeiten. Gemeint sind Tätigkeiten, die keine abgeschlossene Berufsausbildung voraussetzen. Der Durchschnittswert liegt hier bei 4,4 und wird durch die horizontale rote Linie symbolisiert. Wie die Grafik zeigt, schätzen die Befragten das Image des Berufs Verkäufer/in sogar geringer ein als das von einfachen Helfertätigkeiten. Alle anderen Berufe aus der 25er-Liste liegen beim Image über dem Wert 4,4 – Köche/Köchinnen allerdings nur geringfügig.
Großhandelskaufleute mit gutem Image
Deutlich besser ist dagegen das Ansehen der Kaufleute im Groß- und Außenhandel. Dieser Beruf erreichte bei der Befragung einen Durchschnittwert von über 6 und liegt damit unter den 25 beliebtesten Berufen auf Platz sieben bei der Imagebewertung. Vielleicht etwas überraschend ist die Platzierung des Berufes Maler/-innen und Lackierer/-innen. Diese liegen beim Ansehen sogar noch einen Rang vor den Kaufleuten im Groß- und Außenhandel (siehe Grafik).
Weitere Projektziele
Das BIBB will in den weiteren Forschungsarbeiten des noch laufenden Projekts untersuchen, welche Faktoren überhaupt dazu führen, dass Berufe von der Bevölkerung höher oder weniger hoch angesehen werden. Dabei soll unter anderem die Rolle des Alters, des Geschlechts oder des Bildungsabschlusses der Befragten für deren Beurteilung des Ansehens von Berufen untersucht werden. Aber auch Attraktivitäts-Faktoren wie die Einkommenshöhe, Arbeitsplatzbelastungen, Arbeitsplatzsicherheit und Vereinbarkeit des Berufs mit Familie und Privatleben werden berücksichtigt.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
freierjournalist@rolandgrimm.com
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