
Gas- und wasserdichter Anschlusstrichter für Rohrdurchführungen. Grafik: Hauff Technik
Gebäudeabdichtung: Schutz vor Radon
Radon ist ein radioaktives Edelgas, das in Gesteinen des Erdreichs natürlich vorkommt – auch in Deutschland. In Gegenden mit hoher Radonkonzentration in der Bodenluft besteht die Gefahr, dass sich das Gas durch undichte Stellen in erdberührten Gebäudeteilen auch im Haus so stark ansammelt, dass es für Menschen eine gesundheitliche Gefahr darstellt. Diese lässt sich durch Abdichtungsmaßnahmen aber eindämmen. Ganz allgemein kann man sagen, dass Maßnahmen, die gegen Feuchtigkeit wirken, auch gut vor Radon schützen.
Das unsichtbare, geruchs- und geschmacksneutrale Gas Radon entsteht beim Zerfall von Uran und Radium – zwei Elementen, die praktisch in allen Gesteinen natürlich vorkommen. Nach Angaben des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) liegt in deutschen Wohnräumen die Radonkonzentration im Jahresmittel bei durchschnittlich 50 Becquerel pro Kubikmeter (Bq/m3). In Gegenden mit hoher Radonkonzentration im Bodenreich kann der Wert aber weitaus höher sein. Das deutsche Strahlenschutzgesetz empfiehlt bauliche Schutzmaßnahmen, wenn in Gebäuden ein Wert von 300 Bq/m3 überschritten wird.
Radonkonzentration in Deutschland

Rechteckaussparungen bei Rohrdurchführungen sind nicht radondicht. Foto: Hauff Technik
Im Süden Deutschlands kommen hohe Konzentrationen in Boden- und Außenluft deutlich häufiger vor als im Norden. Wo genau die Radonmenge am größten ist, veranschaulicht das „Radon-Handbuch Deutschland“ anschaulich mithilfe von Landkarten. Das knapp 60 Seiten starke Werk wurde 2019 vom BfS veröffentlicht und steht hier zum kostenlosen Download bereit. Auch viele Informationen in diesem Beitrag stammen aus dem Handbuch.
Der im Strahlenschutzgesetz genannte kritische Wert von 300 Bq/m3 wird hierzulande laut BfS in 1,5 % der Aufenthaltsräume überschritten, die sich im Erdgeschoss von Ein- und Zweifamilienhäusern befinden. In Räumen höherer Etagen kommen solch hohe Konzentrationen noch weitaus seltener vor. Werte über 300 Bq/m3 werden normalerweise nur in Gebäuden gemessen, die auf einem Baugrund mit hoher Radonkonzentration stehen und bei denen die bauliche Abdichtung gegenüber dem Erdreich ungenügend ist.
Dessen ungeachtet verweist das Bundesamt in seinem Handbuch darauf, dass es eigentlich keinen Hinweis auf einen Schwellenwert gibt, unterhalb dessen Radon völlig ungefährlich wäre. Grundsätzlich sollte daher laut BfS „in allen Wohnungen die Radonkonzentration reduziert werden, soweit dies mit vertretbarem Aufwand erreichbar ist“.
Gesundheitliche Gefahren
Nach Angaben des BfS erhöht ein langjähriger Aufenthalt in Innenräumen mit erhöhter Radonkonzentration nachweislich das Lungenkrebsrisiko. Radon sei – nach Rauchen – sogar der zweitwichtigste Risikofaktor für Lungenkrebs. Radon wird vom Menschen nach dem Einatmen zwar größtenteils wieder ausgeatmet, das Gas entwickelt aber auch gefährliche Zerfallsprodukte (Polonium, Bismut, Blei), die sich in der Lunge ablagern und dort weiter zerfallen.
Strahlenschutzgesetz
Das Ende 2018 in Kraft getretene Strahlenschutzgesetz verpflichtet die zuständigen Behörden in den Bundesländern bis Ende 2020 zu ermitteln, in welchen Gebieten der Referenzwert von 300 Bq/m3 „in einer beträchtlichen Zahl von Gebäuden mit Aufenthaltsräumen oder Arbeitsplätzen“ überschritten wird (§121). Für Neubauten in diesen Gebieten ist die Bundesregierung dann künftig ermächtigt, durch Rechtsverordnung – mit Zustimmung des Bundesrates – spezielle Maßnahmen zum Schutz vor Radon festzulegen.
Auch in Gebieten, in denen der Referenzwert nicht in einer beträchtlichen Zahl von Gebäuden mit Aufenthaltsräumen oder Arbeitsplätzen überschritten wird, müssen Bauherren bei Neubauten geeignete Maßnahmen zum Radonschutz treffen. Diese Pflicht gilt nach §123 des Strahlenschutzgesetzes aber schon als erfüllt, „wenn die nach den allgemeinen Regeln der Technik erforderlichen Maßnahmen zum Feuchteschutz eingehalten werden.“ In bestehenden Wohngebäuden ist der Radonschutz nach Angaben des BfS freiwillig.
Wie kommt Radon ins Haus?
In Innenräume gelangt das Edelgas vor allem durch undichte Stellen in erdberührten Gebäudeteilen. Das können zum Beispiel feine Risse oder winzige Löcher im Hausfundament oder in Kellerwänden sein oder auch Fugen zwischen Kellerwänden und Fundamentplatte. Betroffen sind nicht nur Gebäude mit einem Keller. Auch eine normale Bodenplatte ohne Unterkellerung kann schließlich undichte Stellen haben. Übrigens ist Radon wasserlöslich und dringt daher auch mithilfe von Feuchtigkeit in Gebäude ein.
Im Radon-Handbuch verweist das BfS zudem darauf, dass Radon auch wie Wasserdampf durch unbeschädigte Böden und Wände diffundieren kann, sofern ein ausreichendes Gaskonzentrationsgefälle zwischen Erdreich und Innenraumluft vorliegt. Außerdem gasen auch die mineralischen Baustoffe, aus denen Fundament und erdberührte Wände bestehen, ihrerseits Radon aus. Schließlich enthalten diese natürliches Gesteinsmaterial. Nach Angaben des Bundesamtes tragen die raumumschließenden Baustoffe im Regelfall aber maximal mit 15 Bq/m3 zur Radonkonzentration in der Raumluft bei.
Häufig dringt Radon auch über undichte Rohre beziehungsweise über Kabelschächte oder sonstige Ver- und Entsorgungsleitungen in Gebäude ein. Diese werden ja ebenfalls durch Fundamente und Wände durchgeführt und sind nicht immer ausreichend abgedichtet.
Schutzmaßnahmen

Radondichte Kabel- und Rohrdurchführungen. Grafik: Hauff Technik
So vielfältig wie die Eintrittsmöglichkeiten von Radon ins Gebäude, so vielfältig sind auch die möglichen Schutzmaßnahmen. Was am besten gegen hohe Konzentrationen in Innenräumen zu tun ist, hängt von den Umständen des Einzelfalls ab und lässt sich nicht verallgemeinern. Im Radon-Handbuch werden einige exemplarische bauliche Maßnahmen näher beschrieben.
Ganz allgemein lässt sich sagen, dass Maßnahmen, die bei erdberührten Bauteilen gegen Feuchtigkeit wirken, auch gut vor Radon schützen: also zum Beispiel Abdichtungsbahnen und Folien (auch ganz normale Dampfsperren) oder auch flüssige und plastische Beschichtungen wie zum Beispiel kunststoffmodifizierte Bitumendickbeschichtungen (KMB) oder flexible polymere Dickbeschichtungen (FPD).
Einige Hersteller bieten auch fachgerechte Abdichtungslösungen für Kabel- und Rohrdurchführungen an. Das ist zum Beispiel ein Schwerpunkt des Anbieters Hauff Technik, von dem die Fotos zu diesem Beitrag stammen.
Zum Abschluss sei noch auf eine effektive Schutzmaßnahme gegen hohe Radonkonzentrationen in Innenräumen hingewiesen, die im ersten Moment banal klingen mag: regelmäßiges Lüften! Das BfS weist im Radon-Handbuch jedenfalls ausdrücklich darauf hin, dass durch Lüften mit weit geöffneten Fenstern der größte Teil des Radons in die Außenluft entweicht.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
freierjournalist@rolandgrimm.com
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