Balkone und ihre Befestigungstechnik
Beim Bau vieler Gebäude werden Balkone bereits von vorneherein eingeplant. Die einfachste Methode ist es, die Geschossdecken aus Stahlbeton einfach ins Freie auskragen zu lassen. Decke und Balkon sind dann sozusagen „aus einem Guss“, es muss keine Extra-Balkonplatte mehr befestigt werden. Doch Balkone lassen sich auch nachträglich anbauen. Entweder als Kragarmbalkone, die nachträglich in der Geschossdecke verankert werden, oder als freistehende Vorstellbalkone.
Nachträgliche Kragarmbalkone
Die Zug- und Biegefestigkeit einer Balkonplatte, die als auskragende Geschossdecke gebaut wurde, hängt vor allem von den Bewehrungsstäben im Beton ab. Der Stahl sorgt dafür, dass der Balkon nicht abstürzt. Nach demselben Prinzip funktionieren auch nachträglich angebaute Kragarmbalkone. Um diese zu befestigen, bohrt man an der Fassade zunächst Löcher in die Stirnseiten der Deckenplatten. In diese verankert man dann Bewehrungsstäbe aus Stahl mithilfe geeigneter Injektionsmörtel für Schwerlasten (siehe Fachwissen-Beitrag Chemiecocktail fürs Bohrloch). Diese Bewehrungsstäbe ragen aus der Fassade heraus und werden zur Verankerung der Balkonplatte genutzt. Dabei kann es sich um ein Betonfertigteil handeln, es sind aber auch Plattenkonstruktionen aus Holz, Stein oder Metall möglich.
Leider wirken auskragende Stahlbetonplatten als Wärmebrücken, über die Heizwärme aus dem Rauminneren relativ leicht nach draußen abfließt. Seit den 1980er-Jahren bietet die Industrie daher vorgefertigte Bewehrungsbauteile, bei denen die Stahlstäbe durch ein tragendes Wärmedämmelement unterbrochen sind. Diese Wärmedämmelemente verfügen über eine zweiseitige Anschlussbewehrung: Die eine ragt in die Geschossdecke hinein und die andere in die Balkonplatte (siehe Grafik). Dadurch findet eine thermische Trennung im Bereich der Außenwand statt, und Wärmebrücken werden deutlich verringert.
Freistehende Vorstellbalkone
Gerade bei Altbauten reicht die Tragfähigkeit der Geschossdecken oft nicht aus, um nachträglich Balkone zu befestigen – zumindest keine besonders großen. Als Alternative haben sich in den letzten Jahrzehnten freistehende Balkonsysteme durchgesetzt, die weitgehend selbsttragend funktionieren, sodass nur geringe Zugkräfte auf die Fassade wirken. Der größte Teil der Belastungen wird dabei über die Stützen abgetragen, auf denen die Balkone stehen. Damit das funktioniert, muss allerdings am Fuß der Fassade ein ausreichend stabiles Fundament vorhanden sein. Ist das gegeben, dann lassen sich mithilfe der Stützensysteme auch mehrere Balkone übereinander stapeln – eine Variante, die besonders im mehrgeschossigen Wohnungsbau häufig vorkommt.
Bei den Vorstellbalkonen sind Systeme mit vier Stützen und solche mit nur zwei Stützen zu unterscheiden. Bei beiden Varianten kann allerdings nicht völlig auf eine Verankerung in der Fassade verzichtet werden. Insbesondere bei gestapelten Balkonen wäre die Konstruktion einfach zu instabil, wenn es nicht auch eine stabilisierende Ankerbefestigung an der Fassade gäbe. Die Zugkräfte, die dabei auf die Außenwand wirken, sind aber deutlich geringer als bei Kragarmbalkonen. Am wenigsten wird die Fassade bei den Vorstellbalkonen mit vier Stützen belastet.