RM Rudolf Müller
Fliesen in Holzoptik für den Außenbereich

Fliesen in Holzoptik für den Außenbereich. Foto: Fliesenverband/Villeroy & Boch Fliesen

Boden und Wand
18. November 2014 | Artikel teilen Artikel teilen

Einsatzbereiche von Fliesen

Keramische Fliesen assoziieren die meisten Menschen im ersten Augenblick mit dem Bad- und WC-Bereich. Danach denkt man in der Regel an die Küche, wo die feuchteresistenten Oberflächen zumindest im Wandbereich oberhalb der Spüle meist zum Standard gehören. Überall dort eben, wo in Innenräumen Spritzwasser anfällt. Tatsächlich ist der Einsatzbereich aber viel größer. So findet man Fliesen immer häufiger auch in Wohnzimmern, und im Außenbereich werden sie auf Balkonen und Terrassen, aber auch an Fassaden verwendet.

Schon seit einigen Jahren ist der Trend zu beobachten, dass Hausbesitzer neben den klassischen Nasszellen auch im übrigen Wohnbereich vermehrt auf Fliesen setzen. Und zwar nicht nur in Kochbereichen, die zum Wohnzimmer hin offen gestaltet sind, sondern in der gesamten „guten Stube“. Im Bodenbereich kennt man das bei Häusern mit Fußbodenheizung schon länger, mittlerweile gibt es aber den Trend, selbst Wohnzimmerwände zumindest teilweise mit Fliesen zu beschichten.

Fliesen im Wohnbereich

Hauptursache für diesen Trend ist vermutlich die enorm gewachsene Format- und Designvielfalt, die von den Herstellern mittlerweile geboten wird. Früher sahen Fliesen immer relativ gleich aus – zumindest gab es nur wenige Standardformate. Heute ist der keramische Belag allein schon wegen neuer, ungewohnter Formate für viele Hausbesitzer wieder interessanter geworden. Großformate mit 120 cm Kantenlängen ermöglichen zum Beispiel Fliesenoberflächen mit sehr geringen Fugenanteilen, die eine ruhigere und hochwertigere Optik ermöglichen als herkömmliche Kleinformate.

Hinzu kommen neue Formen. Waren Fliesen früher meist annähernd quadratisch, so werden heute beispielsweise auch schmale, rechteckige Langformate angeboten, die an Holzdielen erinnern. Solche neuen Formate ermöglichen zudem veränderte Verlegmuster – von unregelmäßigen Verbänden bis hin zum Fischgrätmuster, das man früher nur bei Holzparkettböden kannte.

Hinzu kommt, dass das Oberflächendesign heutiger Fliesen enorm an Vielfalt gewonnen hat. Einerseits erregen neue Farben und Muster das Interesse potenzieller Käufer, andererseits gibt es immer mehr Fliesenkollektionen, die oft andere erfolgreiche Belagsmaterialien optisch perfekt imitieren. So erfreuen sich beispielsweise Fliesen in Holz- und Natursteinoptik immer größerer Beliebtheit. Mit solchen Produkten erhält der Käufer ein Produkt, das zumindest aus einiger Entfernung mit der beliebten Optik der Originale mithalten kann, und zugleich muss er nicht auf die besondere Pflegeleichtigkeit und Widerstandsfähigkeit feinkeramischer Fliesen und ihrer Spezialoberflächen verzichten.

Wohnzimmer im Freien

Warme Fliesenoptik im Wohnzimmer

Warme Fliesenoptik im Wohnzimmer. Foto: Fliesenverband/Steuler

Ein Trend der letzten Jahre besteht darin, auch im Außenbereich – auf Balkonen und Terrassen – eine gemütliche Wohnzimmeratmosphäre entstehen zu lassen. Das geschieht einerseits mit entsprechendem Mobiliar wie schicken, wetterfesten Sofas oder Couchtischen und andererseits auch immer häufiger durch den Einsatz von Bodenfliesen.

Grobkeramische Beläge wie Spalt-, Klinker- oder Cottoplatten haben im Outdoor-Bereich eine lange Tradition. Feinkeramische Fliesen hat man dagegen früher eher selten im Freien verwendet. Dabei liegt der Vorteil solcher „echten Fliesen“ für den Außenbereich eigentlich auf der Hand: Die Beläge sind mit ihren eingebrannten Glasuren einfach unschlagbar widerstandsfähig: Selbst Fettspritzer, Glut (beim Grillen) oder Rotwein können ihnen nichts anhaben. Zugleich sind Fliesen langlebig, schmutz- und kratzunempfindlich, und es gibt sie auch in rutschhemmenden Varianten – was wichtig bei Niederschlägen ist.

Zu beachten ist allerdings, dass draußen nur frostbeständige Fliesen verwendet werden dürfen. Also Steinzeug und insbesondere Feinsteinzeug, nicht aber Steingut (siehe Fachwissenbeitrag „Eine Frage der Dichte“). Gerade im Bereich Feinsteinzeug hat die Industrie ihr Sortiment in den letzten Jahren viele Varianten speziell für den Außenbereich erweitert. Neben „normalen“ Fliesendesigns gibt es immer mehr Produkte mit Optiken, die zum Beispiel das Aussehen von Holz, Naturstein, Schiefer, Sandstein oder Beton imitieren.

Keramische Fassaden

Es gibt eine jahrhundertealte Tradition von Fliesenoberflächen an Außenfassaden – vor allem im arabisch-islamischen Raum. So sind beispielsweise viele historische Moscheen von außen mit hochwertigen, ornamentverzierten Steinzeugfliesen beschichtet. In unseren Breitengraden werden dagegen bei Keramikfassaden bisher vor allem grobkeramische Platten eingesetzt. Doch auch für Fassaden aus (Fein-)Steinzeug gibt es einen Markt. Sie kommen insbesondere für hochwertige Objektbauten zum Einsatz.



Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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