RM Rudolf Müller
Verarbeitung von Wandfliesen mit Flexmörtel

Verarbeitung von Wandfliesen mit Flexmörtel. Foto: PCI Augsburg

Boden und Wand
20. November 2014 | Artikel teilen Artikel teilen

Anleitung : In 6 Schritten zum perfekten Fliesenbelag

Den Unterboden grundieren, spachteln und abdichten, den Klebemörtel aufziehen und anschließend die Fliesen verlegen und verfugen: Das sind die sechs grundlegenden Arbeitsschritte des Fliesenlegers. Eine kurze Anleitung.

Am Anfang der Fliesenverlegung steht die Vorbereitung des Untergrundes. In einem ersten Schritt trägt der Verarbeiter meist eine Grundierung auf, auch „Tiefengrund“ genannt. Das ist insbesondere notwendig, wenn die Fliesen auf saugfähigen Untergründen wie Gipsplatten, mineralischen Putzen oder Porenbeton zur Anwendung kommen.

Schritt 1a: Grundierung bei saugenden Untergründen

Bei Grundierungen handelt es sich meist um flüssige Anstrichmittel auf Kunstharzbasis, die den Untergrund versiegeln und damit seine Saugfähigkeit reduzieren. Das ist wichtig, damit der Fliesenkleber nach dem Auftragen nicht zu viel Feuchtigkeit an den Untergrund abgibt. Wenn dem Fliesenkleber durch die Saugkräfte des Untergrundes in kurzer Zeit das Wasser entzogen wird, vermindert das auch die Zeit, die dem Verarbeiter bleibt, um die Keramikbeläge anzusetzen und gegebenenfalls zu korrigieren. Darüber hinaus haben Grundierungen weitere Vorzüge: Sie verbessern in vielen Fällen die Haftung zwischen Fliesenkleber und Untergrund und wirken als trennender Schutzfilm in Fällen, in denen sich Untergrund und Kleber stofflich nicht miteinander vertragen. Auf sandenden Untergründen dienen Grundierungen zudem zur Staubbindung.

Schritt 1b: Haftbrücken bei nichtsaugenden Untergründen

Eine weitere Form der Grundierung ist die so genannte Haftbrücke („Haftgrund“). Das ist ein grobkörniger Mörtel, entweder mit rein zementärem oder mit kunststoffvergütetem Bindemittel. Er wird nicht auf stark saugenden Untergründen verwendet, sondern – im Gegenteil – auf glatten Oberflächen mit geringer oder gar keiner Saugfähigkeit. Also auf Materialien wie Beton oder Metall, auf denen die Klebekraft von normalem Fliesenmörtel häufig versagt. In solchen Fällen dient die Haftbrücke als verbindende Schicht zwischen Untergrund und Fliesenkleber. Anders als Tiefengrund muss sie dafür kaum in die Materialoberfläche eindringen.

Schritt 2: Boden- und Wandspachtelmassen

Schema: Verlegung neuer Fliesen auf altem Keramikbelag

Verlegung neuer Fliesen auf altem Keramikbelag: Haftgrundierung (1, Bodenspachtelmasse (2, zementärer Flexkleber (3. Grafik: Mapei

Boden- oder Wandflächen, die mit Fliesen belegt werden sollen, müssen tragfähig, rissfrei und eben sein. Besonders beim Bauen im Bestand ist das aber oft nicht gegeben. Als Fliesen noch überwiegend im Dickbettverfahren verlegt wurden, also mit Mindestmörtelstärken von 10 bis 20 mm an der Wand und 20 bis 30 mm am Boden, konnte man Unebenheiten zu einem gewissen Grad noch durch den Klebermörtel selbst ausgleichen. Beim heute überwiegenden Dünnbettverfahren (2 bis 6 mm Kleberstärke) ist das nicht mehr möglich.

Zum Ausgleich von Unebenheiten werden deshalb heute meist Boden- und Wandspachtelmassen eingesetzt. Mittlerweile hat die Industrie für diesen Bereich Spezialprodukte entwickelt, die nicht nur den Niveauausgleich sicherstellen, sondern zugleich weitere Funktionen erfüllen. So gibt es Ausgleichsmassen mit integrierter Glasfaser-Verstärkung, die mehr Sicherheit auf rissgefährdeten Untergründen versprechen. Ein anderes Beispiel sind Bodenspachtelmassen mit Kunststoffzusätzen, die den Trittschall reduzieren sowie Fliesen und Fliesenkleber vom Untergrund entkoppeln. Eine solche Entkopplung ist zum Beispiel bei jungen, schwindungsgefährdeten Betonflächen, bei rissgefährdeten Estrichen sowie bei Misch- oder Holzuntergründen erforderlich. Die Entkopplung verhindert, dass sich Spannungen aus dem Untergrund direkt auf den Fliesenbelag übertragen.

Schritt 3: Abdichtungen für den Nassbereich

In Nassräumen müssen Fliesenbeläge zum Untergrund hin abgedichtet werden. Die glasierte Fliese selbst ist zwar wasserdicht, aber die Fugen sind eine Gefahrenstelle, an der man das Eindringen von Wasser nicht immer vermeiden kann, selbst bei Verwendung von wasserdichtem Fugenmörtel. Denn im Mörtel bilden sich nach einiger Zeit fast immer feine Risse, durch die Feuchtigkeit dringen kann.

Deshalb muss der Fliesenbelag in feuchtebeanspruchten Bereichen stets wasserdicht abgedichtet werden. Im häuslichen Bereich geschieht dies in der Regel mithilfe von Verbundabdichtungen. Weitere Infos zu diesen Produktsystemen bietet der Fachwissenbeitrag „Schutz vor Wasserschäden – Verbundabdichtungen unter Fliesen fürs häusliche Bad“.

Schritt 4: Fliesenkleber hält die Fliese fest

Nordbau 2013 - Saint-Gobain Weber präsentierte neue Fliesenkelle

Nordbau 2013: Am Stand von Saint-Gobain Weber präsentierte Verkaufsleiter Reinald Wulf eine neue Fliesenkelle. Foto: baustoffwissen.de

Für die Fliesenverlegung im Dünnbettverfahren stehen Kleber mit unterschiedlicher Bindemittelbasis zur Verfügung: vom vielseitig einsetzbaren zementgebundenen Mörtel in Pulverform, den man vor der Verarbeitung mit Wasser ansetzen muss, über gebrauchsfertige Dispersionskleber, die vor allem für Wandfliesen in Innenräumen verwendet werden, bis hin zu zweikomponentigen Reaktionsharzklebern für kritische Einsatzbereiche – zum Beispiel Fliesen auf Metalluntergründen. Alles Wissenswerte über die verschiedenen Klebertypen erfahrt Ihr im Fachwissenbeitrag „Durchblick im Kleberdickicht – Welche sind die wichtigsten Fliesenkleber-Typen?“.

Schritt 5: Verlegen der Fliesen

Beim Verfliesen verteilt der Verarbeiter Schritt für Schritt immer nur so viel Fliesenkleber an Boden oder Wand, dass ihm noch genügend Zeit bleibt, die Fliesen zu verarbeiten, bevor der Kleber bereits zu stark ausgehärtet ist. Mit der glatten Seite der Fliesenzahnkelle zieht er zunächst unter Druck eine dünne Kontaktschicht auf. Erst dann folgt der Auftrag einer zweiten Kleberschicht mit der gezackten Seite der Kelle. Das Ergebnis ist das typische Kammbett mit der Rillenoptik (siehe Foto), in das anschließend die Fliesen gedrückt werden. Dabei muss der Verarbeiter darauf achten, dass die vorgesehene Fugenbreite eingehalten wird.

Schritt 6: Fugenmassen runden das Bild ab

Wenn der Fliesenkleber abgebunden ist, kann sich der Verarbeiter abschließend ans Verfugen machen. Der Fugenmörtel wird mit einer speziellen Rakel (Fugengummi) in die Zwischenräume zwischen den Fliesen gestrichen – immer schön diagonal zu den Fugen. Anschließend reinigt man die Fliesenoberfläche mit einem Fliesenschwamm, den man zwischendurch immer wieder auswaschen muss. Ganz zum Schluss werden noch die Bewegungsfugen mit Silikon-Dichtstoffen geschlossen.

Was für Fugenmassen verwendetet werden, hängt unter anderem von der Fugenbreite, dem Einsatzzweck und der Beanspruchung der Beläge ab. Ausführliche Infos zu den Materialien findet Ihr im Fachwissenbeitrag „Von starr bis elastisch – Fliesenbeläge benötigen Fugenmassen“.


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Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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