RM Rudolf Müller
Winkelstehfalzbleche an der Fassade. Foto: Rheinzink

Winkelstehfalzbleche an der Fassade.
Foto: Rheinzink

Dach
12. April 2016 | Artikel teilen Artikel teilen

Metallbau: Stehfalzbleche für Dach und Fassade

Während man Metall-Trapezprofile vor allem für einfache Zweckbauten wie Werks- und Lagerhallen verwendet, ist der Einsatzbereich von Stehfalzblechen deutlich größer. Aufgrund ihrer zeitlos elegant wirkenden Oberfläche schmücken sie nicht nur Dächer und Fassaden „schickerer“ Industrie- und Gewerbegebäude, sondern sind bei historischen Prunkbauten ebenso zu finden wie bei modernen Wohngebäuden.

Stehfalzbleche werden von der Industrie als so genannte Scharen geliefert. Darunter versteht man vorprofilierte, meist 400 bis 600 mm breite Bleche, die an ihren beiden Längsseiten jeweils über Aufkantungen verfügen. Sie werden vor allem aus (Titan)-Zink, Aluminium oder Stahl gefertigt – seltener auch aus Kupfer.

Was bedeutet Stehfalz?

Für die Montage von Dach- oder Fassadenflächen werden die aufgekanteten Seiten von jeweils zwei benachbarten Scharen auf der Baustelle so umgebogen und zusammengedrückt, dass sie sich ineinander verhaken und eine kraftschlüssige, regensichere Verbindung entsteht. Diese Form der Blechbearbeitung bezeichnet man als Falzen. Dabei entsteht ein Verbindungsfalz, der ein paar Zentimeter senkrecht von der Dach- oder Fassadenfläche absteht. Daher kommt der Name Stehfalzbleche.

Die Hersteller liefern die Bleche in der Regel bis zu einer maximalen Scharlänge von zehn Metern. Das genügt bei vielen Dach- und Fassadenflächen, um deren gesamte Höhe mit nur einer Schar abzudecken. So ist eine schnelle Verlegung möglich. Außerdem entstehen ruhige und einheitliche Oberflächen von großer Eleganz, die nur durch die Stehfalze in Längsrichtung unterbrochen werden. Hersteller wie Rheinzink bieten für Sonderlösungen übrigens auch bis zu 16 Meter lange Schare.

Doppel- und Winkelstehfalz

Doppelstehfalzbleche im Dachbereich. Foto: Rheinzink

Doppelstehfalzbleche im Dachbereich.
Foto: Rheinzink

Die heute am häufigsten verwendeten Stehfalzarten sind der Doppelstehfalz und der Winkelstehfalz. Der Unterschied besteht in der Art und Weise, wie man die Schare miteinander verfalzt. Der Winkelstehfalz ist im Prinzip ein nicht vollendeter Doppelstehfalz. Beim Umbiegen der Schar-Aufkantungen entfällt der letzte Schritt – das Schließen zum Doppelstehfalz. Dadurch erhält die Falzverbindung im Querschnitt betrachtet eine rechtwinklige Form.

Beim Winkelstehfalz wirken die Falzverbindungen optisch breiter als beim Doppelstehfalz. Dadurch erscheinen die Flächen lebendiger und stärker strukturiert. Bleche mit Winkelstehfalz werden vor allem für Fassaden, Brüstungen, Attiken und Mansarddach-Schrägen verwendet sowie für die Eindeckung von steileren Dachflächen mit einer Neigung von mehr als 25 Grad. Kurzum: für diejenigen Flächen der Gebäudehülle, die von außen besonders gut sichtbar sind. Dagegen dominieren Doppelstehfalzbleche bei Dächern mit eher flacher Neigung von weniger als 25 Grad. Die vorgeschriebene Mindestneigung von Metalldächern liegt übrigens bei drei Grad.

Unterkonstruktion

Übergang vom Doppel- zum Winkelstehfalz. Foto: Rheinzink

Übergang vom Doppel- zum Winkelstehfalz.
Foto: Rheinzink

Stehfalzbleche werden verdeckt auf einer Unterkonstruktion montiert. Im Dachbereich besteht diese in der Regel aus einer vollflächigen Holzschalung. Zwischen der Holzfläche und der Metalldeckung wird oft noch eine Trennlage verlegt, zum Beispiel Bitumenbahnen oder Kunststoff-Faservliese. Dadurch soll ein direkter Kontakt zwischen Holz und Metall vermieden werden. Allerdings lässt sich nicht allgemein sagen, dass Holz beziehungsweise Holzschutzmittel eine schädigende Wirkung auf die Eindeckung haben. Ob die Trennlage wirklich notwendig ist, muss von Fall zu Fall einzeln entscheiden werden. Entscheidend sind letztlich das verwendete Metall und die Art der Schalung.


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Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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