
Kleiner Dachstuhl: Die Zimmermänner haben bereits eine Firstpfette samt Stützbalken eingebaut. Foto: Pixabay
Was ist ein Pfettendach?
Geneigte Dächer haben meist eine hölzerne Unterkonstruktion – auch Dachstuhl genannt. Dieser dient als Tragwerk für Dachpfannen, Dämmstoffe und die Dachschrägen-Verkleidung auf der Innenraumseite. Gezimmert wird er aus unterschiedlichen Holzbalken und Holzlatten – unter anderem den Sparren. Manche Dachstühle heißen auch so: Sparrendach. Daneben gibt es aber auch so genannte Pfettendächer. Was ist der Unterschied?
Um es gleich vorweg zu sagen: Auch ein Pfettendach verfügt über Sparren. Es ist im Großen und Ganzen durchaus ähnlich aufgebaut wie Sparrendächer. Mit einem wesentlichen Unterschied: In Pfettendächer baut man zusätzlich waagerechte Längsträger ein – parallel zum First. Das sind die so genannten Pfetten. Außerdem kommen meist noch senkrechte Stützpfeiler hinzu. Aufgrund dieser Konstruktionsweise sind solche Dachstühle besonders belastbar.
Sparrendach-Konstruktionen
Beim traditionellen Sparrendach dagegen besteht das Tragwerk nur aus dicken Holzbalken (Sparren), die von der Dachspitze bis zur Dachrinne verlaufen. Ein Dachhandwerker würde sagen: vom First bis zur Traufe. Auf den Sparren befestigt man dann die Dachlatten. Beim einfachen Satteldach mit zwei geneigten Dachflächen treffen die Sparren der beiden Dachflächen im Firstbereich aufeinander. Je zwei sind als Sparrenpaar miteinander verbunden.
Steht der Dachstuhl auf einer Holzbalkendecke, dann sind die Sparrenpaare unten mit jeweils einem der Deckenbalken verbunden. Diese vollenden sozusagen das typische Sparrendreieck. Ist die Dachbodendecke aus Stahlbeton, münden die Sparrenfüße häufig auf einem Auflagerbalken, der fest mit der Stahlbetondecke verbunden ist. Sparren und Decke bilden so auch hier die statisch erforderliche geschlossene Dreiecksform.
Vor- und Nachteile des Satteldachs
Ein typisches Sparrendach kommt ganz ohne senkrechte Stützbalken aus, die auf dem Dachboden stehen. Das hat den Vorteil, dass der Dachraum komplett frei bleibt – ein Argument, das insbesondere zählt, wenn er zu Wohnzwecken ausgebaut werden soll. Andererseits ist ein solcher Dachstuhl aber nur begrenzt belastbar, weil eben die Sparren alleine alle auftretenden Lasten und Kräfte aufnehmen müssen.
Bei einem Haus mit geringer Gebäudetiefe lassen sich die von außen auf den Dachstuhl einwirkenden Kräfte in der Regel problemlos von einem Satteldach aufnehmen. Bei großer Gebäudetiefe und entsprechend großer Spannweite des Daches können die Belastungen vor allem am First und am Sparrenfußpunkt aber schnell zu groß werden. Wenn also die Dachneigung gering ist – sagen wir: weniger als 20 Grad –, dann ist das Pfettendach definitiv die bessere Alternative.
Auch große Dachüberstände sind beim Satteldach aus statischen Gründen schwierig. Da alle Lasten komplett von den Sparren zu tragen sind, dürfen deren Abstände nicht zu groß sein. Der Einbau größerer Gauben oder Dachfenster stößt beim Sparrendach daher schnell auf konstruktive Hindernisse. Das Pfettendach ist hier wesentlich flexibler.
Vor- und Nachteile des Pfettendachs

Historische Konstruktion: Die Sparren werden hier durch zwei Mittelpfetten abgestützt. Foto: Pixabay
Das Pfettendach ist stabiler und belastbarer, weil die auf seine Sparren wirkenden Lasten über die waagerechten Pfetten und deren Stützpfeiler abgetragen werden. Es lässt sich flacher sowie mit größeren Spannweiten errichten als ein einfaches Sparrendach. Es ermöglicht größere Sparrenlängen, Dachüberstände und Dachöffnungen (Fenster, Gauben).
Nachteil: Die Stützen beanspruchen Platz auf dem Dachboden. Wobei sichtbare Holzpfosten von vielen Menschen natürlich auch als optisch ansprechender Teil der Raumgestaltung wahrgenommen werden. Nicht schönreden lässt sich dagegen, dass man für Pfettendächer mehr Holz benötigt (Pfetten, Stützen). Das macht sie in der Regel teurer als Sparrendächer.
Bei den Pfetten unterscheidet man zwischen First- und Fußpfetten. Dabei ist die Firstpfette die Auflagefläche für das obere Sparrenende, während die beiden Fußpfetten als Auflager für die Sparren im Traufbereich dienen. Häufig werden auch so genannte Mittelpfetten eingebaut. Wie ihr Name schon andeutet, befinden sie sich auf halber Höhe in der Mitte der Sparren. Bei Dächern mit großen Spannweiten sind darüber hinaus natürlich noch weitere Pfetten möglich.
Anzahl der Stützpfeilerreihen
Und wo befinden sich nun die Stützpfeiler? Das hängt von der Art des Pfettendachs ab. Bei Spannweiten bis 10 m kommt in der Regel das einfach stehende Pfettendach zum Einsatz. Bei diesem wird ausschließlich die Firstpfette gestützt, es gibt also nur eine Stützenreihe in der Mitte des Dachstuhls. Wie viele Stützen zum Einsatz kommen, hängt von der Gesamtlänge des Daches ab. Im Übrigen gilt grundsätzlich, dass Pfetten alternativ auch von tragenden Wänden gestützt werden können. Es müssen also nicht immer Holzbalken sein.
Bei Spannweiten über 10 m empfiehlt sich das zweifach stehende Pfettendach. Es verfügt über keine Firstpfette, dafür aber über zwei Mittelpfetten, unter denen sich jeweils Stützpfeiler (oder Stützmauern) befinden. Auf dem Dachboden stehen dann also zwei Stützpfeilerreihen. Liegt die Spannweite des Pfettendachs über 14 m, dann errichtet man sogar häufig einen dreifach stehenden Dachstuhl. Im Dachraum gibt es dann drei Reihen an Stützpfeilern: unter der Firstpfette und unter den beiden Mittelpfetten.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
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