RM Rudolf Müller
Die Universalsturmklammer II verbindet zwei Ziegel gleichzeitig mit der Dachlatte. Foto: Erlus

Die Universalsturmklammer II verbindet zwei Ziegel gleichzeitig mit der Dachlatte.
Foto: Erlus

Dach
07. Januar 2016 | Artikel teilen Artikel teilen

Windsogsicherung fürs Dach: Flexible Sturmklammern

Immer wieder kommt es vor, dass Steildächer bei starkem Wind regelrecht abgedeckt werden. Um die Dachpfannen zu sichern, ist daher bei Neubauten und im Sanierungsfall mittlerweile der Einsatz von Sturmklammern Pflicht. Viele Hersteller setzen dabei auf flexible Einhängeklammern.

Wetterextreme nehmen in Deutschland seit Jahren zu. Neben Starkregenereignissen werden auch Stürme immer häufiger und heftiger. Wenn starker Wind in hoher Geschwindigkeit an der Dachtraufe unter die Eindeckungsmaterialien strömt, werden Ziegel oder Betondachsteine nach oben gedrückt und heben bei mangelnder Befestigung einfach ab. Noch schlimmer sind die Schäden allerdings häufig auf der windabgewandten Dachseite. Wenn der Sturm über den Dachfirst zieht, entsteht dort nämlich ein Unterdruck, der ebenfalls einen starken Sog auf das Bedachungsmaterial auslösen kann.

Prinzip der Einhängeklammern

Flexible Sturmklammern werden an Dachpfanne und Dachlatte nur lose eingehängt. Fotos: Braas GmbH

Flexible Sturmklammern werden an Dachpfanne und Dachlatte nur lose eingehängt.
Fotos: Braas GmbH

Einen hundertprozentigen Schutz gegen solche Schäden gibt es nicht. Beim Einsatz von Sturmklammern ist das Risiko aber deutlich geringer, dass Ziegel vom Dach fliegen. Früher wurden Dachpfannen noch weitaus häufiger fest und starr an die darunter liegende Holzunterkonstruktion genagelt oder geschraubt, heute werden dagegen meist flexible Metallklammern zum Einhängen verwendet.

Diese flexiblen Sturmklammern werden in der Regel mit ihrem oberen Teil in den Seitenfalz der Dachpfanne eingehängt, während das untere Ende so gebogen ist, dass es unter die Dachlatte geführt und dort ebenfalls lose eingehängt werden kann (siehe Fotos). So lässt sich das Bedachungsmaterial punktuell auf der Dachlattung befestigen, ohne dass dabei eine starre Verbindung entsteht.

Ebenfalls flexibel, aber nach einem leicht abgewandelten Prinzip funktioniert die „Sturmklammer II“ des Dachziegelherstellers Erlus (siehe Foto). Dieses Produkt verbindet zwei Dachpfannen gleichzeitig mit der Dachlatte. Die Klammer rastet zum einen am Kopffalz des einen Ziegels ein und zum anderen an definierten Sturmkerben im Seitenfalz des darüber liegenden Ziegels. Danach wird der zweibogige Federstahl über die Dachlatte geklipst. Diese Konstruktionsform sorgt nach Angaben von Erlus für einen deutlich größeren Abhebewiderstand als bei herkömmlichen Einhängeklammern. Außerdem wird die notwendige Klammeranzahl auf dem Dach reduziert.

Vorteile der flexiblen Klammern

Einhängeklammern zur Sturmsicherung sind flexible Befestigungsmittel, bei denen sich die einzelnen Dachpfannen immer noch ein bisschen anheben lassen bis der Klammerzug sie wieder zurückzieht. Das hat den Vorteil, dass bei Sturmböen der Überdruck unter der Dacheindeckung zumindest zum Teil entweichen kann. Die Klammern nehmen durch ihre Federwirkung einen Teil der Windlast auf, sodass der Sog vermindert wird. Das kann entscheidend sein, wenn es um die Frage geht, ob eine Dachpfanne abhebt oder nicht.

Da die flexibel befestigte äußere Dachhaut ein wenig nachgeben kann, werden zudem die Zugkräfte vermindert, die auf die Holzunterkonstruktion unter den Dachpfannen einwirken. Bei einer absolut starren Verbindung zwischen Eindeckung und Dachlatten ist die Wahrscheinlichkeit dagegen größer, dass bei Sturm nicht nur einzelne Pfannen, sondern gleich größere Dachteile samt Lattenunterkonstruktion herausgerissen werden. Zudem brechen einzelne Ziegel bei starrer Befestigung leichter.

Einen ganz praktischen Vorteil haben die Sturmklammern zum Einhängen aber auch für den Dachdecker. Da sie sich werkzeugfrei und meist sogar einhändig montieren lassen, benötigt er auf dem Dach kein zusätzliches Werkzeug wie Akkuschrauber oder Hammer und spart Zeit beim Eindecken. Außerdem ermöglichen es die flexiblen Klammern, einzelne Dachpfannen relativ leicht wieder aus dem Eindeckungsverbund herauszulösen. Das ist beispielsweise bei Reparaturen von Vorteil, aber auch beim nachträglichen Einbau eines Dachfensters.


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Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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