
Klassische Fundamentplatte. Foto: Christoph Konitzer / www.pixelio.de
Gebäude-Fundamente und ihre verschiedenen Bauweisen
Ein Gebäude benötigt ein stabiles Fundament – das weiß jeder. Aber Fundament ist nicht gleich Fundament. Es gibt sehr unterschiedliche Bauweisen: Das Spektrum reicht von der vollflächigen Fundamentplatte über Streifen- und Punktfundamente bis hin zu Pfahlgründungen. Ein Überblick.
Dem Fundament kommt beim Hausbau im wahrsten Sinne des Wortes eine tragende Rolle zu. Es verbindet den Hochbau mit dem Grund und Boden, auf dem er steht und nimmt sein Gewicht auf. Genauer gesagt hat das Fundament die Aufgabe, das Gebäudegewicht so in den Untergrund abzutragen, dass dessen Belastbarkeit nicht überfordert wird. Es verhindert also, dass der Boden unter der Gebäudelast nachgibt und absackt. Wo das nicht gelingt, drohen Risse in den Wänden oder noch schlimmer: Es kommt zum Gebäudeeinsturz oder zu Schiefstellungen – wie beim berühmten Turm von Pisa.
Fundamentplatten
Welche Art von Fundament ein Bauwerk benötigt, hängt einerseits von dessen Gewicht ab und andererseits von der jeweiligen Tragfähigkeit des Bodens. Die Tragfähigkeit muss von einem Sachverständigen im Vorfeld des Bauvorhabens in Form eines Bodengutachtens ermittelt werden.
Wenn der Untergrund nicht allzu belastbar ist, dann empfiehlt sich eine durchgehende Fundamentplatte unter dem gesamten Haus. Dadurch verteilt sich die Gebäudelast auf eine große Fläche, sodass die punktuellen Belastungen relativ gering bleiben. Solche Fundamentplatten werden auch als Bodenplatte bezeichnet und bestehen heute meist aus Stahlbeton. Wie alle Fundamente sollten sie mindestens 80 cm tief in den Boden gebaut werden, um frostsicher zu sein.
Vollflächige Betonplatten haben zudem den Vorteil, dass das Gebäude besser vor drückendem Wasser im Bodenbereich geschützt wird. Eine funktionstüchtige Abdichtung ist insbesondere erforderlich, wenn das Haus über einen Keller verfügt. Dann befinden sich die Fundamente zwangsläufig weit unterhalb der Oberkante des Grundstücks. Entsprechend wächst die Gefahr, dass Wasser von unten gegen das Bauwerk drückt. In solchen Fällen empfiehlt es sich, das Fundament als Bestandteil einer Weißen Wanne aus wasserundurchlässigem Beton auszuführen.
Streifenfundamente

Streifenfundament aus Stahlbeton aus der Luftperspektive.
Foto: Jansen Bauunternehmung GmbH
Eine Alternative zur kompletten Fundamentplatte sind so genannte Streifenfundamente. Dabei wird ausschließlich der Bodenbereich unter den tragenden Gebäudewänden mit Beton stabilisiert. Dafür hebt man Gräben aus – in der Regel etwa doppelt so breit wie die Wände – und füllt sie mit (meist unbewehrtem) Beton. Stahleinlagen sind hier allenfalls im Bereich der Hausecken üblich. Der Vorteil von Streifenfundamenten: Man spart Materialkosten, weil keine durchgängige Fundamentplatte zu betonieren ist. Allerdings muss der Untergrund für diese Bauvariante relativ tragfähig sein. Bei weichen, nachgiebigen Böden reichen Streifenfundamente nicht aus.
Trotz der möglichen Materialersparnis entscheiden sich viele Bauherren heute für durchgängige Fundamentplatten, auch wenn Streifenfundamente aus Sicht der Stabilität eigentlich ausreichen würden. Das hängt zum einen mit dem besseren Schutz vor Bodenfeuchtigkeit zusammen und zum anderen damit, dass es besonders bei komplizierteren Grundrissen ziemlich aufwändig sein kann, die Gräben für Streifenfundamente passgenau auszuheben.
Ohnehin bedeutet Streifenfundament nicht mehr, dass ein Haus über gar keine durchgängige Beton-Bodenplatte verfügt. Lehmböden im Keller sind heute normalerweise keine Option mehr. Die Betonersparnis durch moderne Streifenfundamente resultiert vielmehr daraus, dass man im Bereich der tragenden Wände ein dickeres Fundament gießt, während die Bodenplatte in den übrigen Bereichen relativ dünn ausgeführt wird.
Punktfundamente
Ein Punktfundament – auch Einzelfundament genannt – ist eine Ergänzung, die sowohl bei Häusern mit Fundamentplatte als auch im Rahmen der Streifenfundament-Bauweise zusätzlich erforderlich sein kann. Es kommt dort zum Einsatz, wo punktuell besonders große Lasten auf den Untergrund drücken. Das können zum Beispiel Stützpfeiler und -säulen, aber auch Schornsteine sein. Punktfundamente bestehen meist aus Stahlbeton oder Stahl.
Auf großen Baustellen, auf denen riesige Maschinen wie zum Beispiel gigantische Baukräne zum Einsatz kommen, kann man oft beobachten, dass sogar extra für diese Arbeitsmaschinen eigene Punktfundamente gegossen werden. Das ist notwendig, weil der Baugrund sonst angesichts der extrem schweren Lasten nachgeben würde.
Pfahlgründungen
Fundamentplatten sind ebenso wie die oben beschriebenen Streifen- und Punktfundamente so genannte Flachgründungen. „Flach“ deshalb, weil das Fundament – man sagt auch: die Gründung – eben nur etwa 80 bis 150 cm tief in den Boden eingebracht wird. Es gibt aber auch Untergründe, deren oberste Bodenschichten sehr weich, nachgiebig oder wässrig sind, sodass sie als Baugrund für ein Fundament schlichtweg nicht in Frage kommen. Soll auf solchem Grund dennoch ein Gebäude entstehen, dann kann eine Pfahlgründung helfen.
Bei dieser Bauweise rammt oder bohrt man Pfähle so weit in den Untergrund, bis eine stabile Bodenschicht erreicht ist. Die Pfähle überbrücken die nicht tragfähigen Bodenschichten und sorgen dafür, dass die Gebäudelast tief in der Erde auf einem stabilen Untergrund abgetragen werden kann. Pfahlgründungen erfolgten in früheren Zeiten meist mit Baumstämmen, zum Beispiel in Venedig, heute überwiegen dagegen Pfähle aus Stahl oder Stahlbeton.
Schraubfundamente

Schraubfundamente tragen sogar komplette Holzhäuser.
Grafik: Krinner Schraubfundamente GmbH
Eine moderne Variante der Pfahlgründungen sind so genannte Schraubfundamente. Darunter versteht man eine alternative Form des Fundamentbaus, die vergleichsweise zeit- und kostensparend ist. Der Hersteller Krinner bietet beispielsweise riesige, bis zu fünf Meter lange Stahlschrauben, die in den Boden geschraubt werden und dort schwere Lasten tragen – ganz ohne Beton im Untergrund.
Die Krinner-Schraubfundamente werden einerseits für große Werbe- und Verkehrsschilder oder für Spielplatzgeräte, andererseits aber auch für komplette Häuser und Gewerbehallen eingesetzt. Die Montage erfolgt ganz ohne Erdaushub. Je nach Bodenbeschaffenheit und beabsichtigter Fundamentgröße stellt der Hersteller passende Maschinen zum Eindrehen der Schrauben zur Verfügung. Sie sind für alle Bodenarten einsetzbar, selbst in schwer lösbarem Felsgestein. Ein weiterer Vorteil: Die Schrauben lassen sich auch wieder leicht aus dem Boden entfernen. Das macht sie besonders geeignet für temporäre Bauten.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
freierjournalist@rolandgrimm.com
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